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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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verzichtet hätte. Bud hatte recht mit den Augen, die auf Stielen saßen. Igitt! Ich las alles zum Thema Nekrose und scrollte mich durch abscheuliche abstoßende Aufnahmen nässender Fleischwunden, alles von der Braunen Einsiedlerspinne verursacht. Ich las genug, um mich nächtelang um den Schlaf zu bringen und mir Fantasien einzuhandeln, die mir kalte Schauer über die Haut jagten. Ich zitterte vor Angst, es war erbärmlich.
    Ich dachte einen Moment an Simon und den Hass, dem er ausgesetzt war, allein im Wald in diesem Schlafsack. Er musste dieses Krabbeln gespürt haben, die Arme und Beine hinauf und über die Brust, konnte aber nicht schreien oder die Biester mit den Händen fernhalten. Er musste sich innerlich verzweifelt gewehrt und sich wie wahnsinnig gewunden haben, was sie noch aggressiver zubeißen ließ. Ich zitterte, ein Schaudern, das über das ganze Rückgrat entlang lief.
    Und Christie. Ihre weit aufgerissenen Augen verfolgten mich. Der reine Horror. Ob der Mörder die Skorpione wohl alle auf einmal auf sie geworfen hatte? Brett Walker zufolge waren die meisten Skorpione einzeln nicht tödlich, außer einer besonderen Art, dem nordafrikanischen Dickschwanzskorpion. Ich tippte die Bezeichnung ein, und holte mir das Ungeheuer auf den Schirm. Was für ein widerliches Biest. Es hatte zwei große Zangen und einen langen, stachelbewehrten Schwanz und wurde als einer der giftigsten Skorpione der Welt beschrieben. Sein Vorkommen war jedoch auf Nordafrika beschränkt.
    Woher bekam der Mörder so viele Spinnen und Skorpione? Ich fügte meinen ursprünglichen Suchwörtern den Begriff »Lebensraum« hinzu. Wir waren im tiefsten Winter, mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Draußen könnten sie nicht überleben, oder? Wie verhielten sie sich überhaupt? Fielen sie in Froststarre und überlebten dennoch? Oder überwinterten sie unterirdisch? Ich las einige Artikel und stieß auf etliche Versandhändler, bei denen man sie kaufen konnte, dazu exotische Schlangen und abstoßend aussehende giftige Insekten aus Australien, Afrika, Asien sowie Südamerika. Dazu gab es garantiert auch noch schwarze Absatzkanäle. Über diesen Weg brachte er sie wahrscheinlich nach Missouri, aber er musste eine Art Keller besitzen, einen dunklen, warmen, geschützten Ort, an dem er seine Käfige aufbewahrte oder was auch immer er zu diesem Zweck verwendete. Ganz sicher jedenfalls konnte er sie nicht frei in seinem Haus herumlaufen lassen. Ich informierte mich noch etwas weiter über das Verhalten von Spinnen und Skorpionen und bekam noch mehr Angst. Es hieß, sie würden sich gegenseitig auffressen. Ich schauderte wieder, und als mein Festtelefon klingelte, erschrak ich schier zu Tode. Ich musste definitiv meine Nerven unter Kontrolle bringen.
    Ich ging an die Anrichte in der Küche und nahm ab. Es war der lange verschollene Black.
    »Hey.«
    »Hey.«
    »Wo bist du gewesen? Ich hab den ganzen Tag versucht, dich über Handy zu erreichen.«
    »Das hab ich dabeigehabt.«
    »Dann sieh nach dem Akku. Du darfst ihn nicht dauernd leer werden lassen, oder du gerätst eines Tages in große Schwierigkeiten. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.«
    »Ich wähnte dich noch immer im Crazy Horse, du weißt schon, wegen des guten Essens.«
    Er war einen Moment ganz still und sagte dann: »Gut, gut, ich glaub ja, dass du eifersüchtig bist. Wunder gibt es immer wieder.«
    »Bin ich gar nicht. Wo bist du denn?«
    »Noch immer in der Klinik. Und morgen geht’s nach London. Jacques und seine Frau machen dort Weihnachtsurlaub, also schau ich mal kurz vorbei und sag Hallo. Und natürlich, um Geschenke auszutauschen.«
    Die beiden waren sein Bruder, seines Zeichens Pate der Cajun-Mafia, und seine Schwägerin aus New Orleans, die ich letzten Sommer kennengelernt hatte, aber ich hüllte mich, was seine kriminellen Familienbande betraf, in Schweigen. »Ich nehme an, das bedeutet, der Kopf deines Patienten funktioniert wieder normal.«
    »Wir können die Zwangsjacke weglassen.«
    Ich grinste leicht, aber es war wohl doch so gemeint. »Ich freu mich, wenn du wieder hier bist. Wird langsam einsam hier.«
    »Du vermisst mich? Das ist ein gutes Zeichen, Claire. Vor allem, weil du es laut ausgesprochen hast. Wie läuft’s mit deinem Fall?«
    »Wir haben es mit einem Serienmörder zu tun.«
    Schweigen. Dann: »Woher weißt du das?«
    »Wir haben eine junge Frau gefunden, eine gewisse Christie Foxworthy. Sie hatte siebenundfünfzig Skorpionbisse am ganzen

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