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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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glaube, wir finden auch allein dorthin. Sie haben sicher viel zu tun.« Ja genau, auf allen vieren herumzukriechen und den Vorgesetzten schönzutun. Dieser Ort hatte wirklich eine ungute Ausstrahlung auf mich, und ich beschloss, mich dagegen abzugrenzen.
    »O nein. Dr. Johnstone hat mich gebeten, Sie zu begleiten, also muss ich das auch tun.«
    »Ihnen graust vor dem Dorfpranger, hm?«
    Wieder folgte das schon gewohnte Blickduell. Ich warf meinerseits Bud ein paar warnende Blicke zu. Er war nicht sehr hilfreich bei diesem Fall. Ein schlechter Start, gelinde gesagt, denn es kam selten vor, dass wir alle hassten, die wir im Lauf einer Ermittlung vernahmen. Vielleicht arbeiteten ja die netten Leute in den niedrigeren Rängen, wie in fast allen großen Firmen.
    »Ach, was ich beinahe vergessen hätte, Dr. Johnstone bat mich, Ihnen sein Buch zu überreichen. Es bekommen stets alle Besucher der Akademie ein Exemplar.«
    Sogar lästige Polizeiermittler? Ich nahm trotzdem eins. Schließlich war es gratis. Vielleicht könnte ich es ja noch mit in Blacks Geschenkstrumpf dazupacken. Bud und ich fingen an zu blättern.
    »Alles nur lauter Bilder.«
    June sagte: »Ja. Fotografien zur Geschichte der Akademie.«
    Darauf Bud: »Wow, ich bin beeindruckt.«
    June blickte verärgert drein und rückte dann wörtlich damit heraus, was ihr Gesicht die ganze Zeit schon ausdrückte. »Sie sind wirklich äußerst unhöflich, nicht wahr, Detective Davis?«
    »Ich?« Bud schenkte ihr sein einnehmendstes Lächeln. Junes Augen packten seine Kehle und drückten mit aller Gewalt zu.
    »Danke für die Bücher. Wir haben sicher viel Spaß damit. Mir gefällt das Cover«, fügte ich versöhnlich hinzu. Es zeigte ein großes Bild des Direktors mit stolz geschwellter Brust und in seinem weißen Anzug, die Löwenmähne perfekt frisiert und fixiert mit einer ganzen Dose Pantene für feines Haar. Ich sah nach, ob er seine Jesuslatschen anhatte, aber das Bild war knapp unterhalb seiner Knie abgeschnitten.
    »Nichts zu danken«, sagte June, bewundernswerterweise ohne uns als Idioten oder noch Schlimmeres zu bezeichnen.
    Ja, diese Ermittlung stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Bud und ich würden etwas ruhiger auftreten müssen, als nette, freundliche Polizisten, die wir normalerweise waren, oder Charlie würde uns zur Schnecke machen und uns den Fall wegnehmen. Ich fragte mich, ob unser Ersatz dann auch der negativen Energie zum Opfer fallen würde, die diese heiligen, farbstrukturierten Hallen erfüllte.
    »Folgen Sie mir, bitte«, sagte June frostig knapp. Sie konnte uns wirklich auf den Tod nicht ausstehen.
    Wir folgten ihren flotten Schritten zunächst einen langen weißen Gang entlang, dann über eine ebenso weiße Treppe hinunter ins ebenso helle Erdgeschoss. Wir verließen das Gebäude durch eine Tür, vor der ein Student Unmengen von Schnee räumte. Bud und ich schlüpften synchron in unsere Jacken während June nur die Arme um den Körper schlang und verdrossen einen Betonweg entlangstakste, der zum nächsten Gebäude führte.
    Auf halbem Weg bot ihr Bud höflicherweise seine Jacke an. Auch er war um Wiedergutmachung bemüht. June hingegen antwortete mit einem schnippischen »Nein danke, Detective.«
    Bud sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, als wollte er mir sagen, dass er sie für schwierig hielt.
    Eine Abbiegung nach rechts führte zum blauen Haus. Es war hübsch drinnen, aber blau, wirklich sehr blau, kobaltblau vielleicht, und etwas von dieser Stimmung spiegelte sich auch in den Gesichtern fast aller Angestellten, denen wir begegneten. Glücklich war kein passendes Wort, um die Begabtenakademie Höhlensystem zu beschreiben. Ich fragte mich, wie hoch die Selbstmordrate unter Dozenten und sonstigem Personal sein mochte.
    Wir gingen bis ans Ende eines langen Ganges; dort befand sich ein ebenso blaues Büro mit einem Messingschild von der Größe eines Computerbildschirms davor, auf dem es hieß: SIMON CLASSON, ANGELOLOGIE . Im Büro trafen wir seine Sekretärin beziehungsweise persönliche Assistentin an. Sie war tränenlos, bis sie unsere Abzeichen erblickte. Verdächtiges Benehmen? Zum Teufel, ja.
    Dann jedoch wurden sofort alle Schleusen geöffnet und blieben es auch, als June Green uns vorstellte und zurück nach Jerusalem und ihrem weiß gekleideten Retter floh. Ich glaubte schon, in dem Kleenex, mit dem sich Simons Sekretärin die Augen betupfte, wären rohe Zwiebelscheiben verborgen, roch aber nichts außer dem schwachen

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