Das Kainsmal
und übermittelt die blutrünstigen Details an den Sprecher von RGT. Die Mehrheit der Bevölkerung liebt diese Sendung. Die Leute sind verrückt nach Verkehrsunfällen. Ob sie nur mal kurz hinschauen oder ausgiebig gaffen.
Echo Lawrence (
Party-Crasher): Na ja, ich wollte, dass Rant vor den Crash-Partys Yoga macht. Jeder sollte das tun, da wird man geschmeidig und verletzt sich nicht so leicht. Yoga und Stretchen. Ich habe ihm zwei Übungen beigebracht, den Hund und den Hasen. Und dann auch noch den Bogenschützen, als er mich nach dem Killer fragte, mit dem Tina Something herumzieht, diesem Karl Waxman. Die Zähne von diesem Arschloch hat Rant sehr bewundert.
Tina Something (
Party-Crasher): Was die Polizei sagt, ist mir schnurzegal. Wax hat diesen Penner nicht umgebracht.
Aus den Aufzeichnungen von Green Taylor Simms: Lange vor den modernen Crash-Partys führten die Verkehrsforscher gezielt Unfälle herbei. Auf den Videos sieht man sie: graue Autos, besetzt mit vier von diesen Spinnern, einer am Steuer, einer, der mit der Kamera alles dokumentiert, und zwei, die nach anderen verbeulten und zerschrammten grauen Dienstwagen Ausschau halten. Bei den Autos handelt es sich immer um dasselbe Modell: vier Zylinder, Automatikgetriebe, Dreipunktgurte und ein großes »Rauchen verboten«-Schild auf dem Armaturenbrett.
Das hat denen einen Riesenspaß gemacht, sich zu jagen. Diese grauen Limousinen waren sehr leicht aufzuspüren, besonders wenn die Banken Feierabend hatten. Mit vollem Versicherungsschutz ein Auto zu fahren, das ihnen nicht gehörte, von Amts wegen befugt und aufgefordert, Unfälle zu bauen -und dafür auch noch Überstunden abrechnen zu können -, kein Wunder, dass die ihre Arbeit geliebt haben.
Moore Jarrell (
Privatdetektiv): Unsere Agentur konnte einen möglichen Kandidaten ausfindig machen, der in etwa der vagen Beschreibung entsprach, die unser Klient von seinem biologischen Vater gegeben hatte. Diese Person hieß Charles Casey. Das ist die gute Nachricht. Dieser Charles Casey, alias »Charlie«, erhielt Nachtgängerstatus und Unterkunft gemäß dem Effeff-Rekrutierungsprogramm. Er arbeitete in verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung, während er am College eingeschrieben war.
Aus den Aufzeichnungen von Green Taylor Simms: Vorfallherbeiführung war so aufregend, dass diese Spinner, als die Experimentierphase abgelaufen war und sie sich wieder mit Flussdiagrammen und Ampelschaltungen zu befassen hatten, einfach nicht aufhören konnten. Auch ohne dass sie dafür bezahlt wurden, setzten diese Forscher ihre Karambolagetouren fort - notgedrungen mit ihren eigenen Autos. Naturgemäß stiegen nun auch Außenstehende in die Szene ein. So sorgfältig man etwas geheimzuhalten versucht - am Ende spricht es sich doch herum.
Moore Jarrell: Die schlechte Nachricht ist: Dass der von uns ermittelte Charles Casey seit fast sechzehn Jahren verschollen und längst für tot erklärt worden ist. Er war als Verkehrswissenschaftler für die Stadt tätig. Offenbar war er mit einem Dienstwagen unterwegs gewesen und frontal mit einem anderen Auto zusammengestoßen, an dessen Steuer eine Kollegin von ihm saß. Die Frau und ihr Mann wurden getötet. Ihre Tochter, die auf dem Rücksitz geschlafen hatte, ist seit dem Unfall behindert.
Charles Caseys Leiche wurde am Unfallort nicht gefunden. Die Namen der beiden von ihm Getöteten waren Larry und Suprema Lawrence.
Irene Casey: Auf dem letzten Foto, das Buddy nach Hause schickte, konnte man erkennen, dass das verkrüppelte Mädchen da mitnichten einen Baseballschläger abschmirgelte und polierte. Diese dicke rosa Keule, die sie da mit Sandpapier und Stahlwolle bearbeitet und mit Schuhcreme und alten Teebeuteln zu färben versucht, sieht aus wie ein riesiges Sexspielzeug. So ein Mädchen mit so einem verkümmerten Arm - und macht sich so ein schmutziges Riesending zurecht ... Schrecklich, dass dieses Mädchen die Mutter meiner Enkel werden sollte.
Aus den Aufzeichnungen von Green Taylor Simms: Es ist merkwürdig, aber die Mitarbeiter der Rettungsdienste übermitteln Tina Something auch weiterhin die blutigen Details sämtlicher Verkehrsunfälle. Behördlicherseits wird das entschieden bestritten, es ist aber dennoch wahr.
Alles hängt zusammen. Die Effeff-Verordnung. Die Unfallforschung. Die Tag- und Nachtregelung. Die Gaffer-Meldungen. Mit unseren Steuergeldern wurde das finanziert, was sich schließlich zur Crash-Party-Kultur
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