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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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er die Freundlichkeit in Person und verbreitete nur Nettigkeiten über den Angelologen aus der Hölle. Ich glaubte aber kein Wort davon, was er sagte.

9
    »Hast du dir den Burschen genau angesehen? Der Hurensohn hält sich für Gott.«
    Treffender hätte es Bud nicht sagen können. »Oder für Jesus, wenn man sich seine Schuhe ansieht.«
    Wir standen vor dem Büro des Möchtegernjesus, als sie plötzlich vor uns auftauchte, die Öffentlichkeitsreferentin, uns von IHM höchstpersönlich an die Seite gestellt. Auf ihrem Namensschild stand June Green, und sie war die wohl uneleganteste Frau, die ich je gesehen hatte. Sie hatte ein hübsches Gesicht und eine schulterlange rotbraune Mähne, die in alle Richtungen abstand, jedoch von einer schwarzen Baskenmütze halbwegs gebändigt wurde. Dazu trug sie ein geblümtes Kleid, wie es schon Mami Eisenhower in den 1950er-Jahren zu Ikes Amtseinführung getragen haben könnte.
    Ihre ersten Worte waren: »Der arme Simon. Er war eine Legende hier an der Akademie, schon seit vielen, vielen Jahren, wissen Sie.«
    Nicht die Art Legende, die er zukünftig sein würde, dachte ich. Mir fiel auf, dass sie mit keinem Wort ihr Bedauern darüber ausdrückte, dass der Typ tot war, und fragte mich sofort, ob dieser Simon sie ebenfalls am Telefon niedergebrüllt hatte. Ihre Vernehmung hob ich mir für den Schluss auf.
    »Dr. Johnstone sagte, ich soll Ihnen Simons Büro zeigen. Es ist im blauen Haus.«
    »Blaues Haus?«
    »Unsere Gebäude sind alle nach der Farbe ihrer Gänge benannt. Dadurch finden sich die Studenten leichter zurecht.«
    Bud sagte: »Bisschen simpel für all die Genies.«
    »Oh, glauben Sie mir, sie sind sehr helle.«
    Ich betrachtete die weißen Wände und die weißen Bodenfliesen. Das nächstliegende Büro hatte ebenfalls weiße Wände, ganz zu schweigen vom arktischen Büro des Jesusimitators. »Dann ist das also das weiße Haus, hm?« Messerscharf geschlossen. Wusst ich’s doch, ich bin hochbegabt.
    »Hey, Morgan, vielleicht sollten wir unsere Zellen auf der Wache auch anmalen. Für Diebe nehmen wir Gelb, für Mörder Blau und für Vergewaltiger Rot.«
    Ich lachte, June nicht. Sie sah Bud finster an. Er starrte zurück. Mann, etwas an diesem Ort brachte unsere schlechtesten Eigenschaften zum Vorschein. Aber vielleicht war das ja beabsichtigt. Vielleicht war Simon deshalb so ein Fiesling. Die Schule vergiftete die Seele der Menschen.
    Schließlich löste June den strengen Blickkontakt mit Bud. »Dr. Johnstone hat angeordnet, sämtliche Gespräche finden im blauen Sitzungszimmer statt. Das ist auch im blauen Haus.«
    Das ergab Sinn. Sehr viel mehr als June Green selbst.
    Bud sagte: »Mm-hmm. Interessant. Dann liegt Ihr Büro vermutlich im grünen Haus, nicht wahr? Wenn man bedenkt, wie Sie heißen.«
    »Es gibt kein grünes Haus, Detective.«
    »Dann wäre das also auch geklärt«, stellte Bud fest.
    Ich sagte: »Eigentlich würde ich die Angestellten gern in ihren eigenen Büros sprechen, wenn das ginge.«
    June fiel das Kinn herunter. Sie wirkte, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Ihre olivfarbenen Augen blickten groß und beunruhigt, und einen Moment glaubte ich schon, sie würde sich auf den Boden werfen und hemmungslos weinen. »Ogottogott, Detective, das kann ich nicht sagen. Dr.
    Johnstone hat extra gesagt, dass dafür nur das blaue Sitzungszimmer …«
    »Machen Sie sich wegen Dr. Johnstone keine Sorgen, Mrs. Green. Wir erklären ihm einfach, wir hätten darauf bestanden.«
    »Ich weiß nicht, verstehen Sie, derart willkürliche Entscheidungen stehen mir noch nicht zu.«
    »Was würde er denn machen? Sie feuern?«
    June sah aus, als wollte sie sagen: Ja, du kleiner Klugscheißer, genau das würde er tun, sagte aber stattdessen: »Wen würden Sie gern zuerst vernehmen?«
    Ich blickte auf die Namensverzeichnisse und Fächerlisten, die Christie Foxworthy für uns ausgedruckt hatte, wusste aber schon, wen ich mir zuerst vorknöpfen wollte.«
    »Ich würde gern Mr Classons Sekretärin sprechen.«
    »Seine persönliche Assistentin, so nennen wir das hier. Sehr gern, aber ich warne Sie, die Arme ist zutiefst betroffen.«
    Oder sie war längst außer Haus, um ordentlich abzufeiern, sollte Christie mit ihren Enthüllungen recht gehabt haben.
    »Wir werden sie nicht überfordern.«
    June und Bud tauschten nun ihre besten Nein-ich hass-dichnoch-viel-mehr-Blicke aus. Offenbar mochten die beiden sich wirklich nicht.
    »Wissen Sie was, Mrs Green? Ich

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