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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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konnte sagen, was man wollte, er war trotzdem saublöd.
    Es gab viele grobkörnige Aufnahmen der weißen Holzschindelkirche, die mitten auf dem Hof der Akademie stand. Anscheinend hatte der alte Proctor verfügt, dass die Kirche erhalten werden sollte als Symbol der besonderen göttlichen Gnade gegenüber jenen Männern und Frauen, welche entgleisten Jugendlichen eine neue Chance gaben. Ja, ich lach mich gleich tot. Würde Proctor Jesus Johnstone & Co. kennenlernen, er würde sich im Grabe umdrehen.
    Ich blätterte die nächste Seite um, und mein Blick fiel auf ein Gruppenbild, das aussah wie eine Picknickrunde aus dem 19. Jahrhundert. Stutzig wurde ich beim Blick auf ein Foto mit einem Teenager in Jeans und weißem T-Shirt, der gerade eine Kirchenbank anstrich. Er winkte mit dem Pinsel in die Kamera und sah ziemlich genau wie Joe McKay aus, bevor dieser seinen Körper trainiert und beschlossen hatte, über übersinnliche Wahrnehmung zu verfügen. Es war noch ein kleinerer Junge bei ihm, der das Gesicht abgewandt hatte. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Größere Joe McKay war, aber da stand kein Name. Eine andere Gestalt auf einem anderen Bild sah genau aus wie Direktor Jesus als Jugendlicher mit langen Haaren und Allerweltslächeln; er stand neben einem Priester und hielt eine Bibel in der Hand, aber sicher war ich mir nicht. Er trug keine weißen Sandalen, also war er es wahrscheinlich doch nicht.
    Ich legte das Buch weg und sah noch ein bisschen fern, die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, ehe ich abschaltete. mich auf die Couch legte und fragte, wie ich es so lange geschafft hatte, nicht ermordet zu werden. Es waren schon so viele. Ich dachte an Simon Classon und an Christie Foxworthy, an meine Mutter, meine Tante, meinen Onkel und all die anderen, die meinetwegen sterben mussten. Daraufhin fühlte ich mich sehr schlecht und depressiv. Wenn Black hier wäre, würde er sagen, ich litt unter dem Überlebenden-Syndrom, aber nun, es war doch auch so. Er würde mir raten, aufzustehen und eine Meile zu laufen oder an meine Arbeit zu denken oder mit ihm ins Bett zu gehen, aber er war nicht da, also was tun?
    Gegen acht Uhr döste ich weg und hörte in meinen Träumen Blacks Boot herankommen. Ich setzte mich auf und schlug die blaue Bettdecke beiseite. Dann hörte ich, wie das Motorgeheul abnahm und schließlich verstummte. Endlich war er gekommen. Ich strahlte über das ganze Gesicht wie ein Honigkuchenpferd. Aber ich war nun mal froh, dass er zurück war. Ich ging zur Tür und sah ihn auch schon vollbepackt aus dem Boot steigen. Er winkte zu mir herauf, lächelnd und überglücklich, wieder hier zu sein, und auch ich freute mich dermaßen, dass es schon fast beschämend war. Ich lief ihm die Treppe hinunter entgegen und rief ihm zu: »War aber auch höchste Zeit, Black. Ich mag es nicht, wenn man mich so lange warten lässt. Die Zeit hätte ich besser auf dem Schießstand zugebracht.«
    »Ich hab dich auch vermisst.«
    Darauf ließ er die Einkaufstüten fallen und schloss mich in die Arme; ich merkte, wie ich mich wie ein großes, bedürftiges Baby an ihn klammerte. Unsere Münder fanden sich, heiß und atemlos, und genossen es, wieder vereint zu sein. Er hob mich hoch, und ich schlang die Beine um seine Hüften. Sein Mund ließ lange genug von mir ab, um zu murmeln: »Wenn ich so empfangen werde, kann ich gern öfter verreisen.«
    Ich lächelte und küsste ihn wieder. Er küsste verdammt gut, und ich lernte verdammt schnell unter seiner Anleitung.
    »Ich hab dich wahnsinnig vermisst.«
    »Ich dich auch.«
    Als er mich schließlich herunterließ, griff ich nach einer der Taschen, als etwas darin kläffte. Ich ließ sie fallen und hätte fast die Waffe gezückt.
    »Erschieß bitte bloß den Hund nicht.«
    »Was?«
    »Den Hund. Ich hab dir einen kleinen Hund mitgebracht.«
    Er holte ein kleines, sich windendes Bündel aus weißem Fell heraus. »Das, meine Liebe, ist ein echter französischer Toypudel, registriert in Paris.«
    Ich sah mir das kleine Wesen stirnrunzelnd an. »Meine Kollegen kriegen einen Lachkrampf, wenn ich mich mit diesem Schoßhündchen blicken lasse.«
    »Ist doch kein Schoßhündchen, nicht wahr, mein Kleiner?«
    Er drückte mir das kleine Wollknäuel in die Arme, und ich hielt es vorsichtig etwas ins Licht. Ich war hin und weg und wäre fast dahingeschmolzen. »Wirklich süß, muss ich schon sagen.«
    »Okay, lass uns reingehen. Und keine Angst, er ist schon stubenrein.«
    »Aber was soll

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