Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel

Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel

Titel: Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula M. Wagner
Vom Netzwerk:
Ihres Könnens auf. Natürlich spricht auch nichts dagegen, neue Kompetenzen zu erwerben und sich durch eine interessante Kombination mit Ihrem vorhandenen Wissensfundus neue Anwendungsgebiete zu erschließen. Die Arbeitsforscherin Lynda Gratton nennt dieses Vorgehen »Meisterschaft in Serie erwerben« und sieht darin das Karrieremodell der Zukunft. 8 So machte es Thomas, der seine Kompetenz für Sprache und Sprechen zusammen mit seiner Empathie und Integrationsfähigkeit im Beruf des Logopäden neu einsetzte. Das logopädische Fachwissen musste sich Thomas neu erwerben, aber was er bereits aus seiner Biografie als Schauspieler mitbrachte, machte ihn für seine spezielle Zielgruppe besonders attraktiv und unterschied ihn von vielen anderen Kollegen.
    Allgemein formuliert bezeichnen wir als Kompetenzen übergeordnete Fähigkeiten, die in der persönlichen Struktur eines Menschen latent vorhanden sind und die wir in entsprechenden Situationen aktivieren können. Wenn wir von Talent sprechen, meinen wir Gaben, die von Geburt an angelegt sind, zum Beispiel Musikalität, Bewegungsgeschick oder eine mathematische Begabung. Ob jemand daraus auch eine Kompetenz entwickelt, hängt davon ab, ob er sein Talent pflegt, also übt und lernt. Nur durchs Tun wird aus dem Talent auch eine Kompetenz. Talente können auch verkümmern oder ein Hobby bleiben.
    Kompetenzen hingegen schlagen eine Brücke zwischen Erfahrungen der Vergangenheit und zukünftigen Anforderungen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Genau darum geht es bei der KAIROS-Methode: aus der Biografie eine aktuelle Frage zukunftsfähig zu beantworten und im entscheidenden Moment umzusetzen.
    Manche Kompetenzen führen lange Zeit ein berufliches Schattendasein, bis ihre Zeit gekommen ist. So ging es Stefanie. Sie hatte ihre hohe Sozialkompetenz und Intuition nebenbei schon immer in Ihre Tätigkeit als Bilanzbuchhalterin und Teamchefin einfließen lassen: »Mein Chef wäre ohne mich recht aufgeschmissen. Wenn er wissen will, was bei seinen Mitarbeitern los ist, fragt er mich. Ich bin diejenige, die mitbekommt, wo bei den anderen der Schuh drückt.« Nach ihrer positiven Erfahrung als Co-Trainerin in einem Kommunikationstraining hat Stefanie jetzt den Mut, diese Kompetenzen auch hauptberuflich einzusetzen.
    Listen mit vorgegebenen Kompetenzen, aus denen man einzelne auswählt, setze ich im KAIROS-Biografie-Coaching nicht ein; nur manchmal nutze ich sie als Anregung für meine Klienten, um ihnen eine Vorstellung für Formulierungen zu geben. Im Anhang dieses Buchs finden Sie eine solche Kompetenzsammlung und können sich davon inspirieren lassen. Das Besondere an einer biografischen Kompetenzanalyse im Rahmen der KBC-Methode ist vielmehr, dass die gefundenen Kompetenzen auf Ihrer eigenen Biografie fußen. 9 Sie werden dadurch jede einzelne Kompetenz authentisch mit Szenen Ihres Lebens verbinden können, was Ihr Selbstbewusstsein stärkt. Diese Sicherheit zeigt sich besonders in Bewerbungsgesprächen, egal ob formeller Natur oder informell bei einem Stehempfang. Sie können Ihr Können belegen, und man wird sich daran erinnern, dass Sie die Person sind, die bereits als Neunjährige ihr Talent für Wirtschaftsprozesse unter Beweis gestellt hat, indem sie für die geführte Besichtigung einer Sandburg einen kleinen Eintritt verlangte, mit dem sie ihr Sparschwein fütterte.
    Kompetenzlisten bleiben häufig allgemein, jeder könnte sie haben. Erst mit einer persönlichen Geschichte füllen Sie eine Kompetenz mit Leben. Und das überzeugt auch Ihr Gegenüber. Sozialkompetenz oder Teamgeist zum Beispiel geben vermutlich viele Bewerber als Stärke an. Ich selbst aber werde nie vergessen, wie eine Klientin ihre Geschichte von sozialer Kompetenz analysierte. Aufgrund der beruflichen Tätigkeiten ihrer Eltern war sie die ersten neun Jahre in einem asiatischen Land aufgewachsen. Dort hatte sie sehr früh verstanden, was es heißt, bei anderen Menschen auf einen möglichen Gesichtsverlust zu achten und ihn zu vermeiden. Zurück in Deutschland organisierte sie mit zehn Jahren eine Schultombola für ihre Klassenstufe. In der Vorbereitung (sie besaß auch eine hohe Organisationskompetenz) vergab sie präzise Aufträge, was jeder für die Tombola mitbringen sollte. Dabei achtete das Mädchen genau darauf, dass die Geschenke den vermuteten finanziellen Verhältnissen angemessen waren. »Ich wollte kein Kind und keine Familie in Verlegenheit bringen«, erklärte sie rückblickend mit größter

Weitere Kostenlose Bücher