Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
die Konsequenzen für unser Handeln – oder Nichthandeln – treten eben nicht direkt, sondern sehr zeitverzögert ein. Menschen führen Änderungen in ihrem Leben häufig auch deshalb nicht durch, weil sie die Konsequenzen lange Zeit ausblenden können. Die Verhaltenspsychologie hat inzwischen herausgefunden, dass es nicht reicht, sich ausschließlich eine positive Vision vor Augen zu rufen, um ein Ziel zu erreichen. Die Kombination von beidem – von einem Schreckensszenario, das wir vermeiden wollen, und dem Positiven, das wir anstreben – hat die größten Erfolgsaussichten für eine Verhaltensänderung. 33
Mit dem mentalen Zukunftszoom holen Sie sich die Zukunft direkt in die Gegenwart – unser Geist kann das!
Vergegenwärtigen Sie sich zunächst wieder die Nachteile Ihrer jetzigen Berufssituation.
Projizieren Sie die Folgen dieser Nachteile jetzt 10 bis 20 Jahre in die Zukunft. Wie schlimm ist es dann? Verharren Sie eine Zeit in dieser – unangenehmen! – Vorstellung, bis sie sich fest in Ihrer Erinnerung eingebrannt hat.
Bei der nächsten Gelegenheit, wenn Sie an Ihrer Entscheidung zweifeln, etwas ändern zu wollen, zoomen Sie sofort das negative Zukunftsszenario wieder ins Jetzt heran. Weichen Sie nicht aus, schauen Sie genau hin auf das, was Sie nicht wollen.
Gehen Sie dann sofort zur positiven Vision über – so wie es sein wird, wenn Sie die Veränderung herbeiführen.
Machen Sie dies regelmäßig, um Ihre Motivation zu stärken.
Nicht immer sind Karrierefallen dramatische Gefängnisse, in denen ihre Insassen zunehmend versteinern und veröden. In manchen Fällen aber merken die Bewohner eines komfortablen Karrierekäfigs, dass es doch ein besseres, ein interessanteres Leben jenseits des goldenen Gitters gibt. Zwei Beispiele aus der Vorstandsetage großer Unternehmen zeigen, dass es auch bei solchen Positionen, die mit einem hohen Erwartungsdruck verbunden sind, die Möglichkeit gibt, alternative Wege einzuschlagen. Und so den Job zu finden, der jetzt passt.
Vorwärts, es geht zurück: Prominente Beispiele für den Ausstieg aus der Karrierefalle
Christine Novakovic – von der Bankerin zur Kunsthändlerin und wieder zur Bankerin 34
Unter dem Namen Christine Licci (heute Novakovic) legt die Tochter eines Südtiroler Hotelier-Ehepaares 15 Jahre lang eine der Topkarrieren weiblicher Führungskräfte im europäischen Bankgewerbe hin. 2005 macht sie damit Schluss. Der Gestaltungsspielraum in ihrem letzten Vorstandsposten bestand nur noch auf dem Papier, in Wahrheit regierte die Zentrale der Bank, die gerade die Geschäfte übernommen hatte. Bei so viel Einmischung und Machtgehabe hatte die genauso sozial kompetente wie toughe Bankerin immer weniger Spaß an der Arbeit. Und auch keine Lust mehr »17 Stunden am Tag zu arbeiten und das Handy immer auf Empfang zu haben, auch nachts«. Inzwischen war Christine Novakovic Anfang vierzig und geschieden. Welcher Mann macht so eine Karriere schon mit?
Sie spricht mit einem Headhunter, der mit ihr nicht ins Geschäft kommt, weil sie merkt, dass es Zeit für einen großen Wechsel ist. Vielleicht Zeit, das Kind zu bekommen, für das sie sich nie Zeit genommen hat während der Turbokarriere? Auf jeden Fall will sie mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens haben, mehr Zeit für Freunde, Familie, für sich selbst. Sie besinnt sich auf ihre Leidenschaft, die Kunst, und absolviert eine Lehrzeit bei einem renommierten Kunsthändler. Dort wird sie später Partnerin. Eine Firma mit einem halben Dutzend Mitarbeiter. So viel wie es früher vielleicht einmal Pförtner in ihren Bankhäusern gab. In einem Interview wird sie gefragt, wie sie das denn aushalte, mit einem Mal für so eine »kleine Bude« zu arbeiten und so wenig Macht zu haben. »Bestens«, schmunzelt die sichtlich zufriedene und entspannte Ex-Managerin, die mehrere Sprachen fließend spricht. Hilfreich für so einen entspannten Umgang mit Macht und Ansehen war mit Sicherheit die bodenständige Kindheit und Jugend im familiären Hotelbetrieb. Neben ihrem neuen Beruf dem Kunsthandel gönnt sich Christine Novakovic ein Aufsichtsratsmandat bei einer Bank, denn davon versteht sie schließlich etwas. Und das Headhunting war doch irgendwie auch erfolgreich. Stan Novakovic, der Headhunter, wurde ihr zweiter Ehemann, dessen Namen sie annahm. Und vermutlich ist der stolz auf seine entschlussfreudige Frau, die schließlich 2011 nach einigen Jahren im Kunstbusiness beschließt, nun sei es Zeit, wieder in das
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