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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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könnte im nächsten Moment eine Art schwarzer Mann aus dem Schrank stürzen und einen Eimer Spinnen über mich entleeren.
    »Okay. Ich hab’s ja schon kapiert. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen, und ich soll vorsichtig sein. Haben Sie vielleicht ein paar zusätzliche Details für mich, mit denen ich auch was anfangen kann?«
    »Zum Teufel noch mal, meine Liebe, jemand wird Sie umbringen. Genau wie Classon und diese arme Kleine. Hören Sie doch auf mich!«
    Ich dachte an tiefe, nässende Wunden von Spinnenbissen und an das schabende Geräusch von Skorpionen, an Christies Gesichtsausdruck. In mir regte sich ein nicht enden wollender innerer Schauder.
    »Wann und wo, McKay? Sagen Sie mir das. Wäre zumindest hilfreich.«
    »Ich sehe einen dunklen Ort, und es ist heiß dort und feucht, und es riecht merkwürdig, und Sie fühlen sich wie in einer Falle und wollen raus, können aber nicht. Diese Wahrnehmung drängt sich mir ständig auf. Nicht besonders angenehm, oder?«
    »Klingt wie ein Grab.«
    Ich weiß nicht, warum ich das sagte, aber sein Gesichtsausdruck daraufhin ließ mich nicht unberührt. Eine Sekunde lang sah er schrecklich krank aus, und ich dachte, er würde in Ohnmacht fallen. Dann starrte er mich an, als wäre ich eine Erscheinung.
    »Geht es Ihnen gut?«
    In dem Moment schien er wieder zu sich zu kommen, und er steuerte auf die Tür zu. Nachdem er sie geöffnet hatte, drehte er sich noch einmal um, sein Gesicht so weiß wie der Vorhang fallender Schneeflocken hinter ihm. »Denken Sie daran, was ich gesagt habe. Seien Sie vorsichtig. Sie sind die Nächste.«
    Dann war er mit einem Schwall kalter Luft vom See her verschwunden. Ich machte die Tür zu und legte den Riegel vor. Wenn das nicht bedrohlich klang, was dann?

17
    Die Begabtenakademie Höhlensystem blieb von Weihnachten bis zum zweiundzwanzigsten Januar geschlossen, und man würde in dieser Zeit dort niemanden antreffen. Zum Glück hatten Bud und ich die ganze letzte Woche damit zugebracht, Schüler und Lehrerschaft über Christie Foxworthy zu befragen, sodass wir die Vernehmungen gerade noch rechtzeitig abschließen konnten, ehe der Exodus begann. Sicher würde so mancher Schüler nicht aus den Ferien zurückkehren, wenn die Eltern erst einmal erfahren hatten, dass Menschen aus dem Umfeld der Schule auf grausigste Weise ermordet worden waren. Es kursierte sogar das Gerücht, Jesus würde die Schule so lange geschlossen halten, bis die Verbrechen geklärt wären. Ich fürchtete, unser Täter könnte ebenfalls verreisen.
    Vor dem Heimgebäude reihte sich Auto an Auto, die frostige Luft erfüllte fröhliches Gelächter, Abschiedsworte und Weihnachtswünsche. Die langen Schulferien verzögerten unsere Ermittlungsarbeit, aber auch Polizisten haben Familien, mehr oder weniger intakte. Charlie gab an diesem Nachmittag und am Weihnachtstag fast allen frei. In den letzten Jahren hatte ich freiwillig Notdienst geschoben, aber in diesem Jahr gab es tatsächlich einen Mann, mit dem ich die Feiertage verbringen wollte. Man stelle sich das vor. Ich war nicht allein. Schuldgefühle brauchte ich aber deswegen keine zu haben, denn ein neuer und ziemlich übereifriger Kollege namens Carl Marston konnte mich vertreten. Er war jung und unverheiratet, und seine Familie lebte ihn Missoula, Montana, für eine Heimreise zu weit entfernt. Insgeheim war ich froh darüber. Okay, ich geb’s zu. In den letzten Jahren war ich einsam an Weihnachten, keine Arbeit, allein, es sei denn, ich drängte mich einer anderen Familie auf und sah zu, wie sie sich beschenkten. Nicht besonders lustig.
    Dabei sah es immer mehr danach aus, es würde in diesem Jahr wieder so sein. Black hatte nicht angerufen und würde es wahrscheinlich sowieso nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen, eine schwer erträgliche Vorstellung. Aber es war Schlimmeres geschehen, also warum dann klagen. Ich würde es überleben. Mein Geschenk für ihn lag hübsch verpackt bereit. Es konnte warten. Und ich hatte zwei in der Tat groteske Mordfälle am Hals, über die ich mir genug Gedanken machen konnte.
    Als Bud und ich zu unseren an der alten Kirche geparkten Autos hinausgingen, sah ich zum Himmel. Er war ausnahmsweise mal klar und blau, und die Sonne schien, aber die Luft war arktisch kalt. Es lagen mindestens dreißig Zentimeter Schnee, und laut Wetterbericht sollte die Temperatur nachts weiter absinken. Wir blieben zwischen unseren Fahrzeugen kurz stehen, ehe wir losfuhren. Bud hatte den Auftrag bekommen,

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