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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Commodore Jesek den gleichen Gehorsam entgegenbringt wie mir.« Er schaute auf Baz hinab. »Er wird euch nie verlassen!«
    Miles spürte, wie die Schulter des Ingenieurs unter ihm zitterte. Es war absurd, denn Jesek wusste am besten, dass Miles ein Hochstapler war … »Ich danke euch allen und sage euch, lebt wohl!«
    Dann ließen sie ihn zu Boden. Er kam ziemlich hart auf. »Und möge Gott mir gnädig sein. Amen«, murmelte er leise. Winkend und lächelnd ging er rücklings zur Anschlussröhre.
    Jesek flüsterte ihm noch schnell ins Ohr: »Mylord, ehe du gehst, würdest du mir verraten, welchem Haus ich diene?«
    »Das hast du noch nicht herausgebracht?« Miles schaute Elena verblüfft an.
    Botharis Tochter zuckte nur die Achseln. »Sicherheitsgründe.«
    »Also, ich will es nicht in die Menge schreien – aber solltest du je eine Livrée kaufen – was bestimmt nicht geschehen wird – dann kaufe dir eine braun-silberne.«
    »Aber …« Baz wurde blass. »Aber das ist …«
    Miles grinste. »Bring’s ihm vorsichtig bei, Elena.«
    Dann bot ihm die Anschlussröhre Zuflucht und Stille. Draußen riefen die Dendarii wieder im Chor. »Naismith! Naismith!« Der felicianische Pilot geleitete Elli Quinn an Bord, Ivan folgte. Als letzte Person sah Miles noch Elena. Und durch die Menge bahnte sich eine Frau mit ernstem und nachdenklichem Gesicht einen Weg zu ihr: Elena Visconti.
    Der felicianische Pilot verriegelte die Luke, ließ Luft in die Versiegelung und ging voraus in den Navigations- und Kommunikationsraum.
    »O Mann«, bemerkte Ivan respektvoll. »Das war ein Auftritt! Die fressen dir aus der Hand. Du musst dich doch jetzt noch schwindliger als ich fühlen – auf psychischen Wogen oder so.«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Miles.
    »Wieso nicht? Also ich würde ausflippen.« Eine Spur Neid war nicht zu überhören.
    »Ich heiße ja nicht Naismith.«
    Ivan machte den Mund auf und gleich wieder zu und musterte seinen Vetter von der Seite. Die Monitore waren eingeschaltet, und man sah die Veredelungsanlage. Das Schiff legte ab. Miles versuchte, das Dock im Auge zu behalten; aber bald wusste er nicht mehr, war es das vierte oder das fünfte von links.
    »Verdammt!« Ivan steckte die Daumen in den Gürtel und wiegte sich auf den Fersen. »Ich bin immer noch geplättet. Du kommst hier mit nichts an, und innerhalb von vier Monaten hast du nicht nur deren Krieg völlig umgekrempelt, sondern auch noch sämtliche Murmeln eingesackt.«
    »Ich will keine Murmeln«, widersprach Miles ungeduldig. »Wenn man mich mit Murmeln in der Tasche erwischt, bedeutet das meinen Tod. Hast du das schon vergessen?«
    »Ich verstehe dich nicht«, beschwerte sich Ivan. »Ich dachte, du wolltest immer unbedingt Soldat werden. Hier hast du in richtigen Schlachten gekämpft, eine ganze Flotte befehligt, mit phantastisch wenig Verlusten jede Taktik über den Haufen geworfen …«
    »Denkst du etwa das von mir? Dass ich hier Soldat gespielt habe?«
    Miles fing wieder an, ruhelos auf und ab zu gehen. Dann blieb er stehen und senkte beschämt den Kopf. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht habe ich es getan und einen Riesenfehler begangen. Ich habe Tag um Tag damit vergeudet, mein Ego zu stärken, während zu Hause Vordrozdas Meute meinen Vater erbarmungslos hetzte. Und jetzt fünf Tage aus dem verdammten Fenster starren – während sie ihn töten …«
    »Ach, deshalb bist du so nervös«, sagte Ivan. »Keine Angst! Wir schaffen es schon nach Hause.« Dann fuhr er in einem weit weniger überzeugten Ton fort: »Miles, angenommen, du hast recht mit dieser ganzen Sache – was machen wir, wenn wir wieder zu Hause sind?«
    Miles lächelte gezwungen, wie schon so oft in letzter Zeit. »Mir wird schon etwas einfallen.« Dann drehte er sich um und betrachtete die Bildschirme. Dabei dachte er stumm nach. In Bezug auf die Verluste irrst du dich, Ivan. Sie waren enorm hoch.
    Die Veredelungsanlage und die Schiffe darum wurden zu winzigen Punkten, Fünkchen. Wasser in den Augen. Dann waren sie verschwunden.

 
KAPITEL 20
     
    Die betanische Nacht war heiß, selbst unter der Schutzkuppel, welche die Vorstadt Silica abschirmte. Miles berührte die Silberkreise auf Stirn und Schläfen und betete, dass der Schweiß nicht den Klebstoff löste. Er hatte den betanischen Zoll mit der frisierten Identifikationskarte des felicianischen Piloten passiert. Aber es wäre übel, wenn die angeblichen Implantate ihm plötzlich über die Nase rutschten.
    Kunstvoll gezogene

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