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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Touristen damit beeindrucken und ihnen ein paar Münzen abnehmen zu können. Es ist nichts anderes als am Strovmarkt in Trelayne. Du kannst diesen Scheiß nicht ernst nehmen. Seine Stimme wird plötzlich schwach, als hätte sich irgendwo eine Tür zwischen ihnen geschlossen. Lass es dir von mir gesagt sein, kein Schamane der Skaranak mit etwas Selbstachtung würde …
    Und wiederum ist er weg.
    Bis die Zwischenräume schließlich zunehmend länger und einsamer und schließlich zu einer ununterbrochenen Abwesenheit werden und Ringil mitten auf dem Weg innehält, wie um sich das Verschwinden des Drachentöters einzugestehen. Er hockt sich wiederum hin, seufzt und starrt auf die schmutzigen Steine unter sich.
    Es dauert eine Weile, bis ihm danach ist, weiterzugehen.
    Aber als er sich aufrichtet, bleibt sein Blick an etwas hängen. Er kneift die Augen zusammen und erkennt in nicht allzu großer Entfernung als schwarze Silhouette vor dem Himmel etwas
Eckiges, das schief im Boden steckt. Vielleicht der letzte verbliebene Rahmen eines Holzbaus, längst vom Feuer zerfressen, sodass jetzt bloß noch ein angenagtes und geschwärztes Skelett verloren im Sumpf herumsteht.
    Er zuckt die Achseln. Es ist ein Ziel, so gut wie jedes andere. Etwas, auf das man zugehen kann.
    Es sind kaum mehr als einige hunderte Schritte. Im Näherkommen erkennt er jedoch seinen Irrtum. Es ist kein Gebäude, zerstört oder sonst wie.
    Es ist ein Wegweiser.
    Ein Wegweiser, aus einer dunklen Legierung gehämmert, die er nicht erkennt, vier Pfeile stehen in rechten Winkeln zueinander. Das ganze Ding ist leicht aus dem Lot geraten und steht hinter einem kleinen Hügel in dem Gelände aus Sumpfgras. Die Inschrift auf den Schildern ist unleserlich, verwittert durch die Winde vom Salzsee und von der Zeit, aber die Buchstaben sehen wie Alt-Myrlisch aus.
    Schleierartig hängen Spinnweben von der Spitze nach außen herab, wie ein transparentes Segel, das am Mast des Wegweisers befestigt ist. Sumpfspinnen lauern in der grauen Mitte, faustgroß und kleiner, reglos, oder sie zupfen mit ihren langen vergifteten Vorderbeinen an den Strängen. Ringil verspürt bei dem Anblick einen Stich im Bauch, wo die Wunde ist …
    Sie wird dich nicht umbringen, du Held!
    Der knarrende eingezogene Atem einer Stimme, krächzend wie eine Krähe.
    Ein weiterer Stich im Bauch, als er begreift, dass das, was er für einen Hügel gehalten hat, in Wahrheit eine Gestalt am Fuß des Wegweisers ist, etwas in Kapuze und dunkle Lumpen Gehülltes, so verkrümmt und gebeugt, dass er nicht glauben kann, dass es gerade gesprochen hat.

    Dann hebt es den Kopf und sieht ihn an.
    Später wird er außerstande sein, sich genau daran zu erinnern, wie es unter der Kapuze ausgesehen hat. Er wird sich nur daran erinnern, dass er erstarrt ist und den Blick der – welche Farbe hatten sie? Welche Form? Wie viele? — nicht blinzelnden Augen erwiderte.
    Wer hat dir erzählt, ich sei ein Held?
    Das Ding in den Lumpen grunzt. Nichts außer Helden in diesem Sumpf. Der ganze Ort stinkt danach. Wie Fischköpfe auf einem Misthaufen.
    Was mich nicht zu einem von ihnen macht.
    Nein? Ein Rasseln, das ein Kichern sein könnte, ebenso gut auch ein Seufzer. Die Lumpen bewegen sich, als legten sie sich neu um eine längliche, arthritische Gliedmaße darunter. Sehen wir mal, ja? Das Gesicht vernarbt vom Verrat, das Breitschwert das Geschenk einer Rasse, die inzwischen aus der Welt verschwunden ist, eine Schleppe aus Leichen und dunklen Wirbeln hinter dir wie Brotkrumen vom Wagen eines Bäckers. Wen willst du denn verarschen, mein Sonnenschein?
    Sehr gut. Aristokratische Verachtung verbirgt sein unbehagliches Gefühl, dass weitaus mehr als zwei Arme unter diesen unruhigen Lumpen an der Arbeit sind. Soll ich jetzt beeindruckt sein? Ich habe Besseres von diesen alten Weibern am Strovmarkt bekommen. Wirst du mir jetzt ebenfalls eine Zukunft als Held voraussagen?
    Wie du willst.
    Und unter den Lumpen ragt plötzlich eine große, ledergebundene Schwarte hervor, und klauenhafte, knochige Finger – oder vielleicht einfach nur Klauen? – blättern die Pergamentseiten durch. Die Kapuze neigt sich, der Blick ruht auf den Seiten, die Klauenfinger schlagen um.

    Hier bist du. Die Stimme wird spöttisch-sonor. Ringil von der verfluchten Klinge Rabenfreund, exilierter und verstörter Spross des nördlichen Hauses Eskiath, vollführte den Handschlag mit dem rechtmäßigen Imperator aller Lande. Auf dem Gesicht des Exilierten und

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