Das Kadett
ich noch Kind war, dann hätte ich zwei Geburtstage verlangen können: Einen, als Mutter den Kaiserschnitt hatte, einen, als sie mich endlich aus dem Replikator zog.«
»Weichen haben deine Eltern genommen?«
»Den Kaiserschnitt-Tag. Ich bin froh. Dadurch bin ich Sechs Monate jünger als du. Sonst wärst du fast ein Jahr älter – und man hat mich immer vor älteren Frauen gewarnt.« Mit seinem Geplapper hatte er sie zum lachen gebracht. Er entspannte sich etwas.
Dann starrte er wieder mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm und gab einen neuen Suchbefehl ein. »Das ist komisch«, murmelte er.
»Ein geheimes, militärisches, medizinisches Forschungsprojekt – und mein Vater ist Direktor dieses Projekts.«
»Ich wusste gar nicht, dass er auch in der Forschung war«, sagte Elena. Sie klang ungemein beeindruckt. »Er ist wirklich viel herumgekommen.«
»Das ist ja so komisch. Er war Taktiker beim Stab und hatte meines Wissens nie etwas mit Forschung zu tun.« Bei der nächsten Frage tauchte der inzwischen vertraute Code auf. »Verflucht! Wieder versiegelt! Da stellt man eine einfache Frage und rennt einfach gegen eine Mauer … Da ist Dr. Vaagen. Er trägt Gummihandschuhe und schüttelt meinem Vater die Hand. Vaagen hat offenbar die eigentliche Arbeit gemacht. Das erklärt es. Ich will unter dieses verdammte Siegel …« Er pfiff tonlos vor sich hin, starrte ins Leere und trommelte mit den Fingern.
Elena schaute ihn besorgt an. »Du hast diesen störrischen Ausdruck«, sagte sie nervös. »Vielleicht sollten wir besser aufhören. Es ist jetzt eigentlich auch nicht mehr so wichtig.«
»Illyans Zeichen ist hier nicht drauf. Vielleicht ist es möglich …«
Elena biss sich auf die Lippe. »Hör zu, Miles, es ist wirklich nicht …«
Aber schon drückte er los.
»Was machst du?«
»Ich versuche einen von Vaters alten Eingangscodes. Bis auf ein paar Ziffern kenne ich sie.«
Elena schluckte.
»Jackpot!«, rief Miles leise, als der Schirm endlich die Daten ausspuckte. Begierig las er. »Also daher kamen diese Gebärmutterreplikatoren! Sie haben sie von Escobar mitgenommen, nachdem die Invasion fehlgeschlagen war. Kriegsbeute, mein Gott! Siebzehn Stück, geladen und funktionstüchtig! Damals muss das absolute Hightech gewesen sein. Ob die Dinger aus einer Plünderung stammen?«
Elena wurde blass. »Miles – man hat doch nicht etwa Menschenversuche gemacht, oder? Dein Vater hätte niemals eingewilligt …«
»Ich weiß nicht. Dr. Vaagen kann ziemlich fanatisch sein, wenn es um seine Forschung geht …« Erleichterung klang aus seiner Stimme. »Ja, jetzt sehe ich, was sich abspielte … Schau her …« Der Holobildschirm spielte wieder eine Dokumentation in der Luft ab. Miles fuhr mit dem Finger hindurch. »Man hat alle ins Kaiserliche Waisenhaus geschickt. Es müssen Kinder unserer Soldaten gewesen sein, die auf Escobar ums Leben kamen.«
»Kinder von Männern, die auf Escobar starben?« Elenas Stimme klang gepresst. »Aber wo sind die Mütter?« Die beiden schauten sich an.
»Aber wir hatten nie Frauen bei der Armee, ausgenommen ein paar zivile Medizinisch Technische Assistentinnen«, sagte Miles.
Elenas lange Finger krallten sich in seine Schulter. »Sieh dir die Daten an!« Er ließ den Film noch einmal durchlaufen.
»Miles!«
»Ja, ich sehe es.« Er hielt das Bild an. »Weiblicher Säugling in die Fürsorge Admiral Aral Vorkosigans übergeben. Nicht mit dem Rest ins Waisenhaus gebracht.«
»Das Datum, Miles! Das ist mein Geburtstag!«
Er befreite sich von ihren Fingern. »Ja, ich weiß. Aber bitte, brich mir nicht das Schlüsselbein.«
»Kann ich das sein? Bin ich das?« Elenas Gesicht spiegelte Hoffnung und Entsetzen.
»Ich … es sind alles Zahlen, verstehst du«, antwortete er vorsichtig. »Aber hier haben wir jede Menge medizinischer Identifikationen: Fußabdrücke, Netzhaut, Blutgruppe – Stell mal deinen Fuß drauf!«
Elena zog schnell Schuhe und Strümpfe aus. Miles half ihr, den rechten Fuß auf die Holovidplatte zu setzen. Er musste sich zusammenreißen, nicht mit der Hand über das unglaublich schöne Bein und den Schenkel zu streicheln, der unter dem Rock hervorkam. Haut wie das Blütenblatt einer Orchidee! Er biss sich auf die Lippe. Schmerzen! Schmerzen würden helfen, klar zu sehen. Die Hosen saßen plötzlich verdammt stramm. Er hoffte, Elena würde es nicht bemerken …
Mit Hilfe des optischen Laserprüfers konnte er noch schärfer einstellen. Ein rotes Licht huschte
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