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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ist die letzte Möglichkeit, Ihre Meinung noch zu ändern«, sagte Tung über die Kommunikationsleitung und nahm damit einen alten Streitpunkt wieder auf. »Wollen Sie wirklich die Oserer nicht doch erst nach der Übergabe angreifen, wenn sie von den pelischen Basen weiter entfernt sind?«
    »Nein! Wir müssen die Lohngelder entweder in die Hände bekommen oder zerstören, ehe sie übergeben werden. Danach ist es strategisch nutzlos.«
    »Nicht unbedingt. Wir könnten das Geld gut gebrauchen.«
    Allerdings, dachte Miles besorgt. Langsam wurde es eine mathematische Herausforderung, seine Schulden bei den Dendarii auszurechnen. Eine Söldnerflotte konnte Geld auch nicht schneller aufbrauchen, wenn die Schiffe mit Dampf liefen, und man das Geld direkt in die Öfen schaufelte. Noch nie hatte ein so kleiner Jemand so vielen so viel Geld geschuldet – und die Schulden wuchsen stündlich. Die Magenschmerzen breiteten sich wie die Saugfüße eines Kraken im Bauch aus. Das ist eine psychosomatische Illusion, beruhigte Miles sich.
    Die Sturmtruppe formierte sich und marschierte zu den Gleitern. Miles gab sich ruhig und versuchte mit jedem einzelnen ein paar persönliche Worte zu wechseln. Das schien bei den Leuten gut anzukommen. Er zählte sie durch und überlegte, wie viele Lücken es geben würde, wenn diese Mission beendet war. Verzeiht mir … Ihm fielen keine klugen Ideen mehr ein. Diesmal musste es auf Biegen und Brechen durchgeführt worden.
    Sie bewegten sich durch die Lukenkorridore in die wartenden Gleiter. Dies waren die schlimmsten Augenblicke, wenn alle darauf warteten, dass Tung sie wie Eier in Kartons losschickte. Sie waren so zerbrechlich wie Eier, und es sah auch scheußlich aus, wenn diese ›Eier‹ zerbrachen. Miles holte tief Luft und bereitete sich schon auf die üblichen Probleme in der Schwerelosigkeit vor.
    Er war völlig unvorbereitet auf den Schmerzanfall, der ihn so plötzlich überfiel, dass er sich krümmte und totenblass wurde. So schlimm war es ihm noch nie ergangen! Er konnte sich nicht einmal mehr am Haltegurt festhalten, sondern schwebte frei dahin. Du lieber Gott! Jetzt kam die tiefste Erniedrigung: Er würde sich im Raumanzug übergeben! Im nächsten Moment würden alle seine lächerliche Schwäche sehen. Es war einfach absurd für einen Kaiserlichen Offiziersanwärter, raumkrank zu werden! Absurd! Absurd! Er war immer absurd gewesen! Mit letzter Kraft schaltete er mit dem Kinn den Ventilator auf volle Kraft und den Sender aus. Es war wirklich nicht nötig, dass die Söldner ihren Kommandanten kotzen hörten.
    »Admiral Naismith?« Das war die Leitzentrale. »Ihre medizinischen Werte sehen nicht gut aus – eine telemetrische Überprüfung ist notwendig.«
    Das Universum schien sich in Miles’ Bauch zusammenzuziehen. Würgen, Spucken, Husten. Ein Strom ergoss sich aus seinem Mund. Er hatte an diesem Tag nichts gegessen. Wo kam das alles her?
    Ein Söldner packte ihn.
    »Admiral Naismith? Alles in Ordnung?« Er öffnete Miles’ Gesichtsplatte. »O verdammt!« Der Mann brüllte nur. »Sanitäter!«
    Miles wollte sagen: Reg dich nicht auf! Ich mache das selbst sauber … Rote Blutstropfen schwebten vor seinen Augen. Ja, es sah aus, wie richtiges Blut! »Nein«, wimmerte er. »Nicht jetzt …«
    Dann beförderten ihn Hände zurück in die Gleiterluke. Die Schwerkraft presste ihn zu Boden – wer, zum Teufel, hatte sie auf drei Ge verstärkt? – Hände nahmen ihm den Helm ab und schälten ihn wie einen Hummer aus seinem Anzug. Dann stülpte sein Magen wieder das Innerste nach außen.
    Elenas Gesicht – beinahe so weiß wie seins – war über ihm. Sie zog ihren Servohandschuh aus und nahm seine Hand. »Miles!«
    Wahrheit ist, wie du sie vermittelst …
    »Commander Elena Bothari!«, krächzte er, so laut er konnte. Um ihn herum ein Ring verängstigter Gesichter. Seine Dendarii. Seine Leute. Für sie alle musste es sein! »Übernehmen Sie!«
    »Ich kann nicht!« Ihr Gesicht war blass vor Entsetzen und Angst. Mein Gott, dachte Miles, ich muss aussehen wie der Sergeant, als er verblutete. Ich muss ihr versichern, dass es nicht so schlimm ist … silberschwarze Kreise drehten sich vor seinen Augen und verdeckten Elenas Gesicht. Nein! Noch nicht …
    »Lehnslady. Du kannst! Du musst! Ich bin bei dir!«
    Dann packte ihn irgendein sadistischer Riese. »Du bist eine echte Vor, ich nicht … Die müssen uns in den Replikatoren vertauscht haben.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Vorwärts

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