Das Kadett
zahlenmäßige Unterlegenheit, weit überzogene Anforderungen von Personal und Ausrüstung und miserable zeitliche Abstimmung hin, wobei auch nicht Anzüglichkeiten auf die Persönlichkeit der Befürworter der Pläne fehlten. In kurzer Zeit fand eine klassische Schlammschlacht übler Beschimpfungen statt. Normalerweise gebot Tung diesen Auswüchsen energisch Einhalt, doch diesmal war er einer der Hauptstreiter.
»Verdammt noch mal, kapiert es doch endlich!«, brüllte der Kshatrysche Lieutenant und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir können das Wurmloch nicht direkt nehmen. Das wissen wir doch! Konzentrieren wir uns lieber auf etwas, das machbar ist. Handelsschiffe – wir könnten sie aufbringen und eine Gegenblockade …«
»Neutrale galaktische Schiffe angreifen?«, kreischte Auson. »Wollen Sie uns etwa alle an den Galgen bringen?«
»Galgen sind nicht mehr in Mode«, korrigierte Thorne ihn, was ihm nur wütende Blicke einbrachte.
»Nein, alles Unsinn«, rief Auson. »Die Pelier haben in diesem gesamten System überall kleine Basen, Sie könnten wir angreifen. Wie Partisanen – blitzschnell zuschlagen und dann im Sand verschwinden.«
»In welchem Sand?«, höhnte Tung. »Da draußen ist nichts, wo wir unseren Arsch verstecken können. Außerdem kennen die Pelier unsere Heimatadresse. Es ist ein Wunder, dass sie noch nicht einen riesigen Meteorschauer durch diese Anlage gejagt haben. Jeden Plan, der nicht schnell durchführbar ist, könnt ihr euch sonstwo hinstecken.«
»Wie wäre es mit einem Schlag gegen die Hauptstadt der Pelier?«, schlug der Cetagandische Captain vor. »Ein Selbstmordkommando wirft eine Atombombe ab …«
»Und Sie melden sich als erster freiwillig?«, höhnte der Kshatryer. »Das klingt beinahe nicht übel.«
»Die Pelier haben eine Transit-Schifffahrts-Station in einer Umlaufbahn um den sechsten Planeten«, meinte der Tau Cetaner. »Ein Überfall dort …«
»… mit der Streuwaffe der Bahnelektronen und …«
»… Sie sind ein Idiot …«
»… einzelne Schiffe überfallen …«
Miles Eingeweide wanden sich wie paarende Schlangen. Er rieb sich das müde Gesicht und meldete sich zum ersten Mal zu Wort. Dies kam so unerwartet, dass er sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte.
»Ich kenne Menschen, die mit ähnlicher Methode Schach spielen. Da sie nicht wissen, wie sie ein Schachmatt erreichen können, verbringen sie die Zeit damit, die unwichtigen Figuren vom Brett zu schaffen, bis zum Schluss das Spiel so überschaubar geworden ist, dass auch sie es kapieren. Dann sind sie glücklich. Der perfekte Krieg ist ein Schachmatt eines Narren.«
Dann stützte er wieder das Gesicht auf die Hände und schwieg. Nach kurzem Schweigen machte sich Enttäuschung breit, und der Kshatryer feindete weiter den Cetagander an. Das Stimmengewirr rauschte über Miles hinweg. Schließlich schob General Halify den Stuhl zurück.
Niemand beachtete Miles, dessen Augen plötzlich sich verengten. »Verdammt noch mal!«, flüsterte er. »Es ist nicht hoffnungslos!«
Er setzte sich auf. »Ist jemand schon aufgefallen, dass wir das Problem vom falschen Ende aus angehen?« Seine Worte gingen unter. Nur Elena in der Ecke sah sein Gesicht. Wie eine Sonnenblume wandte sie sich ihm zu.
Keine beschämende Flucht in der Dunkelheit, sondern ein Monument! Das würde er aus diesem Krieg machen. Jawohl …
Miles zog den Dolch seines Großvaters aus der Scheide und wirbelte ihn durch die Luft. Klirrend blieb er in der Tischmitte stecken. Dann kletterte Miles auf den Tisch, um den Dolch herauszuziehen.
Plötzlich herrschte atemlose Stille. Nur Auson murmelte leise: »Ich dachte, dieses Plastik würde nicht verkratzt.« Vor ihm war der Dolch gelandet.
Miles zog den Dolch heraus, steckte ihn wieder in die Scheide und marschierte auf der Tischplatte auf und ab. Eine Beinschiene quietschte in letzter Zeit ekelhaft. Er musste sie bald von Baz reparieren lassen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet.
»Anscheinend ist es Ihnen, Ladies, Gentlemen und den anderen entgangen, dass die den Dendarii gestellte Aufgabe nicht lautet, die Oserer physisch zu vernichten, sondern sie lediglich als Streitmacht im örtlichen Raum auszuschalten. Wir brauchen daher nicht unsere Kräfte zu schwächen, indem wir ihre Stärken angreifen.«
Die Gesichter der Anwesenden folgten ihm wie Eisenspäne einem Magneten. General Halify ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. Die Gesichter von Baz und Arde leuchteten
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