Das Kadett
von dir hören, kapiert?«
Miles nickte und lächelte lammfromm. Dann rieb er sich die schweißnasse Hand an der Hosennaht trocken, wo sich kein Holster befand.
Elena legte verwirrt fünfhundert betanische Dollar auf den Tisch. Bothari zog verblüfft die Brauen hoch.
»Wo hast du das her?«, flüsterte Miles, als sie zurücktrat.
»Die Gräfin – deine Mutter hat es mir gegeben«, flüsterte sie zurück. »Sie sagte, ich sollte etwas eigenes Geld haben, das ich in der Kolonie Beta ausgeben kann. Ich wollte nicht so viel annehmen, aber sie bestand darauf.«
Auson zählte das Geld und strahlte. »Du bist also der Bankier, Süße. Das sieht doch schon vernünftiger aus. Ich dachte schon, Leute, ihr wolltet mich übers Ohr hauen.« Er neigte den Kopf auf die Seite und lächelte zynisch. »Leute, die mich übers Ohr hauen, bedauern das hinterher.« Das Geld verschwand mit den anderen kleineren Wertgegenständen.
Dann überprüfte er das Manifest. »Stimmt das?«, fragte er den Anführer der Gruppe, die mit Elena und Baz gekommen war.
»Jede Kiste, die wir aufgemacht haben, war richtig deklariert«, antwortete der Soldat.
»Sie haben unten alles schrecklich verwüstet«, flüsterte Elena Miles zu.
»Psst! Schon gut!«
Captain Auson seufzte und ging die Identifikationsakten durch. Einmal grinste er und blickte erst Bothari dann Elena an. Miles schwitzte. Auson beendete die Durchsicht und lehnte sich lässig im Sessel vor dem Computer zurück. Dann betrachtete er Mayhew.
»Sie sind der Pilot«, fragte er ohne große Begeisterung.
»Jawohl, Sir«, antwortete Mayhew, so lammfromm, wie Miles es mit ihm geübt hatte.
»Betaner?«
»Jawohl, Sir.«
»Sind Sie … ach was! Sie sind Betaner, damit ist die Frage beantwortet. Dort gibt es mehr komische Typen als irgendwoanders … Sind Sie jetzt bereit mitzukommen?«
Mayhew warf Miles einen unsicheren Blick zu.
»Verdammt!«, brüllte Auson. »Ich habe Sie gefragt und nicht den Zwerg! Schlimm’ genug, dass ich Sie die nächsten paar Wochen am Frühstückstisch ansehen muss. Bei ihm würde mir kotzübel. Ja, lächle nur, du kleiner Mutant!« Die letzten Worte waren an Miles gerichtet. »Ich wette, du würdest mir gern die Leber rausschneiden.«
Miles glättete beunruhigt das Gesicht. Er war so sicher gewesen, dass er lammfromm ausgesehen hatte. Vielleicht war es Bothari. »Nein, Sir«, widersprach er und bemühte sich, eingeschüchtert zu wirken.
Der Captain der Söldner musterte ihn kurz und murmelte dann: »Ach, verdammt, was soll’s!« Er stand auf. Sein Blick fiel wieder auf Elena. Er lächelte nachdenklich. Elena blickte finster zurück.
»Weißt du was, Kleiner«, sagte Auson in wohlwollendem Ton. »Du kannst deinen Piloten behalten. Ich habe mehr Betaner in letzter Zeit gehabt, als ich ertragen kann.«
Mayhew atmete erleichtert auf. Miles entspannte sich ebenfalls.
Dann zeigte Auson auf Elena. »Ich nehme sie statt dessen mit. Geh und pack schon mal deine Sachen, Süße!«
Eisiges Schweigen.
Auson lächelte Elena aufmunternd zu. »Du vermisst nichts, wenn du Tau Verde nicht siehst, glaub mir. Und wenn du ein liebes Mädchen bist, bekommst du sogar vielleicht dein Geld zurück.«
Elena blickte Miles mit angstgeweiteten Augen an. »Mylord …?«, sagte sie unsicher. Es war kein Versprecher. Sie hatte das Recht, ihren Lehnsherrn um Schutz zu bitten. Es tat ihm weh, dass sie ihn nicht ›Miles‹ genannt hatte. Bothari schwieg wie versteinert. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
Miles trat vor den Söldneranführer hin. Jetzt hatte er die Lammfrommheit abgelegt. »Laut Abkommen dürfen Sie nur unseren Piloten festhalten«, erklärte er.
Auson grinste ihn höhnisch an. »Ich mache meine eigenen Gesetze. Sie kommt mit!«
»Sie will aber nicht. Wenn Sie den Piloten nicht wollen, wählen Sie jemand anderen.«
»Keine Angst, Kleiner. Sie wird viel Spaß bei uns haben. Auf dem Rückweg kannst du sie wieder abholen, wenn sie dann noch mitkommen will.«
»Ich sagte: Wählen Sie jemand anderen!«
Auson wandte sich lachend ab. Miles packte ihn am Arm. Die anderen Söldner schauten zu und machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Waffen zu zücken. Ausons Gesicht leuchtete glücklich auf. Er holte aus. Darauf hat er nur gewartet, dachte Miles. Aber ich auch …
Der Kampf war kurz und unausgeglichen. Ein Griff, eine Drehung, ein Schlag – und Miles lag mit dem Gesicht aufs Deck gepresst da. Er spürte den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Als Zugabe
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