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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Bündel heraus. Es bestand aus ungefähr hundert Scheinen mit bunten Bildern, Zahlen und seltsam verschlungenen Schriftzeichen. Das Papier war glatt und dünn. Er hielt einen Schein gegen das Licht.
    »Was ist das?«, fragte er schließlich.
    Der Zahlmeister hob erstaunt die Brauen. »Papiergeld. Das wird auf den meisten Planeten als Zahlungsmittel benutzt.«
    »Das weiß ich! Aberweiche Währung?«
    »Felicianische Millifenige.«
    »Millifenige«, wiederholte Miles abfällig, als sei es ein Schimpfwort. »Und was ist das in richtigem Geld wert? In betanischen Dollar oder Barrayaranischen Kaiserlichen Mark?«
    »Wer benutzt denn Barrayaranische Mark?«, fragte der Gehilfe erstaunt.
    Der Zahlmeister räusperte sich. »Laut jährlicher Liste der betanischen Börse stand der Millifenig auf einhundertfünfzig betanischen Dollar«, sagte er schnell.
    »Aber das war vor ungefähr einem Jahr. Was ist der gegenwärtige Kurs?«
    Der Zahlmeister blickte wie gebannt durchs Fenster. »Die Blockade der Oserer hat verhindert, dass wir den momentanen Kurs kennen.«
    »Ach ja? Und was war der letzte bekannte Kurs?«
    Der Zahlmeister räusperte sich wieder. »Wegen der Blockade wurden fast alle Informationen über den Krieg von den Peliern geliefert.«
    »Den Kurs, bitte!«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Den letzten bekannten Kurs!«, zischte Miles.
    »Wir kennen ihn wirklich nicht, Sir. Wir hörten nur, dass … äh … die felicianische Währung bei der Börse nicht mehr geführt wurde.« Seine Stimme war kaum hörbar.
    Miles griff zum Dolch. »Und wer oder was sichert diese …« – jetzt musste er möglichst giftig sprechen – »Millifenige ab?«
    Der Zahlmeister hob stolz den Kopf. »Die Regierung von Felice.«
    »Und die ist es, die den Krieg verliert, oder?«
    »Der Verlust der oberen Orbits war nur eine kleine Schlappe«, erklärte der Zahlmeister verzweifelt. »Wir kontrollieren immer noch unseren eigenen Luftraum.«
    »Millifenige! Ich verlange betanische Dollar!« Er funkelte den Zahlmeister wütend an.
    Der Zahlmeister nahm sein letztes bisschen Stolz zusammen. »Betanische Dollar gibt es nicht! Major Daum nahm alles bis auf den letzten Cent und sämtliche andere galaktische Währung mit, um diese Fracht zu kaufen …«
    »Für deren Lieferung ich mein Leben riskiert habe und …«
    »Für deren Lieferung er starb!«
    Miles seufzte. Er konnte nicht gewinnen. Selbst wenn er sich wie ein Berserker benahm, konnte er aus einer Regierung keine betanischen Dollar herauspressen, welche diese nicht besaß.
    »Millifenige«, sagte er nur leise.
    »Ich muss gehen und die Inventarlisten abzeichnen«, sagte der Zahlmeister.
    Miles winkte müde ab. »Ja, schon gut, gehen Sie.« Dann saß Miles mit den zwei Geldkisten allein im Konferenzraum. Der Zahlmeister hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, eine Wache zurückzulassen. Er hatte auch keine Quittung verlangt oder nachzählen lassen. Das alles war eine klare Bestätigung für die Wertlosigkeit der Scheine.
    Miles baute eine Pyramide mit den Geldbündeln und legte den Kopf auf die Arme. Dann überlegte er, welche Fläche man mit den einzelnen Scheinen bedecken könnte: Sie würden nicht nur für die Tapezierung seines Zimmers, sondern für den Rest des Hauses der Vorkosigans reichen. Aber Mutter hätte bestimmt etwas dagegen.
    Aus Langeweile probierte er aus, ob das Geld brannte, und zündete eine Ecke an. Er wollte es bis auf die Fingerspitzen herabbrennen lassen, um zu sehen, ob dieser Schmerz größer wäre als der in seinem Bauch.
    Der Brand war kaum zu riechen, da schlossen sich die Türen hermetisch, die Alarmanlage machte einen Höllenspektakel, aus der Wand schoss der chemische Feuerlöscher wie eine rote Zunge heraus. Feuer war in einer Weltraumanlage eine schreckliche Bedrohung. Miles wusste, dass als nächstes die Luft aus dem Raum gesaugt werden würde, um das Feuer zu ersticken. Blitzschnell drückte er das Papier aus. Millifenige. Dann schleppte er sich durch den Raum, um den Alarm abzustellen.
    Danach änderte er die finanzielle Konstruktion und baute eine Festung mit Türmen. Der Türsturz über dem Eingang fiel beim leisesten Hauch um. Vielleicht konnte er sich auf einem pelischen Handelsschiff als geistig zurückgebliebener Mutant ausgeben und mit Elena als Krankenschwester und Bothari als Wärter in ein Krankenhaus auf einem weit entfernten Planeten fliehen.
    Vielleicht würden ihn auch reiche Verwandte in einen Zoo stecken. Er konnte Strümpfe und Stiefel

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