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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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über Elenas Sohle. Dann ließ er den Apparat die Abdrücke vergleichen. »Wenn man die Veränderungen vom Säugling zum Erwachsenen berücksichtigt – mein Gott, Elena, das bist du!« Er platzte fast vor Stolz. Wenn er nicht Soldat werden konnte, lag vielleicht eine glänzende Zukunft als Detektiv vor ihm …
    Elenas dunkle Augen schienen ihn zu durchbohren. »Aber was bedeutet das?« Ihr Gesicht wurde plötzlich starr. »Habe ich keine … war ich … bin ich eine Art Klon oder ein biotechnisches Produkt?« Ihre Augen wurden feucht, mit zitternder Stimme fuhr sie fort: »Habe ich denn keine Mutter? Keine Mutter, und alles war nur …«
    Das Triumphgefühl über die erfolgreiche Identifizierung verließ Miles angesichts ihrer Verzweiflung. Idiot! Jetzt hatte er ihren Traum von der Mutter in einen Alptraum verwandelt – nein, es war ihre eigene Vorstellungskraft, die das tat. »Aber, nein! Keineswegs! Was für eine Idee! Du bist eindeutig die Tochter deines Vaters – das soll keine Beleidigung sein – das heißt doch nur, dass deine Mutter auf Escobar ums Leben kam und nicht hier. Und überhaupt …« Er sprang auf und erklärte dramatisch: »Bist du dadurch meine lang verloren geglaubte Schwester!«
    »Was?«, meinte Elena verwirrt.
    »Na klar! Jedenfalls gibt es eine Siebzehntel Chance, dass wir aus dem selben Replikator stammen.« Er versuchte, sie durch theatralische Bewegungen aus ihrem Entsetzen zu reißen. »Meine Siebzehntel Zwillingsschwester! Wir befinden uns im Fünften Akt! Frohlocke!«
    »Das heißt, dass du in der nächsten Szene den Prinzen heiratest!« Elena lachte trotz der Tränen. Jemand rüttelte an der Tür. Der Corporal sagte unnötig laut: »Guten Abend, Sir!«
    »Meine Schuhe! Schnell gib mir die Strümpfe!«, zischte Elena. Miles warf sie ihr zu, schaltete das Gerät aus und versiegelte es blitzschnell. Dann stürzte er aufs Sofa, packte Elena um die Taille und riss sie zu sich herunter.
    Sie kicherte und schimpfte, während sie mit dem zweiten Schuh kämpfte. Eine Träne glitzerte noch auf der Wange. Miles griff in ihr schimmerndes Haar und zog ihr Gesicht zu dem seinen. »Wir müssen es echt aussehen lassen. Ich will auf keinen Fall Captain Koudelkas Verdacht erregen.« Gleich darauf war sein Grinsen verschwunden. Er blickte sie ernst an. Dann vereinigten sich ihre Lippen mit seinen.
    Das Licht ging an. Sie fuhren auseinander. Miles warf einen Blick über Elenas Schulter. Ihm blieb die Luft weg.
    Captain Koudelka, Sergeant Bothari und Graf Vorkosigan! Captain Koudelka hatte einen hochroten Kopf. Ein Mundwinkel ging nach oben, als wiche er einem enormen inneren Druck. Er blickte zu den beiden anderen und war sofort wieder ernst. Das faltige Gesicht des Sergeants war eisig. Die Miene des Grafen verdüsterte sich zusehends.
    Miles atmete wieder tief durch. »Also schön«, sagte er ganz oberlehrerhaft. »Nach: ›Gewährt mir diese Gunst‹ sagst du dann die nächste Zeile: ›Mit vollem Herzen! Denn groß ist meine Freude, dich so als Büßer hier zu seh’n.‹« Dann blickte er – keineswegs bußfertig – zu seinem Vater auf. »Guten Abend, Sir, Brauchst du den Raum? Wir können auch woanders üben …«
    »Ja, gehen wir.« Blitzschnell hatte Elena das Stichwort aufgenommen. Sie brachte ein leicht dümmliches Lächeln für die Erwachsenen zustande, als Miles sie in Sicherheit brachte. Captain Koudelka lächelte herzlich zurück. Dem Grafen gelang es, Elena anzulächeln und gleichzeitig Miles einen finsteren Blick zuzuwerfen. Die Miene Botharis war demokratisch ausdruckslos. Der Wachposten grinste übers ganze Gesicht als die beiden den Korridor hinunterliefen.
    »Es kann nichts schiefgehen, ja?«, fuhr Elena Miles an, als sie im Lift nach oben fuhren.
    Er führte mitten in der Luft eine Pirouette aus. »Ein strategisch geordneter Rückzug! Was kannst du mehr verlangen, wenn der Feind in der Überzahl und besser bewaffnet ist und einen höheren Rang hat? Wir haben nur das alte Theaterstück einstudiert. Sehr kultiviert. Wer könnte dagegen Einwände haben? Ich finde, dass ich ein Genie bin.«
    »Und ich finde, dass du ein Idiot bist!«, widersprach sie heftig. »Mein zweiter Strumpf hängt über deiner Schulter.«
    »Oh!« Er drehte den Kopf und nahm das durchsichtige Etwas vorsichtig ab. Kleinlaut lächelnd hielt er ihr den Strumpf entgegen. »Ich schätze, das hat keinen übermäßig guten Eindruck gemacht.«
    Elena funkelte ihn wütend an und riss ihm den Strumpf aus der Hand. »Und

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