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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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einen.«
    »Stimmt.« Ich schaute auf das Buch in seiner Hand. »Was liest du da?«
    »Ein Buch halt.«
    »Was für ein Buch?«
    Ich ging näher ran und hielt den Umschlag hoch. »Die Bibel?«
    »Ja, Ma’am. Aber die hier ist anders, so richtig lesbar und ohne diese altmodischen Wörter.«
    »Du meinst, wie ein Roman?«
    »Ja, Ma’am. Wenn man’s versteht, isses wirklich interessant.«
    »Du interessierst dich also für die Bibel?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Hast du Mr Classons Angelologiekurs besucht?«
    »Mm-hmm. Ja, Ma’am.«
    »Und wie hat’s dir gefallen?«
    »War recht interessant. So bin ich auch auf dieses Buch gekommen.«
    »War Mr Classon denn ein guter Lehrer?«
    »Ich fand, er konnte ziemlich gemein sein, aber wenn er von den Engeln erzählt hat, war’s toll.«
    Mir fiel die Medaille ein, die ich von Black bekommen hatte. Vielleicht könnte ich Willie damit ködern, seine Reserviertheit aufzugeben und sich zu öffnen. Ich zog sie heraus und legte sie in meine Handfläche. »Den heiligen Michael hier trage ich immer bei mir. Er ist der Schutzheilige der Polizei, und wir beide sind ein richtig eingespieltes Team. So kann mir nichts mehr passieren. Cool, nicht wahr?« Ich lachte über den kleinen Scherz.
    Willie lachte nicht, wirkte jedoch mächtig beeindruckt. »Der heilige Michael ist der Racheengel Gottes. Mr Classon hat gesagt, er ist der erste Engel, den Gott erschaffen hat, und der Anführer aller Erzengel. Mit seinem Flammenschwert schützt er uns vor dem Satan. Und Mr Classon hat auch gesagt, dass er mit Luzifer gekämpft und ihn aus dem Himmel geworfen hat.«
    »Stimmt genau. Und wir beide passen gut zusammen. Ich hab auch schon ab und an den einen oder anderen Kerl fertiggemacht.« Ich musste wieder lächeln, die Polizeibeamtin, die auf Engel stand. Aber Willie schien nun aufzutauen. Angelologie musste sein Lieblingsfach gewesen sein.
    Er sagte: »Der Erzengel Michael hat auf dem Berg Sinai auch zu Moses gesprochen, und er hat Adam gezeigt, wie man Ackerbau treibt und eine Familie ernährt.«
    »Wow! Der ist ja viel rumgekommen damals, nicht wahr?«
    »Ja, Ma’am. Und Mr Classon hat gesagt, er hilft Menschen mit schlimmen Albträumen.«
    »Okay, das macht die Sache perfekt. Ich nehm das Ding nie wieder ab.«
    »Heißt das, Sie haben Albträume, Detective Morgan?«
    »Manchmal. Du etwa auch?«
    Willie nickte, und seine Miene verriet mir, dass es richtige Hämmer waren. »Hin und wieder, ja, und beim Aufwachen hab ich Todesängste.«
    »Dann geht’s dir wie mir, Willie. Besorg dir so schnell wie möglich auch so ein Ding.« Ich lächelte ihm aufmunternd zu, während ich die Medaille wieder in meinem samtenen Ausschnitt verschwinden ließ.
    Willie schien nun regelrecht begeistert und lächelte, als hätten wir beide ein Engelgeheimnis. Ich warf einen Blick in die Ecke auf den Stuhl mit der geraden Lehne. »Was dagegen, wenn ich mich kurz setze? Ich bin nicht so scharf auf diese Schickimickigesellschaft da draußen. Mein Boss hat mich herbeordert.«
    Das machte mich in seinen Augen noch sympathischer. »Klar, nehmen Sie Platz. Ich bin auch kein großer Partygänger.«
    »Seit wann arbeitest du schon hier?«
    »Von Anfang an.«
    »Im Ernst? Dann musst du ja schon mit drei hier angefangen haben.«
    Er grinste etwas. »Vielleicht bin ich ja älter, als ich aussehe, und diesen Job mag ich sehr, weil ich nur wenig mit Menschen zu tun habe. Ich bin mehr ein Einzelgänger und gern allein.«
    Mein Blick fiel auf einen Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch. Er enthielt das Porträt eines hübschen Mädchens mit roten Zöpfen und Sommersprossen. »Ein gutes Foto von Wilma.«
    Willie schien sich zu verkrampfen. Er blickte herum, ohne den Versuch, es zu verbergen. »Richtig. Sie hat es mir geschenkt, und ich hab’s in den kleinen Rahmen gesteckt. Lag in der Schreibtischschublade.«
    »Erzähl mir von ihr.«
    Er hielt den Blick gesenkt und wand sich auf seinem Stuhl. »Was wollen Sie denn wissen?«
    »War sie deine Freundin?«
    »Nein, hm-hm. Ich hatte noch nie eine Freundin.«
    »Warum nicht? Du siehst doch gut aus.«
    Er wurde rot, wich meinem Blick noch immer aus. »Ich weiß nicht.« Er zuckte leicht mit den Schultern, dann noch einmal. »Ich bin am liebsten allein.«
    »Also wart ihr beide nur gute Freunde. Was auch was heißt.«
    »Stimmt. Sie ist auch gern hierhergekommen, so wie Sie heute Abend. Einfach, um zu reden und von den anderen weg zu sein.
    Sie hasste die hässlichen Dinge, die hier abgingen,

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