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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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drückte den Knopf für den Kamin, und hinter künstlichen Scheiten loderten die Gasflammen hoch. Ich lächelte und fühlte mich wie Paris Hilton. Fehlte nur noch ein Hündchen, das aussah wie eine Ratte und Versace trug.
    Black telefonierte noch immer. Den Ernst der Situation erkannte ich, als er in jenem verärgert vorwurfsvollen Ton, den er so gut beherrschte, sagte: »Soll das heißen, niemand ist in der Lage, sich darum zu kümmern?«
    Ich hatte diesen Ton selbst ein paar Mal erlebt, obgleich wir noch in der Flitterwochenphase unserer Beziehung standen und er es nie gewagt hätte, mich offen herablassend zu behandeln. Ich nahm an, der Angestellte am anderen Ende der Leitung gab sich alle Mühe, die Wogen zu glätten. Dann hörte ich Black mit bitterer Entschlossenheit sagen: »Okay, lassen Sie den Learjet auftanken. Ich bin schon unterwegs.«
    Er klappte das Telefon ein, drehte sich um und wandte sich mir zu. Seine Haare waren verstrubbelt, eine Strähne vorne stand sogar senkrecht, was, wie ich Ihnen versichern kann, nicht oft vorkam. Lustig, wie ich fand, zu schade, dass ich keine Polaroidkamera parat hatte, um zu beweisen, dass auch Black nicht immer perfekt war. Auch seine Haare gerieten beim Schlafen schon mal durcheinander. Ich hatte mich sowieso schon gewundert, denn wie Bud sah er fast immer perfekt aus. Ich widerstand dem Drang, glättend einzugreifen, ebenso wie ich dem Drang widerstand, für ein weiteres amouröses Spielchen zurück in die Kiste zu springen.
    Stattdessen machte ich wie er ein ernstes Gesicht und sagte: »Guten Morgen, oder vielleicht doch nicht?«
    »Eher nicht.« Er stand auf und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar, sodass dieses Problem gelöst war. Also bewunderte ich noch ein bisschen seinen Körperbau, während er einen edlen schwarzen Flanellmantel überstreifte. Einen ähnlichen hatte er auch für mich besorgt, aber ich vertraute lieber auf meinen alten roten. »Ich muss dringend nach Paris. Wegen einer Patientin.«
    »Paris? Du meinst Frankreich?« Ich war perplex. Wer kriegt schon um fünf Uhr morgens einen Anruf und muss sofort nach Paris? Nennen Sie mir einen Namen, außer vielleicht Colin Powell oder Condoleezza Rice.
    »Richtig, Paris, das in Frankreich.« Black ging um das riesengroße Bett herum, was eine Weile dauerte, setzte sich und zog mich auf seinen Schoß. Er zog mich eng an sich, und ich schlang die Arme um seinen Hals. »Komm einfach mit, Claire. Wir feiern Weihnachten gemeinsam in Paris. Ich würd’ dir so gern die Stadt zeigen«. Als ich nicht gleich anbiss, erhöhte er die Anreize. »Wir könnten die Mitternachtsmesse in Notre Dame besuchen. Und am nächsten Tag zum Weihnachtsbrunch im ›Jules Verne‹ hoch oben im Eiffelturm.«
    Dieser Black. Vermittelte einem eine ganz neue Vorstellung von Jetset, Champagner- und Kaviarträumen, während ich schon zufrieden bin, wenn ich nicht ständig Albträume habe. Ich versuchte zu erklären, warum ich zögerte. »Ich kann nicht einfach so mir nichts, dir nichts weg, Black. Du weißt das doch. Wir haben diesen neuen Vermisstenfall, und außerdem, glaube ich, macht es nicht viel Spaß, an Weihnachten in einem Pariser Luxushotel zu sitzen und Däumchen zu drehen, während du deine Patienten versorgst.«
    »Ich habe ein gemütliches Appartement gleich bei den Champs Elysées.«
    Aber natürlich hatte er das. Wie konnte ich nur. »Ach ja? Wahrscheinlich hast du Appartements auf der ganzen Welt für den Fall des Falles, oder nicht?« Klang sarkastisch, ja, und ich fragte mich, warum es mir rausgerutscht war. Er setzte eine blasiert verärgerte Miene auf, wie er es zu tun pflegte, wenn ich seine Pläne durchkreuzte oder ihn ein bisschen aufzog, aber er wahrte hartnäckig die Fassung. In Nicholas Blacks Welt kam es selten vor, dass jemand auch nur versuchte, seinen Wünschen nicht zu entsprechen, aber ich vermute mal, er gewöhnte sich an meine Sturköpfigkeit.
    »Nein, da täuschst du dich, nur in den Städten, in denen ich eine Privatklinik habe.« Seine Blicke durchdrangen mich einen Moment lang, aber ich wand mich nicht. »Sagtest du nicht, Charlie hätte dir geraten, es langsam angehen zu lassen? Ich dachte, nach der gestrigen Razzia sollte für die nächsten paar Wochen erst mal wieder Ruhe einkehren.«
    Hier kündigte sich die schärfste Auseinandersetzung seit unserer Paarwerdung im letzten Sommer an. Black hatte diese lächerliche Vorstellung, dass ich jederzeit Hals über Kopf mit

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