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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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befasste sich wieder mit den Abbildungen auf den Bildschirmen.
    Miles unterdrückte taktvoll ein zynisches Lächeln und widmete sich wieder seinen Computern. Diese zeigten ihm bereits eine vorausschauende Darstellung, wie die Pelier überholt wurden, und warteten dann geduldig auf seine menschliche Inspiration. Miles versuchte sich in den Kapitän hineinzuversetzen. Dann kalkulierte er Reichweite, zeitliche Verzögerung und die maximale Geschwindigkeit, mit der sie sich den Feuern nähern konnten.
    »Es wird knapp«, sagte er. Auf dem Holographen sah er die beängstigende Vision, was geschehen könnte, wenn er die Zeit falsch berechnete.
    Auson blickte ihm über die Schulter und betrachtete das Miniaturfeuerwerk. Dann murmelte er etwas wie ›reiner Selbstmord‹.
    Miles ignorierte die Bemerkung. »Ich möchte, dass unser gesamtes technisches Personal die Raumanzüge anzieht und sich zum Entern fertig macht«, sagte Miles. »Die Pelier wissen, dass wir schneller sind. Daher vermute ich, dass sie irgendeine Höllenmaschine mit Zeitzünder zusammenbasteln, dann ihren Rettungsgleiter besteigen und ihr Schiff uns ins Gesicht explodieren lassen. Wenn wir keine Zeit mit dem Gleiter verschwenden, sondern durch die Hintertür ins Schiff eindringen, wenn sie vorne hinausgehen, könnten wir diesen Apparat vielleicht entschärfen und das Schiff intakt übernehmen.«
    Auson verzog besorgt das Gesicht. »Meine ganzen Ingenieure? Wir könnten den Gleiter aus der Halterung sprengen, wenn wir nahe genug dran sind. Dann sitzen alle an Bord in der Falle.«
    »Und dann soll ich mit vier Ingenieuren ein bemanntes Kriegsschiff stürmen?«, unterbrach Miles ihn. »Nein, danke! Außerdem könnte es diesen spektakulären Selbstmord auslösen, wenn wir sie in die Enge treiben, und das will ich unter allen Umständen vermeiden.«
    »Und was ist, wenn wir ihre Minenfalle nicht rechtzeitig entschärfen?«
    »Dann müssen wir improvisieren«, erklärte Miles mit gequältem Lächeln.
    Die Pelier waren doch kein Selbstmordkommando. Sie benutzten die geringe Überlebenschance, die der Rettungsgleiter bot. Miles und die Ingenieure benutzten die wenigen Sekunden und schossen sich den Weg durch die mit Code gesicherte Luftschleuse.
    Miles verfluchte den Raumanzug, der ihm viel zu groß war. Überall scheuerte er. Außerdem lernte er, dass der Ausdruck ›kalter Schweiß‹ buchstäblich genommen werden konnte. Er blickte in die gewundenen Korridore des dunklen fremden Schiffs. Die Ingenieure liefen sofort in den zugewiesenen Quadranten.
    Miles ging in die fünfte Richtung, um einen Blick in den Taktikraum, die Mannschaftsunterkünfte und die Brücke zu werfen. Er suchte nach Zerstörungsmechanismen und Informationen, die ihnen helfen konnten. Überall waren die Kontrollpaneele geplatzt und die Datendisketten geschmolzen. Er blickte auf die Uhr. Kaum fünf Minuten, dann würde der Gleiter der Pelier außerhalb des Strahlenradius eines implodierendem Antriebs …
    Ein Triumphschrei gellte im Kopfhörer seines Anzugs. »Ich hab’s geschafft! Ich hab’s geschafft!«, schrie ein Ingenieur. »Sie haben tatsächlich eine Implosion gebastelt! Jetzt ist die Kettenreaktion unterbrochen. Ich schalte aus.«
    Jubel wurde aus allen Kommunikationsleitungen laut. Miles ließ sich auf einen Sessel in der Brücke fallen. Plötzlich blieb ihm vor Schreck das Herz fast stehen. Er schaltete das Kommunikations-System an alle ein und drehte voll auf.
    »He, wir sollten nicht davon ausgehen, dass nur eine Minenfalle vorhanden war. Für wenigstens zehn weitere Minuten alle weitersuchen!«
    Sorgenvolles Murmeln zeigte an, dass sein Befehl empfangen worden war. Die nächsten drei Minuten hörte er heftiges Atmen.
    Miles rannte durch die Kombüse, um die Küche zu untersuchen.
    Er holte tief Luft. Ein Mikrowellenherd war herausgerissen und mit Drähten mit einem Hochdrucksauerstoffkanister verbunden worden. Der Zünder tickte. Offenbar war dies der persönliche Beitrag des Nahrungstechnikers für den Krieg. In zwei Minuten wären die Kombüse und die meisten danebenliegenden Kammern in die Luft geflogen. Miles riss die Drähte heraus und lief weiter.
    Eine tränenerstickte Stimme kam aus der Sprechverbindung.
    »O Scheiße! Scheiße!«
    »Wo sind Sie, Kat?«
    »Waffenkammer. Das sind zu viele. Ich kann sie nicht alle entschärfen! O Scheiße!«
    »Machen Sie weiter. Wir kommen!« Miles befahl der Mannschaft so schnell wie möglich in die Waffenkammer zu kommen. Ein richtiges

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