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Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel

Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel

Titel: Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula M. Wagner
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die ich neben der Berufungsfalle in der Karriereorientierung häufig beobachte, ist die »Karrierefalle«. Kandidaten, die in ihr stecken, sind schnell beschrieben: »Mitte 30, erfolgreich und unglücklich«. Wahlweise ereignet sich das Szenario auch mit Mitte oder Ende vierzig. Die Zutaten sind oft die gleichen: erfolgreiche Karriere, oft als Überflieger, eine frühe herausragende Stellung im traditionsreichen Familienunternehmen oder im Konzern, überdurchschnittliches Einkommen gegenüber Gleichaltrigen, hohes Ansehen oder Berühmtheit. Aber: unglücklich. Menschen, die in der Karrierefalle stecken, nutzen im Coaching häufig das Wörtchen »eigentlich«: »Eigentlich weiß ich schon lange, dass ich das Familienunternehmen nicht führen möchte«, gibt der Geschäftsführer eines Traditionsunternehmens zu. »Der Preis ist zu hoch für meine Karriere«, resümiert eine sehr erfolgreiche Managerin, »aber ich bin die einzige Frau, die es in unserem Unternehmen an die Spitze geschafft hat, da werde ich doch nicht jetzt aufgeben.« Man hört das Dilemma. In der Karrierefalle gibt es immer ein »ja, aber«. Im Kern handelt es sich bei der Karrierefalle um einen Wertekonflikt.
    In der Karrierefalle sind besonders jene unserer Klienten gefangen, die sehr erfolgreich sind, von denen andere neidisch sagen, »Du hast doch alles erreicht, wovon andere träumen.« Und genau das ist das Problem. Uns macht letztendlich nicht glücklich, wovon andere träumen. Uns macht nur zufrieden, wovon wir selbst träumen, was uns selbst wichtig ist. Und diese Prioritäten können sich über die Lebensspanne eben ändern. So wie es bei Thomas, dem Schauspieler, war, der seinen Beruf aus Leidenschaft ergriffen hatte, aber jetzt keinen Sinn mehr darin sah und außerdem mehr Zeit mit der Familie verbringen mochte.
    Die Lösung für das Problem der Karrierefalle ist daher einfach, aber häufig nicht leicht. Denn sie lässt sich nur mit einer klaren Entscheidung für die jetzt wichtigen Werte herbeiführen. Und dabei gibt es im Allgemeinen einen Preis zu zahlen. Oft kommt es auch zu Konflikten mit dem Umfeld. Und auch die benötigen eine Wertepriorität.
    Menschen in der Karrierefalle bewegen sich jedoch häufig hin und her, ohne zu einer Entscheidung zu gelangen. Sie besuchen ein Coaching, um den Absprung aus der renommierten Unternehmensberatung vorzubereiten. Aber zwei Jahre später sind sie immer noch dort und haben gerade den schönen Bonus für das letzte Projekt mitgenommen oder die Beförderung. »Jetzt aber«, sagen sie dann, »jetzt will ich wirklich raus.« Doch die berufliche Entscheidung wird immer wieder vertagt. Wer eigentlich ein nagendes Unbehagen spürt, ihm aber nicht nachgeht, riskiert allerdings nicht nur sein Lebensglück, sondern auch seine Selbstachtung.
    Sich von Jobs zu verabschieden, um die man von anderen beneidet wird, ist, wie ich eingangs bereits sagte, besonders schwer. Manchmal ist aber genau das notwendig, damit man wieder zufrieden wird oder bleibt. Der Schauspieler Thomas, einer unserer Protagonisten, hat dies geschafft. Er war bereit, den Preis zu zahlen, den das Ende der Schauspielerei für ihn bedeutete. Und dafür zu gewinnen, was der neue Beruf ihm bringen würde. Natürlich spricht auch nichts dagegen, in einem erfolgreichen Job zu bleiben, wenn man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen und auf andere Werte zu verzichten. Das muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Den Absprung zu schaffen, hat viel mit Kairos zu tun, dem gnadenhaften, günstigen Augenblick. Irgendwann kann es nämlich tatsächlich »zu spät« sein. Dann sind die Weichen gestellt, die Hypothek lastet auf dem Haus, drei Kinder und eine anspruchsvolle Ehefrau wollen versorgt sein. Oder man ist selbst eine erfolgsverwöhnte Karrierefrau, die sich dann doch nicht vorstellen kann, mit »nur 60 000 im Jahr« auszukommen.
    Manchmal ist es bei der Karrierefalle auch ähnlich wie in der Berufungsfalle so, dass sich ein Lebensthema mit dem beruflichen Lebensstrang vermischt. Nur werden bei der Karrierefalle eher Lebensthemen nicht losgelassen. »Sich durchbeißen«, »eine berufliche Identität aufbauen«, »Anerkennung im Kollegenkreis finden« – all dies sind Themen, die Menschen in der ersten Phase eines beruflichen Weges altersbedingt antreiben können und die zum Lebensplan dazugehören. Bleiben solche Lebensthemen jedoch auch in späteren Lebensphasen beherrschend, dann spüren wir in der Gegenwart solcher Menschen häufig,

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