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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war sehr nachdenklich. Vielleicht war Elena gar nicht in so großer Gefahr gewesen, wie der Söldneranführer ihnen weisgemacht hatte. Jetzt war es zu spät …
    Sie hörten eine tiefe Stimme: »Verdammt! Ich habe diesen verdammten Idioten gewarnt …« Der Sprecher kam um die Ecke gerannt. Er schnallte sich gerade den Pistolengurt um, als er gegen Mayhew prallte.
    Der Söldneroffizier reagierte blitzschnell und machte aus dem Zusammenstoß einen Ringkampf. Mayhew musste einen Tritt in den Bauch einstecken. Miles wurde gegen die Wand geschleudert und bemühte sich krampfhaft, seine Waffen nicht zu verlieren.
    »Betäub’ ihn, Arde!«, schrie er. Dann stopfte ihm ein Ellbogen den Mund. Mayhew kroch auf die Betäubungspistole zu, rollte ab und feuerte. Der Söldner brach zusammen. Miles hatte auch eine Prise der Ladung abbekommen. Ihm war schwindlig.
    »Es ist eindeutig besser, sie im Schlaf zu überraschen«, meinte er. »Ob es noch mehr wie ihn – oder sie – gibt?«
    »Es«, erklärte Mayhew lakonisch und rollte den Hermaphroditen auf den Rücken, so dass man das fein gemeißelte Gesicht sah, das entweder einem gut aussehenden jungen Mann oder einer jungen Frau gehören konnte. Braune Locken umrahmten das Gesicht und fielen in die Stirn. »Dem Akzent nach Betaner.«
    »Stimmt«, sagte Miles und rappelte sich hoch. »Ich glaube …« Er suchte an der Wand halt. In seinem Kopf pochte es, bunte Lichter tanzten ihm vor den Augen.
    Die Betäubung war keineswegs so schmerzlos, wie sie aussah. »Wir müssen weiter …« Dankbar stützte er sich auf Mayhews Arm.
    Sie durchsuchten noch ein Dutzend weiterer Kajüten, ohne jemanden aufzustöbern. Schließlich kamen sie in den Kontrollraum. Dort lagen zwei stumme Gestalten neben der Tür. Bothari und Daum hatten die Zentrale besetzt.
    »Im Maschinenraum ist alles in Ordnung«, meldete Bothari. »Sie haben vier betäubt. Das ergibt sieben.«
    »Wir haben auch vier«, sagte Miles. »Kannst du auf dem Monitor eine Besatzungsliste abrufen und sehen, ob wir alle haben?«
    »Schon erledigt, Mylord«, antwortete Bothari. »Es sind alle gefasst.«
    »Gut.« Miles ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen und rieb sich den Mund, auf den er schon zweimal Schläge hatte hinnehmen müssen.
    Botharis Augen verengten sich. »Fühlst du dich nicht wohl, Mylord?«
    »Habe ein bisschen Betäubungsladung abbekommen. Ist gleich vorbei«, beschwichtigte Miles ihn. Was als nächstes?
    »Wir sollten die Typen einsperren, ehe sie aufwachen.« Botharis Gesicht erstarrte zu einer Maske. »Sie sind uns drei zu eins überlegen und technisch ausgebildet. Es ist verdammt gefährlich, sie als Gefangene zu behalten.«
    Miles blickte Bothari in die Augen. »Mir wird schon etwas einfallen.« Er betonte jedes Wort.
    »Was bleibt uns anderes übrig?«, fragte Mayhew. »Sollen wir sie aus der Luftschleuse stoßen?« Das Schweigen, das diesem Scherz folgte, bereitete ihm körperliche Übelkeit.
    Miles erhob sich. »Sobald wir sie hinter Schloss und Riegel haben, sollten wir beide Schiffe für das Rendezvous starten. Die Oserer werden bald schon nach dem vermissten Schiff suchen, auch wenn die Besatzung keinen Hilferuf mehr absetzen konnte. Vielleicht können Major Daums Leute uns die Kerle abnehmen?«
    Er nickte Daum zu, der aber nur mit den Achseln zuckte. Mit wackligen Knien machte Miles sich auf die Suche nach dem Maschinenraum.
    Als erstes bemerkte Miles, dass die Halterung des Erste-Hilfe-Kastens in der Maschinenraumabteilung leer war. Voller Angst suchte er nach Elena. Bothari hätte ihm doch sicher gemeldet, wenn es Verwundete gegeben haben sollte. Halt, da war sie! Aber sie legte den Verband an, war also unverletzt.
    Jesek saß in einem Sessel, und Elena betupfte eine Schürfwunde an seinem Oberarm. Der Ingenieur lächelte Elena hingerissen an – nicht nur aus Dankbarkeit, fand Miles.
    Als Jesek ihn sah, stand er sofort auf – worüber Elena nicht sehr begeistert war, da sie gerade den Verband befestigen wollte – und grüßte schneidig, wie es in der Barrayaranischen Armee gelehrt wurde: »Maschinenraum fest in unsrer Hand, Mylord!«, meldete er. Dann unterdrückte er ein Lachen und gluckste nur. Er kämpft gegen Hysterie, stellte Miles fest. Elena schob Jesek wieder auf den Sessel. Dieser stieß noch einen Gluckser aus.
    Miles fing Elenas Blick auf. »Wie ist euer erster Kampfeinsatz verlaufen?«, fragte er und deutete mit einem Kopfnicken auf Jeseks Arm.
    »Auf dem Weg nach unten sind wir

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