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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vernichten und dann die Überbleibsel nach eindeutiger Identifikation durchsuchen wollten. Miles gelang es, ihnen so viel Vertrauen einzuflößen, dass die Felicianer andocken konnten.
    Als die felicianischen Offiziere den Konferenzraum betraten, brachten sie zwei große Plastikkisten auf Schwebepaletten mit herein, die durchaus an Schatzkisten alter Piraten erinnerten. Miles schwelgte kurz in Phantasien von glitzernden Diademen, Goldmünzen und Perlenketten. Wie schade, dass diese Dinge jetzt keine Schätze mehr waren! Kristallisierte virale Mikroleitungskreise, Datenpakete, DNA-Spleißungen, Blankowechsel auf große planetarische landwirtschaftliche und Bergbauerträge in der Zukunft waren in der jetzigen degenerierten Zeit der Reichtum, nach dem alles strebte.
    Einige Kunstschätze gab es allerdings noch. Miles berührte den Dolch im Gürtel. Es war, als drücke ihm ein alter Mann die Hand. Dann überlegte er, dass er sich wohl mit einigen dieser Blankowechsel zufrieden geben würde.
    Der felicianische Zahlmeister sagte mit sorgenvollem Blick gerade: »… Zuerst brauchen wir natürlich Major Daums Manifest und müssen jeden Posten einzeln überprüfen, ob etwas auf der Fahrt beschädigt wurde.«
    Der Kapitän des felicianischen Kreuzers nickte müde. »Sprechen Sie mit meinem Chefingenieur und ziehen Sie so viel Männer ab, wie Sie brauchen, aber beeilen Sie sich gefälligst.« Dann schaute er Gamad an, der unterwürfig hinter Miles stand. »Haben Sie das Manifest schon gefunden? Oder Daums persönliche Papiere?«
    »Ich fürchte, er hatte sie bei sich, als er getroffen wurde, Sir.«
    Der Kapitän wandte sich an Miles: »Also Sie sind dieser verrückte galaktische Mutant, von dem ich gehört habe.«
    »Ich bin kein Mutant, Captain!«, entgegnete Miles scharf. Er betonte die Anrede so zynisch, wie er es bei seinem Vater gehört hatte. Dann unterdrückte er die Wut. Offenbar hatte der Felicianer in den letzten Tagen wenig geschlafen. »Wenn ich mich nicht irre, haben wir etwas Geschäftliches zu erledigen.«
    »Ja, Söldner müssen bezahlt werden, nehme ich an«, antwortete der Kapitän und seufzte.
    »Und müssen alles genau überprüfen, ob beim Transport nichts beschädigt wurde oder verlorenging.« Er deutete mit einem Nicken auf die Kisten.
    »Erledigen Sie das, Zahlmeister«, befahl der Kapitän und ging zur Tür. »Na schön, Gamad, führen Sie mir mal Ihre großartige Strategie vor.«
    Baz’ Augen blitzten. »Entschuldigen Sie, Mylord; aber da gehe ich wohl lieber mit.«
    »Ich gehe auch mit«, erklärte Mayhew und biss hörbar die Zähne zusammen.
    »Fangen Sie an«, sagte Miles zum Zahlmeister. Dieser schob einen Datenträger in den Tischcomputer.
    »So, Mr. Naismith? Ist das korrekt? Bitte zeigen Sie mir jetzt Ihre Kopie des Vertrages.«
    Miles runzelte besorgt die Stirn. »Major Daum und ich hatte eine mündliche Absprache. Vierzigtausend betanische Dollar bei Lieferung der Ladung nach Felice. Diese Anlage hier ist felicianisches Territorium.«
    Der Zahlmeister sah ihn verblüfft an. »Eine mündliche Absprache? Eine mündliche Absprache ist doch kein Vertrag!«
    Miles fuhr hoch. »Eine mündliche Absprache ist die verbindlichste Art eines Vertrags! Die Seele ist im Atem und daher auch in der Stimme. Ein Versprechen muss eingehalten werden.«
    »Mystizismus ist fehl am Platz …«
    »Das ist kein Mystizismus! Das ist eine anerkannte juristische Theorie!« Auf Barrayar, wurde Miles klar.
    »Das höre ich zum ersten Mal!«
    »Major Daum verstand das völlig.«
    »Major Daum war bei der militärischen Abwehr tätig. Er war Spezialist für galaktische Aufgaben. Ich arbeite nur in der Buchhaltung.«
    »Sie weigern sich, das Wort Ihres toten Kameraden einzulösen? Aber Sie sind doch ein echter Soldat und kein Söldner …«
    Der Zahlmeister schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was Sie da quatschen, aber wenn die Ladung in Ordnung ist, werden Sie bezahlt. Hier ist nicht Jackson’s Whole.«
    Miles entspannte sich.
    »Na gut.« Der Zahlmeister war kein Vor und Miles konnte das Nachzählen nicht als tödliche Beleidigung auffassen. »Dann lassen Sie mal sehen!«
    Der Zahlmeister nickte seinem Gehilfen zu, und dieser öffnete die Kombination der Schlösser. Miles hielt den Atem an. Er erwartete eine größere Menge Geld zu sehen, als er je erträumt hatte. Die Kistendeckel klappten auf. Da lagen eng gestapelte bunte Papierbündel.
    Langes Schweigen.
    Miles schwang sich vom Konferenztisch und nahm ein

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