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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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oder Paris, ja genau. Warum also Druck machen und in dieses Kuhkaff zurückdüsen? Spielte sowieso keine Rolle, sagte ich mir. Ich hatte zwei Morde aufzuklären und einen niegelnagelneuen Plasmafernseher zu Hause stehen.
    Die meisten Straßen waren frei oder würden es zumindest sein, bis die nächste Schneeladung auf sie herniederging. Und das stand noch in dieser Nacht bevor, wenn man den Vorhersagen glauben konnte. Fast wünschte ich, ich würde noch in L.A. wohnen, o nein, lieber doch nicht. Letzten Sommer hatte ich mir geschworen, diese Hölle auf Erden nie wieder aufzusuchen, und dabei blieb ich.
    Als Harves Haus vor mir erschien, erkannte ich an den Autos in der Zufahrt, dass seine Verwandten zu Besuch bei ihm waren. Sein Bruder Randy aus Michigan war mit seiner Familie zu Gast. Harve sagte so etwas zwar nie, hatte sich aber gewiss auf den Besuch gefreut, denn ich hatte meine ganze Freizeit mit Black verbracht, und er fühlte sich einsam. Kaum hatte ich geklopft, da öffnete Harve bereits schwungvoll die Tür. Der verführerische Duft von Truthahn und gebackenen Süßkartoffeln überfiel mich geradezu. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, und mein Magen knurrte. Ich fühlte mich an Weihnachtstage bei meiner Tante Helen unten in Hartville erinnert und vermisste sie prompt, überlegte sogar, anders als geplant, vielleicht doch runterzufahren, um die Zeit mit ihr im Haus von Ted und Janet Russell und deren Töchtern Paula und Julie zu verbringen. Vielleicht sollte ich einfach ins Auto steigen und losfahren. Warum nicht? Niemand kochte so gut wie Janet Russell, außer vielleicht Paula Deen.
    »Hey Mädchen, wird ja auch langsam Zeit! Du musst mit uns essen. Jamie ist eine Spitzenköchin, und sie hat den ganzen Vormittag wie eine Verrückte gebacken.«
    Randys Frau Jamie erschien in der Küchentür. Sie hielt ein Nudelholz in der Hand und hatte die Hände voller Mehl. Sie winkte mir zu, und Randy kam nach vorne und drückte mich fest an sich. Im letzten August hatte ich sie ein gutes Stück besser kennengelernt, als Harve und ich beide für kurze Zeit im Krankenhaus waren.
    »Und wie geht’s, Claire?« Randy grinste. Er war ein Baum von Mann, breitschultrig und mit braunen Augen, die so gut wie immer freundlich funkelten. Er arbeitete in Detroit als Feuerwehrmann und war ebenso wie Harve ein Held, denn er hatte vor ein paar Jahren ein Mädchen gerettet, indem er das Dach aufgehackt hatte, um sich zu ihr durchzuarbeiten. Fast wäre er selbst dabei zu Tode gekommen, und die Narben an seinen Armen sah man noch immer. »Immerhin siehst du heute ein bisschen besser aus als beim letzten Mal.«
    Lachend antwortete ich: »Ja, wenn du mit fünfzig Stichen an der Schulter genäht wirst, bist du nicht ganz taufrisch.«
    »Im Ernst, ich bin froh, dass es euch gut geht, Harve und dir. Da habt ihr was mitgemacht!« Er sah zur Küche und senkte dann die Stimme. »Ich hab gehört, du hast wieder einen ganz scheußlichen Fall. Kommst du voran?«
    »Ein bisschen. Ist noch etwas früh.«
    Jamie rief nach Randy, damit er ihr den Pekannusskuchen aus dem Ofen holte. Er sagte: »Claire, du passt auf dich auf, hörst du?«
    Harve kam im Rollstuhl auf mich zu. »Du bleibst doch zum Abendessen, oder? Ich hätte dich so gern hier.«
    »Vielleicht. Wenn Black nicht aufkreuzt.«
    »Mach dir keine Sorgen. Er wird kommen. Der Mann ist so was von verliebt in dich. Glaub mir.«
    Hörte sich komisch an, wenn das jemand laut aussprach. Nicht einmal Black und ich hatten das bis jetzt laut ausgesprochen. Ich fragte mich, ob ich ihn liebte oder ob ich mir nur was vormachte. Die Vorstellung hatte etwas Beängstigendes, sie ließ mich beinahe erstarren. Jemanden zu lieben bedeutete, verletzlich zu sein wie sonst nie, und ich glaubte nicht, auf einer tieferen Ebene dafür bereit zu sein. Das hatte ich Black auch von Anfang an gesagt, und auch er wollte es langsam angehen lassen. Aber das hieß nicht, dass ich ihn nicht über Weihnachten zu Hause haben wollte.
    Die drei Kleinen von Randy und Jamie, ein Mädchen und zwei Jungs, sahen im Nachbarzimmer fern. Dr. Phil sagte gerade zu jemandem, er sei ein Vollidiot. Sie brüllten vor Lachen.
    »Ich kann wirklich nicht bleiben, Harve. Ich wollte nur schnell die Geschenke vorbeibringen.«
    »In Ordnung. Für dich hab ich auch was.«
    Er führte mich an den Baum, den wir letzte Woche aufgestellt hatten. Er war jetzt mit Lametta und noch mehr Kugeln und Eiszapfen geschmückt. Wirklich hübsch. An der Spitze saß

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