Das Känguru-Manifest
kaputt.«
»Häufig ist man ja gar nicht zu blöd«, sage ich. »Die Scheiße ist nur kaputt.«
»Was willst du denn wissen?«, fragt das Känguru.
»Wie der Wirtschaftsfuzzi heißt«, sage ich.
»Welcher?«
»Na, der Ministerfuzzi. Der Wirtschaftsministerfuzzi.«
»Weiß nicht.«
»Aber du behauptest doch immer, dass du alles weißt«, sage ich.
»Nicht alles«, sagt das Känguru. »Nur alles, was man wissen muss.«
»Und durch was wird definiert, was man wissen muss?«
»Durch einen logischen Umkehrschluss«, sagt das Känguru.
»Aha. Wenn du alles weißt, was man wissen muss,
dann …«
»Muss man eben alles wissen, was ich weiß.«
»Und wie der Wirtschaftsfuzzi heißt, muss man nicht wissen?«, frage ich.
»Nee. Offensichtlich nicht.«
»Wieso nich?«
»Na, ist doch schnurzpiepe. Ich muss doch auch nicht wissen, wie der Busfahrer heißt. Reicht doch, dass ich weiß, dass es ihn gibt, den Busfahrer, und ich weiß, er fährt den Bus, und ich weiß, dass ich Busfahren nicht leiden kann. Mehr muss man nicht wissen. Außerdem: Diese Arschkrampe, die John Lennon erschossen hat, tat das ja bekanntermaßen, um selbst berühmt zu werden. Darum kam die Idee auf, ihn dadurch zu strafen, dass man nie seinen Namen nennt, sondern stattdessen zum Beispiel ›Die Arschkrampe, die John Lennon erschossen hat‹ sagt. Man verweigert ihm einen Platz in der Geschichte. Demselben Prinzip folgend habe ich vor, nie wieder den Namen eines Wirtschaftsfuzzis, eines Promifuzzis oder eines Politikerfuzzis auszusprechen. They who must not be named.«
»Ich hatte mal die Idee, so Schilder stanzen zu lassen, wo draufsteht: BITTE REDEN SIE MIT DEM BUSFAHRER. ER HAT SONST NIEMANDEN«, sage ich.
»Oft frage ich mich«, sagt das Känguru, »ob du auch nur den kleinsten Teil dessen kapierst, was ich dir zu vermitteln versuche.«
»Ich wette, es gibt Dinge, die du nicht weißt, die man wissen muss.«
»Stelle mir zehn Fragen«, sagt das Känguru. »Wenn ich etwas Wissenswertes nicht weiß, darfst du die letzte Bulette von heute Mittag essen. Wenn ich aber alles Wissenswerte weiß, darf ich sie essen.«
»Ich sehe in deinem Angebot keinen Vorteil für mich«, sage ich. »Ist das nicht sowieso noch meine Bulette?«
»Ja, so ist es«, sagt das Känguru. »Noch neun Fragen.«
»Halt! Halt! Moment! Okay. Äh. Was bedeutet ›Administrador Viejo‹?«
»Das ist Spanisch für ›Alter Verwalter‹. Noch acht Fragen.«
»Und was heißt ›Alter Schwede‹ auf Spanisch?«
»Sueco Viejo«, sagt das Känguru. »Noch sieben Fragen.«
»Hatte ich dir das schon erzählt?«, frage ich.
»Ja. Vorgestern«, sagt das Känguru. »Noch sechs Fragen.«
»Verdammt. Okay. Okay. Wenn du ein Superheld wärst, wie würdest du dich nennen?«
»Crazy Kangaroo.«
»Nicht Wonder Roo?«
»Nein.«
»Oder Special K?«
»Nein«, sagt das Känguru. »Noch zwei Fragen.«
»Habe ich nicht noch drei Fragen?«
»Jetzt nicht mehr«, sagt das Känguru.
»Moment. Harhar. Wer hat die letzte Fußballweltmeisterschaft gewonnen?«
»Muss man nicht wissen«, sagt das Känguru. »Deine letzte Frage.«
»Warum steht ein Flamingo auf einem Bein?«
»Wenn er dieses eine Bein auch noch hochhebt, fällt er um!«, ruft das Känguru. »Tada! Huu! Haa! Dschingis Khan! Her mit der Bulette!«
»Die habe ich schon vor ’ner halben Stunde gegessen«, sage ich.
»Oh«, sagt das Känguru enttäuscht. »Das wusste ich nicht.«
»Ha!«
»Razupaltuff …«
»There’s No Business Like Show Business.«
Muammar al-Gaddafi
»Ich glaub, jetzt fängt’s an, oder was?!«, sagt das Känguru empört.
»Was?«
»Ich glaub, jetzt fängt’s an!«
»Meinst du: ›Ich glaub, es geht los!‹«, frage ich. »Oder was?«
»Ja, genau. Das meine ich. Ich glaub, es fängt an.«
»Geht los.«
»Ja. Geht los.«
»Was denn?«
»Na du! Was wird denn das hier, wenn’s fertig ist?«
»Ich gehe doch bald wieder mit der Gesellschaft auf Tour. Und ich will ein bisschen mehr machen als nur Gitarre spielen und singen. Mehr so ’ne Performance. Mehr so … Wie nennt man das noch mal?«
»Kunst?«
»Ja, genau«, sage ich.
»Und so willst du auf die Bühne gehen?«, fragt das Känguru.
»Joa.«
»Außer den Patronengurten ziehst du nichts an?«
»Nee.«
»Und die lässt du da so …«
»Na ja. Entweder so oder hier so rum.«
»Sssss. Aua«, sagt das Känguru und kneift die Augen zusammen. »Ich kann gar nicht hinkucken.«
»Das ist gut. Dann so.«
»Mit was hast du dich da
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