Das Kadett
hoffnungsvoll.
»Darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Schwachstelle der Kette lenken, welche uns fesselt? Es ist die Verbindung zwischen den Oserern und ihren Auftraggebern, den Peliern. Dort müssen wir den Hebel ansetzen meine Lieben.« Er blickte über die Veredelungsanlage hinaus ins All – ein Seher, dem eine Vision zuteil wird. »Wir werden ihnen den Geldhahn abdrehen!«
Erst kam die weiche, saugfähige Unterwäsche, dann die Anschlüsse für die Hygiene, dann die Stiefel, bei denen die piezoelektrischen Polsterungen sorgfältig auf die Punkte des größten Drucks auf Zehen, Fersen und Ballen abgestimmt waren. Baz hatte aus dem Raumanzug ein wahres Wunder vollbracht. Miles’ ungleich lange Beine steckten in Außenskelettschienen, die seine brüchigen Knochen technisch so gut wie normale machten.
Miles wünschte, Baz könnte sein Meisterwerk jetzt betrachten, aber Arde half Miles in die Apparate. Eigentlich wünschte Miles sich noch mehr, an Baz’ Stelle zu sein.
Die Aufklärung der Felicianer berichtete, dass an der pelischen Heimatfront alles ruhig sei. Baz und seine ausgewählten Experten, darunter als Startechnikerin Elena Visconti, hatten offenbar die dem Planeten zugewandte Grenze erfolgreich durchbrochen und bewegten sich an ihren Einsatzort. Dort sollte der Todesstreich geführt, der Schlussstein des Triumphbogens von Miles’ ehrgeizigen Hoffnungen eingesetzt werden. Es hatte ihm fast das Herz gebrochen, die Leute allein loszuschicken, aber der Verstand hatte gesiegt. Ein derartiges Kommandounternehmen war so kitzlig und erforderte höchstes technisches Können, dass er es nicht mit einem Laien wie ihm belasten konnte, zumal alles ohne Aufmerksamkeit zu erregen durchgeführt werden musste. Nein, hier konnte er mehr ausrichten.
Miles betrachtete die Waffenkammer seines Flaggschiffs. Man hatte das Gefühl in einer Umkleidekabine, einer Dockanlage und einem Operationssaal zugleich zu sein. Den Gedanken an Operationen schob er schnell weg – sein Magen meldete sich schmerzhaft. Später, nicht jetzt! Benimm dich jetzt ordentlich, dann führe ich dich später der Sanitäterin vor. Ich verspreche es dir.
Der Rest seines Sturmtrupps legte ebenso wie er Raumanzüge an und bewaffnete sich. Techniker überprüften Systeme bei möglichst wenig bunten Lichtern und leisen Audiosignalen. Die leisen Gespräche wurden konzentriert geführt. Es herrschte eine beinahe andächtige Stimmung, wie in einer Kirche, ehe der Gottesdienst beginnt. Alles war in Ordnung. Miles lächelte Elena ermutigend zu. Sie stand zwei Soldaten vor ihm in der Reihe. Er tat, als sei er ein kampferprobter Veteran und nicht sie. Elena lächelte nicht zurück.
Miles überprüfte geistig noch einmal ebenso sorgfältig seine Strategie, wie die Techniker die Ausrüstung.
Die Lohngelder der Oserer kamen in zwei Teilen. Erstens war da eine elektronische Überweisung von pelischen Geldern auf ein oserisches Konto in der pelischen Hauptstadt. Aus diesem Konto bezahlte die oserische Flotte, was sie an Ort und Stelle bezog. Miles hatte dazu einen Spezialplan. Der zweite Teil der Gelder bestand aus diversen galaktischen Währungen, hauptsächlich betanischen Dollar. Dies war der Profit in bar, welcher unter den Kapitän-Eignern Osers verteilt und nach Verlassen von Tau Verde dort ausbezahlt wurde, wo der Vertrag endete. Diese Summe wurde jeden Monat bar zu der Blockadestation von Osers Flaggschiff gebracht. Miles korrigierte sich grinsend – war gebracht worden.
Die erste dieser Bargeldlieferungen hatten sie verblüffend leicht im Raum abgefangen. Schließlich bestand die Hälfte von Miles’ Truppen aus Oserern. Einige hatten sogar früher bei der Lieferung mitgewirkt. Es hatte nur weniger Änderungen im Code bedurft, um sich dem pelischen Kurier als oserische Abholer glaubhaft zu machen. Als dann die echten Oserer kamen, waren Miles’ Leute längst außer Reichweite. Ein wahrer Schatz waren die Abschriften der folgenden Mitteilungen zwischen dem pelischen Kurier und den oserischen Abholern. Er bewahrte sie auf Botharis Sarg in seiner Kajüte, neben dem Dolch des Großvaters auf. Ich werde noch mehr bringen, Sergeant, das schwöre ich.
Die zweite Operation erfolgte vierzehn Tage später und war im Vergleich mit der ersten die reinste Schlägerei zwischen dem neuen, inzwischen schwer bewaffneten, pelischen Kurier und Miles’ drei Kriegsschiffen. Miles war so klug und hatte Tung das Kommando übertragen, nur ab und zu ein ›aha‹ oder
Weitere Kostenlose Bücher