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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Schulden auf Beta zu begleichen, darunter auch die ›Investition‹ seiner Großmutter. Leicht verwirrt erklärte sie sich bereit, die anderen Beträge zu verteilen.
    Der größte Haufen war für Elli Quinns neues Gesicht. Miles schluckte, als er von seiner Großmutter den Preis für den besten Chirurgen hörte. Zum Schluss hatte er nur noch ein mageres Bündel in der Hand.
    Ivan lachte. »Bei Gott, Miles, du hast wirklich einen Riesenprofit gemacht. Ich glaube, du bist seit fünf Generationen der erste Vorkosigan, der das geschafft hat. Muss das schlechte betanische Blut sein.«
    Miles betrachtete wehmütig die Dollar. »Es wird anscheinend tatsächlich zur Familientradition. Mein Vater gab zweihundertfünfundsiebzigtausend Mark an dem Tag aus, an dem er die Regentschaft niederlegte, nur damit in der Kasse derselbe Betrag war, wie an dem Tag, an dem er sie sechzehn Jahren zuvor übernommen hatte.«
    Ivan zog die Brauen hoch. »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Ja, deshalb hat das Haus der Vorkosigans voriges Jahr kein neues Dach bekommen. Ich glaube, das war das einzige, was meine Mutter bedauerte. Ansonsten war es fast lustig zu überlegen, wo man das Zeug am besten unterbrachte. Das Kaiserliche Waisenhaus hat ein ordentliches Paket abbekommen.« Aus reiner Neugier fragte Miles schnell die Börsenkurse auf der Komkonsole ab. Felicianische Millifenige waren wieder dabei, mit einer Rate von 1,206 Millifenige zu einem betanischen Dollar; aber wenigstens wurden sie wieder gehandelt. In der vorigen Woche hatte die Rate 1,459 zum Dollar betragen.
    Doch dann gab es kein Halten mehr. Miles trieb zur Eile an.
    »Wenn wir mit dem felicianischen Schnellkurier einen Tag Vorsprung herausholen«, erklärte er seiner Großmutter, »müsste, das reichen. Danach kannst du die Botschaft anrufen und sie aus ihrem Elend erlösen.«
    »Ja.« Sie lächelte. »Der arme Lieutenant Croye war überzeugt, er müsse den Rest seiner Karriere als einfacher Soldat an einem gottverlassenen Ort Wache stehen.«
    An der Tür blieb Miles noch einmal stehen. »Ach ja – wegen Tav Calhoun …«
    »Ja?«
    »Du kennst doch die Besenkammer des Hausmeisters im ersten Stock?«
    »Vage.« Sie blickte ihn beunruhigt an.
    »Bitte doch jemand, dort morgen früh mal nachzusehen – aber keinesfalls früher.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen«, versicherte sie ihm.
    »Nun komm schon, Miles«, rief Ivan.
    »Nur noch eine Sekunde.«
    Miles lief schnell zurück zu Elli Quinn, die immer noch gehorsam im Wohnzimmer saß. Er drückte ihr das Bündel Banknoten, das er noch übrig hatte, in die Hand.
    »Kampfbonus«, flüsterte er ihr zu. »Für oben. Sie haben ihn verdient.« Dann küsste er ihr die Hand und lief hinter Ivan her.

 
KAPITEL 21
     
    Miles drehte mit dem Leichtflieger eine sanfte Runde um Schloss Vorhartung. Am liebsten wäre er im Sturzflug direkt im Schlosshof gelandet. Das Eis war gebrochen, und der Fluss schlängelte sich durch die Hauptstadt Vorbarr Sultana. Die Schneeschmelze auf den Dendarii Bergen weit im Süden färbte sein eiskaltes Wasser grünlich. Das uralte Schloss stand auf einer Klippe, so dass die Thermik den Flieger vom Fluss emportrug.
    Dahinter breitete sich die moderne Stadt kilometerweit aus. Man hörte den Lärm und sah die Lichter des morgendlichen Verkehrs. Auf den Parkplätzen vor dem Schloss standen alle möglichen Fahrzeuge und Gruppen von Männern in fast fünfzig verschiedenen Livrées. Ivan saß neben Miles und zählte die Banner, die im kalten Frühlingswind auf den Zinnen knatterten.
    »Das ist eine Vollversammlung des Rats«, sagte Ivan. »Ich glaube kaum, dass ein Banner fehlt – sogar das von Graf Vorhala ist da, und er war seit Jahren nicht mehr dabei. Die müssen ihn reingetragen haben! Meine Güte, Miles! Da ist auch das Kaiserliche Banner – Gregor persönlich ist anwesend.«
    »Das konntest du schon daran erkennen, dass auf dem Dach die Kerle in kaiserlicher Livrée mit Flugabwehrplasmagewehren standen«, bemerkte Miles. Innerlich zitterte er. Die Mündung einer dieser Waffen folgte ihnen wie ein misstrauisches Auge.
    Langsam und vorsichtig setzte er den Flieger innerhalb des aufgemalten Kreises vor den Schlossmauern auf.
    »Weißt du, Miles, dass wir wie komplette Idioten aussehen, wenn wir da hineinstürmen und es nur um eine Debatte über Wasserrechte oder Ähnliches geht«, meinte Ivan.
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, gab Miles zu. »Es war ein kalkuliertes Risiko, ohne Voranmeldung

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