Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
Fragen:
Wie genau setzen Sie die Stärke in unterschiedlichen Situationen ein?
Setzen Sie diese Stärke gern ein?
Schöpfen Sie regelrecht Kraft daraus, diese Stärke einzusetzen?
Setzen Sie diese Stärke situationsübergreifend, oft, quasi »unvermeidlich« ein?
Würden auch andere Personen diese Stärke als typisch für Sie bezeichnen?
Könnten Sie die Stärke eher »gelernt« haben?
Ist diese Stärke sehr geschätzt/wenig geschätzt in Ihrem Umfeld?
Die beiden letzten Fragen sind besonders bei Stärken des Tugendclusters »Mäßigung« wichtig. Denn solche Stärken werden zum Teil durch das Umfeld entweder besonders gefördert, sind dann eher erlernte Stärken oder im Gegenteil auch zensiert. Ich erinnere mich an eine Klientin, die »Vorsicht« als eine ihrer Signaturstärken wenig akzeptieren konnte, weil dieser Charakterzug in ihrem gesamten Umfeld als »uncool« galt. »Aber irgendwie bin ich nun einmal eine eher vorsichtige Person«, gestand sie zögernd ein. Stehen Sie dazu, wenn Sie über solche wenig »sexy« erscheinenden Charakterstärken verfügen. Charakterstärken müssen nicht unbedingt immer gut ankommen – und sind dennoch anerkannte Tugenden! Stärken lassen einen Menschen nicht in jedem Umfeld unbedingt attraktiv erscheinen, können aber trotzdem zur Persönlichkeit gehören.
Übernutzung und Unternutzung von Charakterstärken
Manchmal ist es aber auch einfach »zu viel des Guten«. Es ist tatsächlich nicht auszuschließen, dass Sie eine Ihrer Stärken zu einseitig oder nicht im Kontext adäquat nutzen. Humor ist eine Stärke, doch Humor ausgerechnet bei der Beerdigung von Onkel Otto offen anzubringen vielleicht eine andere Sache. Zeichnen Sie sich beispielsweise durch Authentizität (Ehrlichkeit) aus, so kann es im Job dennoch unangemessen sein, dem Chef direkt auf den Kopf zuzusagen, was Sie von seiner Micky-Maus-Krawatte oder von dem neuen Projekt wirklich halten. Man spricht dann von Übernutzung einer Stärke. Es fehlt dann häufig auch an der notwendigen Balance zwischen zwei komplementären Charakterstärken. Christina war ein gutes Gegenbeispiel dafür, wie man durch die Kombination von Stärken solche Einseitigkeiten vermeidet. So wird ihre »Authentizität« balanciert durch »soziale Intelligenz« und »Urteilsvermögen«. »Ich habe keine Scheu, offen meine Meinung zu sagen«, meint Christina, »aber im beruflichen Kontext ist es einfach oft besser, auf die langfristige Beziehung zu schauen und dem Gegenüber nicht sofort jeden Eindruck gleich eins zu eins ins Gesicht zu schleudern.«
Umgekehrt gibt es die Unternutzung von Charakterstärken. Sie ist gegeben, wenn Umfeldbedingungen dazu führen, dass ein Mensch einige seiner Stärken nicht voll nutzen kann. Da Sie vermutlich derzeit beruflich unzufrieden sind, könnte dies bei Ihnen der Fall sein. In diesem Fall habe ich einen Tipp für Sie: Nutzen Sie zumindest Ihre drei ausgeprägtesten Stärken jeden Tag ganz bewusst. Dies wird für Sie bereits Ihre jetzige Aufgabe wieder attraktiver machen.
Abschließend möchte ich Ihnen zwei weitere Übungen für die Nutzung ihrer Charakterstärken mitgeben. Erinnern Sie sich daran, dass ich eingangs in diesem Kapitel gesagt habe, dass Charakterstärken besonders für die Phase der beruflichen Orientierung selbst wichtig sind, weil sie in Phasen der Veränderung unseren Treibstoff darstellen.
Übung 19 : Nutzung von Signaturstärken in der beruflichen Orientierung
Im Coaching führe ich eine Abschlussreflexion der VIA-Charakterstärken beziehungsweise Signaturstärken durch; danach erstellen meine Klienten für sich einen konkreten To-do-Plan. Sie können diese Schritte hingegen allein machen. Auch hier bietet es sich an, die gewonnenen Erkenntnisse schriftlich festzuhalten.
Mit den folgenden Fragen fokussieren Sie zunächst darauf, wie Sie Ihre Signaturstärken noch wirkungsvoller nutzen können:
Wie kann ich meine Stärken auf neue, andere Weise als bisher noch nutzen (in neuen Situationen und Kontexten, auf andere Art und Weise, zum Beispiel schriftlich statt verbal, in Gruppen statt allein oder zu zweit etc.)?
Welche Kombinationen von Stärken kann ich nutzen, um meine Schritte bei der beruflichen Orientierung voranzutreiben?
Welche neuen Stärken habe ich kennen gelernt? Welche sind/waren mir ganz fremd (zum Beispiel wenn ich sie bei anderen Personen erlebe)? Besteht bei mir eine Neugier auf diese Stärken?
Die letzten beiden Fragen waren besonders für Christina interessant. Sie
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