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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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unglaubliche Schärfe der Klinge bewunderte. »So etwas wird heutzutage nicht mehr gemacht«, sagte er leise.
    Was hast du damit vor, Bothari? Miles wagte aber nicht, den Sergeant zu fragen. Wenn du ihm befiehlst, die Hosen runterzulassen, beende ich diese Sitzung auf der Stelle – Codes oder nicht … Sie gingen zurück zu dem Gefangenen, der immer noch trotzig dastand.
    Miles versuchte es noch einmal. »Sir, ich bitte Sie: Arbeiten Sie mit uns zusammen!«
    Der Mann grinste. »Bei mir hast du kein Glück, Kleiner. Ich habe keine Angst vor ein bisschen Schmerz.«
    Aber ich habe Angst, dachte Miles und trat beiseite. »Er gehört dir, Sergeant.«
    »Haltet ihn fest!«, befahl Bothari. Miles packte den rechten Arm des Gefangenen, Mayhew den linken.
    Als der Söldner Bothari ins Gesicht blickte, verging ihm das Grinsen. Bothari hatte einen Mundwinkel nach oben gezogen.
    Dieses Lächeln hatte Miles noch nie gesehen und hoffte inständig, es nie wieder sehen zu müssen. Der Söldner schluckte.
    Bothari setzte die Dolchspitze neben den Silberknopf in der rechten Schläfe des Mannes und schob sie unter die Kante. Der Söldner blickte in Panik nach rechts und links. »Das würdest du nicht wagen …«, flüsterte er. Ein Blutstropfen umgab jetzt den Knopf. »Warte!«, rief der Söldner.
    Doch Bothari machte eine kurze Drehung mit dem Dolch. Dann packte er den Knopf mit der anderen Hand und riss daran. Aus der Kehle des Söldners rang sich ein markerschütternder Schrei. Mit krampfhaften Zuckungen fiel er auf die Knie.
    Bothari ließ die Implantation vor den Augen des Mannes hin und her schwingen. Haardünne Drähte hingen wie Spinnenbeine aus dem Silberknopf heraus, der Tausende von betanischen Dollar an Virenkreisläufen und Mikro-Chirurgie wert war und jetzt nur noch Schrottwert hatte.
    Mayhew wurde beim Anblick dieses unglaublichen Vandalismus kreidebleich. Er stöhnte auf. Dann drehte er sich um und ging in eine Ecke, wo er sich übergeben musste.
    Ich wünschte, ich hätte nicht zugesehen , dachte Miles. Ich wünschte, ich hätte Daum statt dessen dabehalten. Ich wünschte …
    Bothari hockte sich in Augenhöhe vor sein Opfer und blickte ihm ins Gesicht. Wieder hob er den Dolch. Der Söldnerpilot schrak zurück, prallte gegen die Wand, rutschte daran hinab und setzte sich, da er nicht weiter ausweichen konnte. Bothari setzte die Dolchspitze an den Ring in der Stirn des Mannes.
    »Um Schmerz geht es nicht«, sagte der Sergeant mit heiserer Stimme. Pause. »Fang an!«
    Der Pilot sprudelte in Panik alle verräterischen Einzelheiten heraus. Miles war sicher, dass unter diesem Informationsschwall keine geschickten Ausflüchte oder Lügen verborgen waren. Er überwand seine eigene Panik und hörte genau zu, damit keine dieser lebenswichtigen Angaben verloren ging oder falsch verstanden wurde. Es war einfach undenkbar, wenn ein derartiges Opfer verschwendet würde.
    Als der Mann begann, sich zu wiederholen, zog Bothari ihn hoch und schob ihn vor sich her zum Korridor. Elena und die anderen musterten den Söldner unsicher, stellten aber keine Fragen, warum an seiner Schläfe etwas Blut herabtropfte. Der Söldnerpilot erklärte hastig und manchmal kaum zusammenhängend alle Einrichtungen auf dem leichten Kreuzer. Dann stieß Bothari ihn an Bord des Gleiters. Dort schnallte er ihn auf einem Sessel fest, wo er schluchzend zusammenbrach.
    Die Anderen vermieden es, den Gefangenen anzusehen, und setzten sich daher möglichst weit von ihm entfernt.
    Mayhew betrachtete begierig die Handkontrollen des Gleiters und spreizte die Finger.
    Miles glitt auf den Sitz neben ihm. »Kannst du das Ding fliegen, Arde?«
    »Ja, Mylord.«
    Miles betrachtete das erschöpfte Gesicht. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, Mylord.« Der Antrieb des Gleiters heulte auf. Sie stießen von der Seite der RG 132 ab.
    »Hast du gewusst, dass er das tun wird?«, fragte Mayhew plötzlich leise und warf einen Blick zurück auf Bothari und dessen Gefangenen.
    »Nicht genau.«
    Mayhews Lippen wurden schmal. »Verrückter Bastard.«
    »Hör zu, Arde. Eins musst du dir merken«, sagte Miles. »Für das, was Bothari auf meinen Befehl hin tut, bin allein ich verantwortlich – nicht er.«
    »Ach was! Ich habe den Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen. Er hat es genossen, du nicht.«
    Miles zögerte kurz, wiederholte aber dann eindringlich: »Ich bin für das verantwortlich, was Bothari tut. Das weiß ich schon seit langem, daher drücke ich mich auch nicht vor der

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