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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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dunkelblauen Kleid guckte, das sie Pamela-Anderson-mäßig zur Schau stellte. Dass Seher-Joe ungebührlich lange auf meinen nackten Rücken starrte, bemerkte ich sofort. Black bemerkte es auch und bedachte McKay mit einem scharfen Blick.
    »Die Stola behältst du vielleicht lieber an«, flüsterte Black mir ins Ohr. »So mancher hier sabbert gleich in seine Suppe.«
    »Verstehe.«
    Die Finnin alias Brianna lächelte mir einnehmend zu. Du meine Güte, sagte ich soeben einnehmend? Das konnte nur an meinem Kleid und dem Mascara liegen. Sie machte mir ein Kompliment: »Sie sehen wunderbar aus, Ms Morgan. Ich hab’s mir gleich gedacht. Das Kleid ist goldrichtig.«
    »Ja, aber Sie hätten mir sagen sollen, dass der Rücken fehlt.«
    Sie lachte auf diese perlende, mir unverständliche Art, wie sie nur Frauen zustande brachten. Wenn ich lachte, was selten genug vorkam, klang das nur wie ha, ha, ha. Nicht gerade musikalisch und schon gar nicht perlend. Ob sie probte, um das so hinzukriegen? Vielleicht lachte sie ja Tonleitern oder so was.
    Ich kam nah heran und flüsterte: »Pass gut auf heute Abend, Bud, und lass es mich wissen, wenn sich jemand, den wir vernommen haben, verdächtig benimmt. Könnte sein, er spielt uns absichtlich was vor.«
    Neben mir sprach Black: »Ich glaube nicht, dass wir uns kennen.« Er redete mit Seher-Joe.
    Als er ihm die Hand entgegenstreckte, sagte ich: »Pass auf, Black, er kann hellsehen. Gut möglich, er prophezeit dir, dass du nächsten Freitag stirbst.«
    Black sah mich an, als hielt er mich für unhöflich. Unglaublich.
    »Mein Name ist Nick Black.«
    »Joe McKay.« Ich beobachtete den Burschen genau, um zu sehen, ob er entsetzt oder irgendwie geschockt dreinblickte, während sie sich die Hand schüttelten. Nicht dass ich an seine hellseherischen Fähigkeiten glaubte, aber ich hatte doch ein besseres Gefühl, wenn er ruhig blieb. Er lächelte nur und wechselte ein paar belanglose Worte mit Black. An der Stelle fiel mir auf, dass er auch einen Smoking trug, was mich fast vom Hocker haute, denn dafür war er definitiv nicht der Typ. Seine langen blonden Haare hatte er straff nach hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden, wodurch die hohen Wangenknochen und die Augen mit den langen Wimpern erst richtig zur Geltung kamen. Er sah wirklich gut aus. Aber auch Serienkiller können attraktiv sein.
    Black sagte: »Ich hab gehört, Charlie hat Sie um Unterstützung an Claires Fall gebeten.«
    »Stimmt. Aber die Dame hier am Tisch ist von der Idee nicht allzu begeistert, und so sind meine Dienste nicht länger gefragt.«
    Er lächelte mir unmissverständlich zu, sodass jeder wusste, wer damit genau gemeint war. Black ergriff meine Hand und hielt sie fest. Ebenso gut hätte er mir seinen Namen auf die Stirn prägen und mir ein Schild umhängen können, auf dem stand: HALTET EUCH FERN, HELLSEHER . Ich zog meine Hand selbstbewusst zurück.
    »Tut mir leid, von übersinnlicher Wahrnehmung und derlei Humbug hab ich noch nie viel gehalten. Ich vertraue auf handfeste polizeiliche Ermittlungen.«
    Joe McKay lächelte immer noch. »Kann ich nur zustimmen.«
    Dann waren wir also jetzt ein und derselben Meinung, dicke Freunde sozusagen. »Wissen Sie was, McKay? Sie werden’s kaum glauben, aber ich hab doch mitten bei mir zu Hause eine dicke fette Vogelspinne gefunden. Krabbelte da einfach so rum, das Biest. Und stellen Sie sich vor, sie war da plötzlich kurz nach Ihrem Besuch, als Sie mich so nett gewarnt hatten.«
    Alle am Tisch starrten mich an, ehe sie ihre Blicke auf Joe richteten. Er tat so, als wäre er ebenso überrascht wie sie. »Sie haben eine Vogelspinne in Ihrem Haus gefunden?«
    »Genau. Stellen Sie sich vor. Haben Sie die da hinterlassen?«
    »Nein, Ma’am. Warum sollte ich?«
    »Auch nicht, wenn sich dadurch Ihre Voraussagen bewahrheiten würden?«
    »Ich muss nicht dafür sorgen, dass sie wahr werden. In Ihrem Fall hoffe ich bei Gott, dass das nicht so sein wird.«
    Black runzelte die Stirn. »Welche Voraussagen?«
    »Ich habe sie an jenem Abend gewarnt, dass ich sie in großer Gefahr sehe. Ich sah sie im Krankenhaus, und zwar ziemlich übel zugerichtet. Deshalb habe ich sie zu Hause aufgesucht, um ihr zu sagen, besser sehr vorsichtig zu sein.«
    Bud fragte: »In welcher Art Gefahr haben Sie sie denn gesehen?«
    Zum Glück betrat Jesus just in dem Moment das Podium und stellte das Mikrofon ein. »Guten Abend. Ich heiße Sie alle herzlich willkommen und wünsche Ihnen ein glückliches neues Jahr.

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