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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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den Klamotten.«
    Auf den Ästen der Bäume beiderseits der Straße lagerte eine dicke Schneeschicht, und gegen das gleißende Licht war sogar meine Sonnenbrille machtlos. Meine Kopfschmerzen wurden stärker. Dann tauchte ein Farmhaus vor uns auf, das dem von Willie sehr ähnlich, aber vielleicht nicht ganz so verfallen war. Aus einem gemauerten Kamin stieg schwarzer Rauch in die frische Morgenluft.
    Das herumliegende Holz ließ auf Renovierungsarbeiten schließen. Dann sah ich ihn auch schon, schräg hinten neben einer frei stehenden Garage. Er sah uns auch, vermute ich, denn er rannte überstürzt zur Hintertür.
    Ich gab Vollgas, worauf wir gefährlich ins Schlingern gerieten, wenig später aber kurz vor der Haustür zum Stehen kamen. Wir zogen unsere Waffen und sprangen heraus. Bud übernahm den Vordereingang und erklomm Schritt für Schritt die Verandastufen. Ich machte mich auf den Weg um das Haus herum durch tiefe, ganz frische Schneewehen hindurch. Hinten zögerte ich, wohl wissend, dass er mir mit einer abgesägten, doppelläufigen Schrotflinte auflauern könnte, oder, schlimmer noch, mit einer blutbefleckten Machete. Ich dachte an Willies zerstückelten Körper, schluckte und spürte einen Hauch von Furcht, den ich aber ignorierte. Ich wagte einen Blick um die Ecke. Im Hof war niemand, nur jede Menge zertrampelter Schnee. Ein halb fertiger Schneemann mit Karottennase. Häh? Das schien mir doch etwas überraschend. Vielleicht spielten ja auch eiskalte Killer gern im Schnee. Vielleicht packten sie ja auch Eis um ihr Herz, um den Killerinstinkt frisch zu halten.
    Vorne polterte Bud mit der Faust gegen die Tür und schrie: »Polizei! Sofort aufmachen!« Ich hielt meine Kanone auf den Hintereingang gerichtet, den Finger am Abzug und ziemlich sicher, dass mein Freund im nächsten Moment herausstürzen und das Feuer eröffnen würde.
    Die Fußspuren im Hinterhof verliefen kreuz und quer und waren von Motorrad- und Allradspuren überlagert. Viele führten in die alte Garage. Die Tür war offen. Ich arbeitete mich mit seitlichen Schritten darauf zu, Blick und Waffe auf den Hintereingang gerichtet. Bud schlug abermals gegen die vordere Haustür. Ich warf einen kurzen Blick in die Garage, die Waffe voraus und einsatzbereit.
    Drinnen stand McKays Harley-Davidson, und in dem angebauten Metallschuppen stapelte sich jede Menge Unrat: Gartenwerkzeug, alte Reifen, Rasenmäher, leere Farbkübel.
    Ich drehte mich um und suchte den Hof nach Allradspuren in Richtung Wald ab. Da hörte ich plötzlich ein Geräusch und schwenkte die Waffe blitzschnell herum. Draußen auf seiner Veranda stand Joe McKay in einem schwarzen Pullover und Bluejeans. »Aber hallo, Detective Morgan, was suchen Sie denn in meiner Garage?«
    Prince Charming höchstpersönlich und wie immer verschmitzt lächelnd. Sein Atem wölkte sich beim Sprechen. Meiner vor Wut. Ich rief Buds Namen, bat ihn, herumzukommen, während ich langsam auf Joe zuging und die Glock mit beiden Händen umklammerte; sie war schussbereit auf McKay gerichtet.
    Joe fixierte mich. Ich starrte auf seine Hände. »Schöner Tag, nicht wahr? Nach all dem Schnee. Laut Wetterbericht soll noch mehr kommen. Ungewohnt, im Vergleich zu Südkalifornien, glauben Sie mir, aber trotzdem eine nette Abwechslung.«
    Ich war nicht gekommen, um mich über das Wetter zu unterhalten, reagierte also nicht darauf. Dafür schaute ich mir seine Augen genauer an und entdeckte darin eine Veränderung. Vielleicht war er verunsichert. Gut, sollte er ruhig sein. Dann stieß Bud zu unserem kleinen meteorologischen Small Talk.
    »Auch nett, Sie haben Detective Davis mitgebracht. Und sieh mal einer an, diese Waffen. Verdammt, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich noch ein wenig sauber gemacht. Sogar rasiert hätte ich mich für Sie, Detective Morgan.« Er glitt mit den Fingerspitzen über die Wangen. Seine Bartstoppeln waren einen Hauch dunkler als seine langen, sonnengebleichten Haare.
    Ich rückte bis an das untere Ende der Treppe vor und sah zu ihm hinauf. Er starrte auf meine Waffe, und ich spürte seine Nervosität. Das war ein neuer Zug an ihm. Vielleicht stand er ein bisschen unter Stress, nachdem er gerade diesen jungen Mann bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt hatte.
    »Sie sind doch nicht gekommen, um mich abzuballern, nicht wahr, Detective? Soll ich vielleicht die Hände hoch nehmen und mich nicht bewegen? Oder soll ich mich, die Arme ausgebreitet, an die Wand stellen?« Nun gab er wieder mehr den

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