Das kalte Gift der Rache
Parka. Nur für den Fall, dass ich jemandem in die Lenden treten müsste. Wir schlichen uns seitlich die Treppe hoch. Offensichtlich war, dass Black irgendwann irgendwo mal eine Art Polizeiausbildung gemacht haben musste. Vielleicht in seiner Zeit bei den Army Rangers. Ich war froh, ihn zur Unterstützung bei mir zu haben.
Ich klopfte an die Tür. »Willie? Bist du da?«
Keine Antwort. Ich stieß die Tür mit der Fußspitze auf, und sie bewegte sich laut knarrend und quietschend wie im Horrorfilm nach innen. Drinnen gab es Spuren eines Kampfes. Eines schweren Kampfes. Umgeworfene Stühle. Zerbrochenes Geschirr. Eine riesengroße Blutlache in der Form Kaliforniens plus der Halbinsel Niederkaliforniens.
Hinter uns erschien Buds Bronco mit einem Schwenk seiner Scheinwerfer über uns hinweg. Er hielt an und stieg aus, zog seine Waffe.
»Nimm du die Rückseite, Bud. Drinnen ist alles voller Blut.«
Er schlich sich um das Haus herum, wobei die schräg niedergehenden Streifen von Graupel und Schneeregen im Lichtkegel seiner Taschenlampe aufleuchteten. Black hielt seine Waffe schussbereit in Höhe seiner rechten Schulter vor sich her. Ich glitt, gefolgt von ihm, mit dem Rücken zur Tür nach ins Innere des Hauses. Immer noch Totenstille. Vom Wohnzimmer aus gingen zwei Türen ab. Blutige Schleifspuren führten zu einer der Türen, wahrscheinlich ins Schlafzimmer. Ich zuckte zusammen, als hinten eine Tür aufgestoßen wurde, gefolgt von Buds Rufen.
»Ich bin drin. Alles in Ordnung.«
Sekunden später erschien er in der Küchentür. Ich zeigte auf die Blutspur. Wir bewegten uns zusammen darauf zu, um Möbel herum und mit dem Rücken an der Wand entlang. Black behielt seinen Standpunkt bei und gab uns Deckung. Die Blutspur glänzte und sah frisch aus auf dem ramponierten dunkelgrünen Linoleum.
Bud warf einen schnellen Blick in den Raum hinein. »Du lieber Himmel, was für ein Blutbad.«
»Gehen wir.«
Wir gingen zügig voran, Bud hinter mir. Der Raum war leer. Keine Schränke, keine Versteckmöglichkeiten. Nur Blut, wohin man sah, dass mir der Atem stockte.
Ich hielt die Waffe mit ausgestreckten Armen vor mir. »Da ist jemand regelrecht abgeschlachtet worden.«
»O mein Gott.« Das war Black, der nun in der Tür stand.
Das Doppelbett in dem Raum war mit einer Tagesdecke aus Chenille bedeckt. Sie war so voller Blut, dass ich zunächst gar nicht bemerkt hatte, dass sie gelb war. Aber das war nicht das schlimmste Detail. Darauf lagen ein Kopf und ein Torso, bis zur Unkenntlichkeit zerhackt. Und andere Körperteile. Weitere lagen auf dem Boden verstreut.
Im Inneren dessen, was von der Brusthöhle übrig geblieben war, steckte ein Riesending von Machete. Der ekelerregende Gestank frischen Bluts erfüllte den Raum. Mir drehte sich der Magen um, und ich spürte, wie mir die Galle hochkam. Ich schluckte, brachte aber kein Wort hervor. Niemand sagte etwas, alle starrten wir nur auf das Gemetzel. Schließlich sagte ich: »Ich glaube, das ist Willie.«
Bud trat näher an das Bett heran und machte ein paar vorsichtige Schritte um den verstümmelten Körper herum. Dann zeigte er auf den Torso. »Auf der Hemdtasche ist sein Name eingestickt.«
Ich sah auf einen abgetrennten, gegen ein Kissen gelehnten Fuß. »Diese Stiefel trug er noch gestern Abend.«
Ich schluckte schwer angesichts meiner Fassungslosigkeit. »Könnte sein, alles ist so arrangiert, damit es so aussieht, als ob er es wäre. Alles sieht so anders aus als die letzten beiden Tatorte. Für mich ergibt das keinen Sinn.«
Black sagte: »Nur Willie hätte einen Grund, das Opfer so herzurichten, dass es aussieht wie er. Und warum sollte er das tun?«
Gute Frage. »Wer weiß? Vielleicht ist er der Täter, oder jemand anders will, dass wir das glauben. Wir müssen abwarten, bis Buck für Klarheit sorgt. Okay, wir lassen alles so, wie es ist, holen tief Luft und ziehen uns erst einmal Schutzkleidung an, ehe wir den Schauplatz kontaminieren.«
Ich rief Charlie an, weckte ihn, aber er war zu geschockt, als dass er mich zusammengestaucht hätte. Er wollte Buckeye und die Kriminaltechnik alarmieren. Ja, frohes neues Jahr allerseits.
Ich legte auf und sagte: »Wie lautet deine Einschätzung, Bud?«
»Sieht so aus, als hätte alles im Wohnzimmer begonnen.«
»Der Typ wurde in lauter kleine Stücke zerhackt«, warf Black ein. »Ein derartiges Ausmaß von Wut ist mir nie zuvor begegnet. Der Killer muss über und über voll gewesen sein mit Blut. Schaut euch doch die
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