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Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel

Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel

Titel: Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula M. Wagner
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Charakterstärken umsetzten.
    Thomas half die Analyse dabei, mehr Frieden mit seinem Abschied von der Schauspielwelt zu finden. Seine Top-3-Stärken: Authentizität und soziale Intelligenz (zwei Stärken, die er mit Christina gemeinsam hat) sowie Dankbarkeit. Bei seiner dritten Stärke machte es »klick«. »Statt damit zu hadern, dass ich von einem ›Traumberuf‹ Abschied nehmen muss, liegt es mir eigentlich viel mehr, dankbar für alles zu sein, was ich erleben durfte, und dann weiterzugehen.« Mit Blick auf sein KAIROS-Datenchart fuhr er fort: »So habe ich das beim Abschied von der DDR gemacht und beim Abschied von zu Hause und tatsächlich auch bei jedem Abschied in einer Beziehung, bis ich meine Frau traf. Hinterherweinen ist gar nicht mein Ding«, erkannte Thomas, lächelte und führte mit Begeisterung die Übung »Three good things« für drei Wochen durch.
    Stefanie machte nach der Analyse ihrer Charakterstärken ganz bewusst Gebrauch davon, um ihr potenzielles Arbeitsfeld zu explorieren. Sie fühlte sich bestärkt darin, dass die Charakterstärken Enthusiasmus, Neugier und soziale Intelligenz wirklich nicht nur »typisch« für sie waren, sondern sehr nützlich für den Trainerberuf. Und nicht nur geduldete »Eigenheiten«, wie ihr jetziger Chef das wohl sah. In der Orientierungsphase setzte Stefanie ihre Charakterstärken konkret dazu ein, mit viel Neugier sich über alle Aspekte des Trainerberufs zu informieren; dazu setzte sie sich jede Woche einen festen Recherchetermin. Ihr Enthusiasmus befeuerte sie derart, dass sie meist viel mehr Zeit als geplant damit verbrachte.
    Mit viel Fingerspitzengefühl – ihrer sozialen Intelligenz – ging Stefanie vor, um den Kontakt mit dem Trainingsinstitut aufrechtzuerhalten, bei dem sie als interne Co-Trainerin mitgearbeitet hatte. Über zwei soziale Netzwerke blieb sie in Kontakt, chattete über alle möglichen Themen und gab immer wieder selbst auch gute Tipps in Bezug auf Ihre Branche oder »Finanzer« als Zielgruppe von Trainings. Sie machte Essenstermine mit den Trainern, wann immer diese in ihrer Gegend waren. Langsam und ohne aufdringlich zu wirken, brachte sie in Erfahrung, wie die Bedingungen für eine Aufnahme in die Firma waren. Zunächst war sie erschrocken über manche Hürden, zum Beispiel den eigentlich notwendigen Studienabschluss, der ihr fehlte. Ihre Neugier ließ sie nach Ausnahmen von der Regel forschen, und tatsächlich fand sie heraus, dass Branchenerfahrung mindestens ebenso viel wie ein Studienabschluss zählte. Kaum ein Trainer konnte in ihrer Branche so viel Kenntnisse aus erster Hand mitbringen wie sie, noch dazu mit Führungserfahrung. »Solche Leute sind bei uns Gold wert«, verriet ihr eine Beraterin bei einem Mittagessen, »die meisten von uns sind doch richtige Inzuchtgewächse und haben außer Beratung und Training wenig andere Erfahrung.« Stefanie fasste sich ein Herz und eröffnete einer Trainerin, der sie vertraute (erinnern Sie sich an Stefanies Kompetenz der Menschenkenntnis), dass sie sich vorstellen könnte, auch einmal Vollzeit als Trainerin zu arbeiten. »Dann komm doch mal vorbei und führ ein Gespräch mit meiner Vorgesetzten«, war die prompte Antwort, »ich glaube, wir suchen gerade wieder jemanden.« Stefanie wurde ein wenig blass. So schnell?
    Womit wir beim letzten Schritt der KAIROS-Biografie-Analyse angelangt wären: der Frage nach dem eigenen Rhythmus.

Den eigenen Rhythmus erkennen:
Von günstigen und anderen Momenten
    Das ist doch eigentlich seltsam: Als die Trainerin ihr sagte: »Komm doch vorbei, sprich einmal mit meiner Chefin über eine Stelle«, zögerte Stefanie – das geht so schnell! Ist diese Reaktion ernst zu nehmen oder einfach nur unbegründete Angst?
    Ein ähnliches Zögern fühlte Tanja, eine Vertriebsmanagerin, mit der ich im Coaching zum Thema Führung gearbeitet hatte. Ihr bot sich plötzlich zwei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen eine Aufstiegsmöglichkeit zur nächsten Führungsebene. Vom Kopf her sprach vieles dafür, diese Stelle anzunehmen: Doch etwas in Tanja schien dagegen zu sprechen, auf das frühzeitige Angebot einzugehen, ihr Bauchgefühl sagte: »Nein.«
    Kairos heißt, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun. Natürlich steht es jedem frei, sich gegen seinen Lebensrhythmus zu entscheiden und berufliche Veränderungen auch gegen das eigene Bauchgefühl anzugehen. Manchmal mutet einem das Leben auch einfach Veränderungen zu, auf die wir nicht immer Einfluss haben.

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