Das Kadett
seiner Seite. Miles wünschte, er hätte einen Vorwand gefunden, sie jetzt selbst neben sich zu haben.
Der Pelier an der Spitze spuckte eine funkelnde Schnur von Löwenzahnbomben aus, die sich in einem Bogen den Sonnenkollektoren näherten. Nicht schon wieder, stöhnte Miles und sah zwei Wochen Reparaturarbeiten vernichtet. Die Bomben zerfielen in Tausende einzelner Nadeln. Plötzlich war alles von Feuerfäden durchzogen, als die Verteidiger sie abschießen wollten. Das Feuer hätte einen Sekundenbruchteil früher kommen müssen! Das pelische Schiff explodierte in unzählige Stücke, als jemand auf Miles’ Seite einen direkten, vielleicht glücklichen, Treffer anbrachte. Ein Teil der Bruchstücke flog auf dem vorigen Kurs mit derselben Geschwindigkeit weiter und war durch das blinde Vorwärtsstürmen fast ebenso gefährlich wie die klug geleiteten Waffen.
Die Schiffe dahinter scherten aus dem Verband aus. Sie waren aus ihrer Selbstgefälligkeit gerissen worden. Auson und Thorne schwangen von beiden Seiten mit ihren Schiffen nach innen, wie Hirtenhunde, die den Verstand verloren haben und sich auf die eigene Herde stürzen.
Miles schlug vor Begeisterung über die Schönheit der Formation mit der Faust auf das Paneel vor sich. Wenn er doch nur ein drittes Kriegsschiff hätte, um die Flanken des Gegners völlig einzuschnüren. Dann könnte kein Pelier es nach Hause schaffen, um dort Klagelieder anzustimmen. Doch auch jetzt waren sie zu einem flachen Kuchen zusammengedrängt, denn so boten sie den Verteidigern in der Veredlungsanlage die größte Zielfläche. Das war sorgfältig vorher kalkuliert worden.
Auson teilte Miles’ Begeisterung. »Seh’n Sie sich das an! Seh’n Sie sich das an! Direkt in den Schlund, wie Sie vorausgesagt haben! Und Gamad hat geschworen, Sie seien verrückt, die Sonnenseite unbedeckt zu lassen. Kleiner, du bist ein verfluchtes Genie!«
Miles wagte nicht sich auszumalen, welche Namen man ihm gegeben hätte, wenn er sich geirrt hätte. Vor Erleichterung wurde ihm schwindlig. Er lehnte sich zurück und holte tief, tief Luft.
Ein zweites pelisches Schiff explodierte und ward nicht mehr gesehen, dann ein drittes. Eine Ziffer in einer Ecke des übervollen Bildschirms vor Miles wechselte still das Vorzeichen: statt eines Minus stand jetzt da ein Plus.
»Ha!«, rief Miles. »Jetzt haben wir sie! Sie beschleunigen wieder. Sie brechen den Angriff ab.«
Der Vorwärtsschub ließ den Peliern keine andere Wahl, als durch das Veredlungsanlagengelände zu schwirren. Sie waren jetzt ganz darauf konzentriert, so schnell wie möglich wegzufliegen. Thorne und Auson trieben sie von hinten an.
Ein pelisches Schiff schraubte sich an der Anlage vorbei und feuerte – was? Miles’ Computer konnten diesen – Strahl? – nicht erklären. Es war kein Plasma, kein Laser, keine beschleunigte Masse, gegen die das Zentrum der Anlage einen Schutzschild aufbauen konnte, während die riesigen Sonnenkollektoren auf sich gestellt waren. Es war nicht sofort ersichtlich, welchen Schaden dieser Strahl angerichtet hatte, nicht einmal, ob es einen Treffer gegeben hatte. Seltsam …
Miles umschloss das Abbild des pelischen Schiffes im Hologramm mit der Hand, als könne er es mit Magie beeinflussen.
»Captain Auson, versuchen Sie, dies Schiff zu kapern.«
»Warum sollen wir uns die Mühe machen? Der schiebt samt Kumpeln ab in Richtung Heimat …«
Miles senkte die Stimme. »Das ist ein Befehl.«
»Jawohl, Sir.«
Manchmal funktioniert es, dachte Miles.
Der Kommunikationsoffizier fand einen völlig zerhackten Kanal zur Ariel, und die neue Marschrichtung wurde übermittelt. Auson war ganz begeistert, zu sehen, wie viel sein neues Schiff hergab. Besonders nützlich erwies sich der Apparat, der Geisterbilder produzierte und damit die feindlichen Zieleinrichtungen durch mannigfaltige Objekte verwirrte. Dadurch konnten sie auch die Reichweite des geheimnisvollen ›Strahls‹ erfassen. Zwischen einzelnen Schüssen kam es immer zu seltsamen Wartezeiten – zum Wiederaufladen?
Sie näherten sich den fliehenden Peliern mit großer Geschwindigkeit.
»Wie lautet die Parole, Mr. Naismith?«, fragte Auson.
»Halt, oder wir jagen euch in die Luft!« Miles kaute nachdenklich auf der Lippe. »Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Wir haben eher das Problem, zu verhindern, dass sich das Schiff selbst zerstört, wenn wir näher kommen. Drohungen sind wirkungslos. Das sind keine Söldner.«
»Hm.« Auson räusperte sich und
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