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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ich dir nicht! Du würdest nur die Nerven verlieren, wie damals, als wir in Vorkosigan Surleau herumschnüffelten und das Versteck mit den alten Partisanenwaffen gefunden haben. Nie wieder im Leben bekommst du die Chance, einen dieser alten Panzer zu fahren, das ist dir doch klar, oder?«
    Elena stieß einen undefinierbaren Laut aus. Offenbar war die Erinnerung an diesen Vorfall sehr lebendig und grauenvoll, obwohl sie nicht in den Erdrutsch geraten war. Aber trotzdem folgte sie Miles.
    Die beiden betraten vorsichtig die schon dunkel werdende Bibliothek unten. Miles blieb stehen und lächelte den Wachposten davor an. Dann raunte er ihm vertraulich zu: »Könnten Sie vielleicht an die Tür klopfen, Corporal, wenn jemand kommt? Wir … äh … würden es sehr schätzen, nicht plötzlich gestört zu werden.«
    Der Wachposten grinste verständnisvoll zurück. »Selbstverständlich, Lord Mi … Lord Vorkosigan.« Er beäugte Elena abschätzend mit hochgezogener Braue.
    »Miles!«, flüsterte Elena wütend, sobald die Tür geschlossen war und das Stimmengewirr und das Klirren der Gläser und des Bestecks, sowie die leisen Schritte der Besucher verstummt waren, die in den anschließenden Räumen Piotr Vorkosigan die letzte Ehre erwiesen. »Ist dir klar, was der Mann jetzt denkt?«
    »Ein Schelm, wer Böses dabei denkt«, sagte Miles leichtfertig über die Schulter hinweg. »Hauptsache, dass er nicht daran denkt.« Er legte die Hände um das Schloss der Komkonsole mit dem doppelt verschlüsselten Code, durch den man Zugang zum militärischen Hauptquartier und in die kaiserliche Residenz hatte. Das Gerät stand unauffällig vor dem kunstvoll gemeißelten Marmorkamm. Elena blieb überrascht der Mund offen, als sich plötzlich der Kraftschirm öffnete. Mit wenigen Handgriffen hatte Miles die Holovid-Scheiben aktiviert.
    »Ich dachte, das sei absolut geheim«, stieß Elena hervor.
    »Ist es. Aber Captain Koudelka hat mir ein paar Nachhilfestunden gegeben, als ich noch …« – er verzog schmerzlich das Gesicht und winkte ab – »… studierte. Er zapfte die Kampfcomputer an – die echten im Hauptquartier – und ließ die Simulationen für mich ablaufen. Ich dachte mir, dass er vergessen hat, mich auszusperren …« Miles vertiefte sich, ein Zahlengewirr von komplizierten Befehlen einzugeben.
    »Was machst du?«, fragte Elena nervös.
    »Captain Koudelkas Code eingeben, um Zugang zu militärischen Personalakten zu bekommen.«
    »O mein Gott Miles!«
    »Keine Angst.« Er tätschelte ihre Hand. »Wir knutschen hier doch nur. Hast du vergessen? Heute Abend kommt höchstens Captain Koudelka hier herein, und ihm ist es egal. Es kann nichts schiefgehen. Ich dachte, wir fangen mit den Dienstakten deines Vaters an. Na bitte!«
    Die Holovidplatte schickte die schriftlichen Daten auf den flachen Bildschirm. »Da muss auch etwas über deine Mutter drinstehen, das uns hilft, das Geheimnis zu lüften.« Miles machte eine Pause und lehnte sich verblüfft zurück. Dann rief er schnell mehrere Seiten hintereinander ab.
    »Was ist?«, fragte Elena aufgeregt.
    »Ich wollte einen Blick auf die Zeit um deine Geburt werfen. Er hat doch kurz davor den Dienst quittiert, oder?«
    »Stimmt.«
    »Hat er je gesagt, dass man ihn gegen seinen Willen aus medizinischen Gründen entließ?«
    »Nein.« Elena blickte Miles über die Schulter. »Das ist komisch. Da steht gar kein Grund.«
    »Ich sage dir, was noch komischer ist: Alle seine Unterlagen für den Großteil des vorhergehenden Jahres sind versiegelt. Deine Geburtszeit. Und der Code dabei ist – sehr heiß! Ich kann ihn nicht knacken, ohne eine Rückfrage auszulösen, und das würde dazu führen – ja, das ist Captain Illyans persönliches Zeichen. Auf keinen Fall möchte ich mit ihm sprechen.« Miles blieb fast das Herz stehen bei dem Gedanken, die Aufmerksamkeit des Chefs des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes zu erregen.
    »Eindeutig«, sagte Elena und blickte Miles fasziniert an.
    »Nun, dann wollen wir mal ’ne kleine Zeitreise machen«, meinte Miles und drückte. »Zurück, zurück … Dein Vater scheint mit diesem Commodore Vorrutyer nicht besonders gut ausgekommen zu sein.«
    »Ist das derselbe Admiral Vorrutyer, der bei Escobar getötet wurde?«
    »Hm … ja, Ges Vorrutyer. Hm.« Anscheinend war Bothari mehrere Jahre lang Offiziersbursche beim Commodore gewesen. Miles war überrascht. Er hatte immer geglaubt, dass Bothari von Anfang an bei der Bodentruppe unter seinem Vater gedient hatte.

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