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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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in Gesicht und Stimme. »Ich lass das ja nur ungern da hängen, weißt du.«
    »Ich besorg dir ein neues. Nun komm schon!«
    Sie schlichen von der schweigenden, dunklen Masse des Tempels weg und zum Fluss hinab. Egar hing inzwischen das kleine Grinsen des Überlebenden aus einem Mundwinkel. Er bemerkte, dass er Zeit für eine jähe fleischliche Erinnerung daran hatte, wie der Arsch des Mädchens ausgesehen hatte, als sie mit dieser Schlinge hochgezogen worden war. In seinem Geschlecht regte sich etwas, aber er sah dabei Imranas Gesicht vor sich – merkwürdig.
    Denk darüber nach, wenn du Zeit dafür hast.
    Der Schiffer wartete mitten im Fluss, genau dort, wo er sie vorhin hinausgeworfen hatte. Harath stieß einen scharfen Pfiff aus, erhob sich und schwenkte wild die Arme. Es dauerte einen Augenblick oder zwei, bis der Mann sich schließlich herabbeugte, den Anker hievte, das Boot mit den Rudern wendete, sodass es auf sie zeigte, und den ersten Schlag ausführte.
    Sie gingen durch Schilf und nachgiebigen Schlamm hinab und wateten ihm entgegen.
    »Es ist gefährlich, so nah ranzukommen«, begrüßte er sie tadelnd. »Bis eben ist es da oben ganz schön hektisch zugegangen.«
    »Ja, was du nicht sagst.« Egar legte einen Arm um den Bug des Boots, um es ruhig zu halten, und hob das Mädchen mit dem anderen Arm hinein.
    »Ein zusätzlicher Passagier? Na ja, das wird natürlich … zusätzlich berechnet.«

    Harath hievte sich knurrend über die Seite hinein. »Noch ein Wort von dir, und ich schlitze dir die verdammte Kehle auf und rudere selbst nach Hause.«
    »Dann wärst du verflucht«, sagte der Bootsführer gleichmütig. »Und die unheilige Maraghan, nach der dieser Ort benannt ist, würde aus dem Wasser kriechen und mich rächen, würde dich verfolgen und hinabziehen und ertränken, dich und deine ganze Sippe.«
    Harath brüllte vor Lachen. »Für die müsste sie aber ganz schön weit laufen.«
    »Niemand schlitzt irgendwem die Kehle auf.« Egar bestieg mühsam das Boot. Die Wunde an seinem Schenkel begann zu pochen. »Und wir bezahlen auch nichts zusätzlich für sie, also setz dich hin und rudere! Außerdem hat man mir gesagt, dass die Maraghan schon vor Jahrhunderten von hier vertrieben worden sind. Gesäubert durch das heilige Wort und Feuer der Offenbarung, nicht wahr?«
    Der Bootsführer fummelte verdrossen an seinen Rudern herum.
    »Trotzdem sind sie im Fluss gesichtet worden«, brummelte er. »Und an der Küste. Sie haben eine Verbindung zu denen, die auf dem Wasser Handel treiben. Man kann sie anrufen.«
    Egar grinste. »Und da habe ich doch geglaubt, du bist ein ergebener Sohn der Offenbarung! Bestimmt trägst du unter diesem Hemd ein Amulett und so.«
    »Was ist überhaupt ein Maraghan, verdammt?«, wollte Harath wissen.
    »Ein Meerdämon«, erklärte ihm Egar abwesend, während er etwas Wasser aus seiner Hose wrang. Seine Hände waren blutig, als er sie wegnahm. »Wie ein lauernder Geist am Wasserloch, aber sie sind stets weiblich. Sollen manchmal zu den Matrosen singen, sie aus dem Schiff locken.«

    Der Ishlinak spähte zweifelnd über die Seite. Das Boot geriet jetzt in die Strömung, drehte sich träge und trieb stromabwärts.
    »Da muss man sich wohl kaum allzu viel Sorgen drum machen. Ich hatte mal ’n Onkel, ein halber Voronak, der sagte, er hätte eine Hexe aus dem Wasserloch gebumst. Hat sie mit seiner Angelleine gefangen, sie durch ein Loch im Eis rausgezogen und es ihr gleich da am Ufer besorgt.«
    »Ja? Für mich klingt das, als hätte er’s ’nem Fisch besorgt.« Egar fand die Wunde in seinem Schenkel und drückte versuchsweise an den Rändern herum. Verzog das Gesicht. Oberflächlich und wirklich verdammt schmerzhaft. »Das überrascht mich nicht im Geringsten, wenn er so ist wie die Voronak, die ich kenne.«
    Harath hustete ein Gelächter heraus. Hielt abrupt inne und starrte den Bootsführer unfreundlich an. Wechselte wieder ins Tethannische. »Was guckst du so? Ruderst du jetzt endlich oder was?«
    »Ja, mach schon, Mann.« Egar nickte zu dem träge gleitenden Boot hin. »Wir bezahlen nicht die Strömung dafür, dass sie uns nach Hause bringt. Flussabwärts kann ich schneller schwimmen.«
    Der Bootsführer bedachte ihn mit einem giftigen Blick, beugte sich jedoch über die Ruder. Das Mädchen richtete sich vom Boden des Boots auf und hockte sich zitternd hin. Ihr Hemd war völlig durchnässt, ihre Beine waren mit Flussschlamm beschmiert.
    Harath sprach wieder Majakisch. »Also,

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