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Das Känguru-Manifest

Das Känguru-Manifest

Titel: Das Känguru-Manifest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Dichter dementiert das Drehen, Drücken, Dopen …«
    »Schluss jetzt!«, ruft das Känguru und geht zur Theke. Über dem Tresen hängt eine große, bunte Werbetafel: »BioBrauseTM – frisch, frech und völlig absurd!«
    Draußen am Fenster sehe ich den Pinguin die Straße entlanglaufen. Er bleibt kurz stehen, wirft einen Blick in Tefkabh , hält sich die Flossen vor die Ohren und watschelt kopfschüttelnd weiter. Das Känguru kommt zurück mit einer BioBrause und einem Limobier. Es überlegt kurz, dann reicht es mir beides.
    »Hast du heute schon in die Zeitung gekuckt?«, frage ich. »Da hat in Australien ein Hund ein Känguru in einen See gejagt, aber plötzlich hat sich das Känguru umgedreht und hat den Hund unter Wasser gedrückt, und als das Herrchen seinem Hund zu Hilfe geeilt ist, hat das Känguru den Typ geboxt.«
    Ich ziehe eine Zeitung aus meiner Manteltasche und reiche sie dem Känguru. »Ich hab dir den Artikel aufgehoben.«
    Es wirft einen gelangweilten Blick auf die Zeitung.
    »Hattest du schon davon gehört?«, frage ich. »Kennst du das wehrhafte Känguru?«
    »Ja, klar«, sagt das Känguru. »Das war Kevin. Mit dem war ich in der Vorschule.«
    »Echt? Ist ja witzig«, sage ich. »Hab mir schon gedacht, dass du den bestimmt kennst.«
    »Logisch«, sagt das Känguru. »Ich kenn alle Kängurus. Bin ja selber ein Känguru, verstehste? Da isses ja quasi zwangsläufig, dass ich alle Kängurus kenne. Wäre ja total absurd, wenn ich irgendein Känguru auf der Welt nicht kennen würde, wo ich doch selber ein Känguru bin.«
    Ich nehme einen Schluck von dem Limobier.
    »Ist das lecker?«, fragt das Känguru.
    »Ja.«
    »War das ironisch gemeint?«
    »Nein.«
    »War das ironisch gemeint?«
    »Ja.«
    Das Känguru kneift die Augen zusammen.
    »Weißte«, sagt es, »ganz oft, da sagste so Sachen, da weiß ich nicht recht: Ist das jetzt ernst gemeint? Oder ironisch? Oder post-ironisch?«
    »Oder post-post-ironisch …«, sage ich.
    »Da! Schon wieder!«, sagt das Känguru. »Und was soll das überhaupt sein? Post-ironisch?«
    »Post-ironisch ist, wenn mir die Postbank zu dem Schreiben, dass sie meinen Dispokredit gekündigt haben, einen Flyer dazupackt, dass ich doch die Postbank weiterempfehlen soll.«
    Das Känguru wirft einen Blick auf den Hirschkopf über unserem Tisch, an dessen Geweih Feinrippunterhosen hängen. »Bestimmt ironisch gemeint«, sagt es.
    Ein Mädchen mit Topfschnitt und weiß gefärbten Haaren steigt auf die Bühne und beginnt noch mal Abenteuerland von Pur zu singen.
    »Wahnsinn«, sagt das Känguru.
    »Habt ihr noch Kontakt?«, frage ich. »Kevin und du?«
    »Boah! Alter!«, ruft das Känguru. »Ich kenne das bekackte Känguru nicht! Warum auch? Du kennst ja auch nicht jeden verfickten Kleinkünstler!«
    »Aber ich kenne schon ziemlich viele«, sage ich.
    »Ja, ja«, sagt das Känguru. »Ihr seid alle im KKK. Dem Kleinkünstlerklan.«
    »Ich kenne zum Beispiel den einen, der immer so Witze über Männer und Frauen macht«, sage ich. »Voll das gute Thema. Und ich kenne den, der immer Witze macht über den, der immer Witze über Männer und Frauen macht. Auch voll das gute Thema. Der kann auch voll gut Stimmen imitieren. Und dann kenn ich noch den anderen, der sich ganz, ganz viele Politikernamen gemerkt hat und ganz, ganz viele Schimpfworte auswendig kann. Dann kombiniert er immer lustig. Da steckt auch voll was dahinter. Das geht echt deep. Und ich kenne den, der die Nationalhymne furzen kann. Es ist immer so ein Gänsehautmoment, wenn die Leute dann aufstehen und die Hand aufs Herz legen. Wenn man mal so darüber nachdenkt: Furzen ist ja echt super witzig. Man lacht, weil sich etwas gesellschaftlich Verdrängtes plötzlich unüberhörbar Bahn bricht. Im Prinzip ist es ja das, was Sigmund Freud meinte, als er in seiner berühmten Abhandlung Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten schrieb …«
    »Halt die Klappe«, sagt das Känguru. »Ich möchte nichts mehr über Kleinkünstler hören. Seit du die Känguru-Chroniken veröffentlicht hast, fühlen sich nämlich alle Leute bemüßigt, mich jedes Mal zu kontaktieren, wenn irgendetwas über Kleinkünstler in den Nachrichten kommt. Hier zum Beispiel …«
    Das Känguru kramt in seinem Beutel herum und reicht mir nacheinander diverse Zeitungsartikel, deren Überschriften es vorliest.
    »Wachsamer Kleinkünstler warnt schlafenden Farmer vor Feuersbrunst«
    »Kleinkünstler überfällt deutsche Urlauber beim

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