Das Kadett
gehören nicht vor den Rat der Grafen. Wenn Sie so etwas vorbringen wollen, dann vor einen Militärgericht, Sie Verräter!«
»Wo Admiral Hessman sich allein verteidigen muss, da Sie, Graf Vordrozda, dort nicht angeklagt werden können, was ausgesprochen günstig für Sie ist«, erklärte Miles prompt.
Graf Vorkosigan legte die Faust aufs Pult und beugte sich zu Miles vor. Seine Lippen formten stumm die Aufforderung: Ja, weiter, weiter …
Ermutigt sprach Miles jetzt lauter: »Er wird dort allein stehen und auch allein sterben, da er keine Zeugen dafür hat, dass Sie ihm den Befehl gaben, diese Verbrechen auszuführen. Es gab doch keine Zeugen, oder Admiral? – Glauben Sie wirklich, dass Graf Vordrozda so treu zu einem Kameraden hält, dass er diesen Befehl zugibt, um ihn zu retten?«
Hessman war totenblass. Er atmete schwer. Sein Blick flackerte zwischen Vordrozda und Ivan hin und her. Miles sah die aufsteigende Panik in seinen Augen.
Vordrozda fuchtelte wild mit den Armen und zeigte auf Miles.
»Mylords, das ist keine Verteidigung. Er hofft nur, durch diese wilden Gegenbeschuldigungen seine eigene Schuld zu verschleiern. Es ist ein unerhörter Verstoß gegen die Ordnung! Mylord Hüter der Ordnung, ich wende mich an Sie, die Ordnung wiederherzustellen!«
Der Lord Hüter der Ordnung wollte aufstehen, setzte sich aber wieder, als ihn ein Blick des Grafen Vorkosigan durchbohrte.
»Es ist zwar höchst ungebührlich …« Dann schwieg er. Graf Vorkosigan lächelte beifällig.
»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Vordrozda«, rief Miles. »Werden Sie für Admiral Hessman sprechen?«
»Untergebene haben immer wieder Ausschreitungen begangen, ohne dazu autorisiert zu sein, wie uns die Geschichte lehrt«, begann Vordrozda.
Er windet und schlängelt sich doch noch raus! Nein! Ich kann auch wendig sein.
»Ach, dann geben Sie also zu, dass er Ihr Untergebener ist?«
»Aber keineswegs«, protestierte Vordrozda. »Unsere einzige Verbindung besteht im gemeinsamen Interesse für das Wohl des Imperiums!«
»Keine Verbindung, Admiral Hessman! Haben Sie das gehört? Wie fühlt man sich, wenn man so aalglatt ein Messer in den Rücken bekommt? Ich wette, Sie spüren kaum, wie die Klinge immer tiefer gleitet. So wird es bis zum Ende sein, das ist Ihnen doch klar, oder?«
Hessmans Augen quollen hervor. Er sprang auf.
»O nein!«, rief er. »Sie haben die Sache ausgeheckt, Vordrozda! Und wenn ich untergehe, nehme ich Sie mit!« Er zeigte auf Vordrozda. »Er kam zu mir nach Winterfair und wollte die neuesten militärischen Geheimdienstmeldungen über Vorkosigans Sohn …«
»Halten Sie den Mund, Mann!«, rief Vordrozda verzweifelt. »Kein Wort mehr!« Blitzschnell fasste er unter die scharlachrote Robe und holte eine blitzende Nadelpistole hervor. Die Mündung zielte direkt auf den Admiral. Plötzlich erstarrte Vordrozda und betrachtete die Waffe in seiner Hand, als sei diese ein giftiger Skorpion.
»Und wer verstößt jetzt gegen die Ordnung dieser hohen Versammlung?«, fragte Miles spöttisch.
Die barrayaranische Aristokratie wahrte immer noch militärische Haltung. Das Ziehen einer tödlichen Waffe in Gegenwart des Kaisers löste einen sofortigen Reflex aus. Zwanzig oder dreißig Männer sprangen auf.
Nur auf Barrayar konnte die Bedrohung mit einer geladenen Nadelpistole dazu führen, dass die Leute darauf zu liefen, anstatt davon. Andere sprangen zwischen Vordrozda und den Hochsitz des Kaisers. Vordrozda wirbelte herum und zielte jetzt nicht mehr auf Hessman, sondern seinen Peiniger. Miles stand stockstill, gebannt von dem winzigen schwarzen Auge der Waffe. War es nicht faszinierend, dass die Hölle einen so kleinen Eingang haben konnte …
Vordrozda wurde von einer Menschenlawine in flatternden Roben niedergewalzt, Ivan hatte die Ehre, ihm als erster einen Schlag zu versetzen, der ihn in die Knie zwang.
Miles stand vor seinem Kaiser. Es herrschte wieder Ruhe im Saal. Die, welche ihn gerade noch beschuldigt hatten, waren abgeführt worden. Jetzt kam erst das richtige Tribunal.
Gregor seufzte und winkte den Lord Hüter der Ordnung zu sich. Sie berieten sich kurz.
»Der Kaiser wünscht und braucht eine Vertagung um eine Stunde, um die neuen Aussagen zu überprüfen, dazu als Zeugen Graf Vorvolk und Graf Vorhalas.«
In dem Privatgemach hinter dem Podest versammelten sich außer Gregor noch Graf Vorkosigan, Miles und Ivan, und die beiden Zeugen, welche Gregor nach merkwürdigen Gesichtspunkten gewählt
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