Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
Leichter wird das Leben allerdings, wenn wir in unseren eigenen Fluss kommen. Genau das meint es, dem KAIROS-Prinzip zu folgen.
Das KAIROS-Prinzip zu kennen, hilft auch, mit vermeintlichen Verzögerungen ins Reine zu kommen. So saß ich einmal am Ende eines mehrstündigen Coachingprozesses mit einer Klientin vor ihren Ergebnissen und wir waren beide ein wenig unzufrieden mit dem Stand der Umsetzung von nächsten Schritten. Wir hatten viel herausgefunden, was für die Klientin zentral wichtig war. Sie wusste, welches Berufsprofil und welche Arbeitsform »eigentlich« richtig für sie waren. Aber so recht ins Handeln kam sie nicht. »Ich fühle mich so ›dazwischen‹«, meinte sie. »Ich bin mir sicher, dass ich etwas verändern werde, aber irgendwie gerade jetzt nicht. Und das macht mich auch etwas ungeduldig.« Ich schlug ihr vor, dass wir noch einmal einen Blick auf ihre Lebensrhythmen werfen könnten. Vorher waren andere Auswertungsschritte in ihrem KAIROS-Coaching wichtiger gewesen, doch nun war der Moment gekommen, in dem die Rhythmusanalyse vielleicht eine Einsicht bringen konnte, die bisher fehlte. Der Methode folgend (die Sie gleich noch durchgehen werden) untersuchte die Klientin jedes ihrer sieben Zyklusjahre über ihre gesamte Biografie nach den Gemeinsamkeiten, die ein Zyklusjahr aufwies, das erste, das zweite und so fort. Für jedes Jahr fand sie passende Namen. Wir schauten in ihr aktuelles Zyklusjahr, es war das zweite des Siebenerzyklus. Und dann hatten wir es schwarz auf weiß: Als typisch für dieses zweite Zyklusjahr über alle Lebensphasen hinweg identifizierte meine Klientin den Begriff »Dazwischen«. »Das ist ja schon ein wenig unheimlich«, meinte sie. »Ist das bei anderen Ihrer Klientinnen auch so, dass das Leben in solchen Rhythmen verläuft?«
Tatsächlich erlebe ich häufig, dass sich Lebenszyklen wiederholen. Das Leben, wenn man es denn fließen lässt, scheint sich in spezifischen, individuellen Rhythmen einzupendeln. Auf Jahre des Aufbruchs folgen Jahre der Ruhe. In manchen Zyklusjahren stehen berufliche Veränderungen im Vordergrund, in anderen sind es eher private Wachstumsphasen.
Ich habe vor vielen Jahren meine eigenen Lebensrhythmen selbst analysiert, als ich mit einem inzwischen vergriffenen Biografiebuch gearbeitet habe. 25 Ich war davon fasziniert, zu erleben, wie sich aus der Vielzahl meiner biografischen Fakten ein Muster, ein Rhythmus herauskristallisierte. Daraus ergab sich ein Gefühl von Ordnung und von Eingebundensein. Brüche in diesem Rhythmus erklärten recht genau mein Unbehagen in früheren Situationen – manche Ereignisse kommen eben zur »Unzeit«. Unser Leben mit anderen Menschen, Organisationen und der Gesellschaft entspricht eher dem, was man in der Musik Polyrhythmik nennt. Ein Polyrhythmus ist »eine Schichtung von Rhythmen von gleicher Gesamtdauer; er erlaubt die Darstellung komplexer musikalischer Zeitstrukturen im allgemeineren Sinn des Rhythmus« 26 . Eine solche komplexe »Schichtung« stellt wohl auch unser Leben dar. Wenn Sie eine Entscheidung wie Ihren beruflichen Wechsel jedoch selbst beeinflussen können, dann ermuntere ich Sie, dass Sie Ihrem eigenen KAIROS-Rhythmus folgen. Dabei beinhaltet das KAIROS-Prinzip immer auch den Bezug zu den übergreifenden Zeitrhythmen. Einen individuellen, vom restlichen Leben abgetrennten Kairos-Moment gibt es nicht. Das KAIROS-Prinzip meint vielmehr, dass wir uns in einem intuitiven Einklang mit dem befinden, was gerade geschehen soll, was am einfachsten fließt. Und diesen Moment gilt es, intuitiv zu erfassen.
»Ich bin irgendwie aus dem Takt gekommen«, sagen wir, wenn es nicht rund läuft in unserem Leben. Wir haben unseren Lebensrhythmus verloren. Es ist interessant, sich die Bedeutung dieser Begriffe einmal näher anzuschauen. Ein Takt ist eine Maßeinheit für Rhythmus. Rhythmus wiederum ist definiert als Abfolge von Einheiten unterschiedlicher Länge, und dazu gehören auch die Pausen. In unseren Lebensrhythmen können wir unterschiedliche Zeiteinheiten betrachten, die unser Leben gliedern. Der Tagesrhythmus, der durch den Lauf der Sonne mit 24 Stunden beschrieben ist. Der Wochenrhythmus, der unsere Arbeitszeit – einstmals – gegliedert hat. Monatsrhythmen, die den Mondphasen unterliegen sowie Vierteljahresrhythmen, die durch die veränderten Jahreszeiten gekennzeichnet sind. Schließlich wird der Lebensrhythmus einmal rund, wenn ein Jahr um ist. Diesen besonderen Tag feiern wir im Jahresrhythmus
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