Das kalte Schwert
erwidern, während sie darauf zurasten. Leerer, steinerner Blick – keinerlei Hilfe. Das Mädchen neben ihm stolperte und wäre fast gestürzt. Er packte ihr Handgelenk fester, hielt sie mit schierer Gewalt aufrecht und zog sie wieder auf die Füße, ohne dabei innezuhalten. Weiter durch das Düster. Das Geheul hatte sich anscheinend irgendwo da hinten versammelt. Er spürte die Gegenwart der Dwendas in seinem Nacken wie eine Klauenhand, die zum Zupacken bereit war. Er wusste, er wusste, dass sie nicht so nahe sein konnten, aber er musste immer noch gegen den Drang ankämpfen, sich umzuschauen.
Nicht seine Furcht.
Er schüttelte sie ab.
»Da ist es!« Harath, der vor Erleichterung fast aufjaulte.
Und das Seil – es baumelte in den diffusen Strahlen des Bandlichts, das durch das Loch in der Decke herabströmte. Erleichterung durchfuhr ihn. Keine Spur von Wächtern, menschliche oder andere. Sie kamen zum Stehen, eng beieinander, und Egar ließ die Hand des Mädchens los und fasste die Stablanze wieder beidhändig.
»Kannst du da raufklettern?«, fragte er sie.
Und sah die Antwort auf ihrem Gesicht. Eigentlich nicht, nein. Aber sie unternahm trotzdem den Versuch, klammerte sich daran und zog sich nach besten Kräften hoch. Sie war kaum auf Kopfhöhe über dem Boden, da geriet sie schon ins Rutschen. Weiche Hände und erschlaffte Muskeln – der alten Fluch des Harems. Der Kopf sank ihr herab, ihr Keuchen wurde heftiger und verwandelte sich dann in Tränen. Harath schnaubte geringschätzig.
Und weiter wälzte sich Geheul durch das Düster.
Egar rüttelte ungeduldig am Seil. Sie rutschte herab, klammerte sich jedoch eifrig weiter daran fest. Stieß kaum verständliche Worte hervor. Nicht, verlass mich nicht …
»Blöde verdammte Hure …«
»Halt’s Maul! Gib mir deine Lanze, kletter das verfluchte Seil rauf! Wir ziehen sie hoch.«
»Mann, dazu haben wir nicht …«
»Tu’s, verdammt noch mal, ja?«
Wütend warf Harath die Lanze beiseite. Er sprang zum Seil und kletterte wild hinauf, brummelnd und mit zusammengebissen Zähnen. Sobald er oben angekommen war, ließ Egar die eigene Lanze fallen, formte das untere Ende des Seils zu einer breiten Schlinge, zog den Knoten fest und ließ sie dem weinenden Mädchen über die Schultern gleiten.
»Setz dich rein – beruhige dich! Ich werde dich nicht verlassen – setz dich hier rein. Halt dich an den Seiten fest.« Er schob ihr die Schlinge unter den Hintern, sodass sie wie auf einer Schaukel darin saß. »Wenn er dich hochzieht, hältst du dich einfach fest. Kapiert?«
Sie nickte mit großen Augen, das Gesicht verschmiert von Schnodder und Tränen.
»Okay, Mädel, los geht’s! Halt dich fest!« Er legte den Kopf in den Nacken. »Zieh! Zieh wie ein geborener Skaranak, verdammt, kein verweichlichter Ishlinak aus der Stadt!«
Das Seil ruckte aufwärts, einen guten Meter. Ruckte wiederum. Das Mädchen sah an ihren baumelnden bloßen Füßen vorbei auf ihn hinab. Große Augen.
Große Augen, die etwas anstarrten.
Er packte seine Lanze, fuhr herum und sah sie wie wilde Tiere aus dem Dunkel heranschleichen. Blaues Glitzern an den Rändern
ihrer Waffen, abgesehen davon waren sie jedoch völlig dunkel. Dieselben stumpfen Helme, dieselbe lederne Ausrüstung. Einer trug eine zierliche Axt mit langem Schaft, der andere ein Schwert. Und sie murmelten einander leise etwas zu, während sie näherkamen.
»Kann ich euch Ärschen irgendwie behilflich sein?«, brüllte er.
Und vollführte mit seiner Stablanze mehrere grundlegende Blocks in der dunklen Luft, sodass die Klingen an beiden Enden leise zischten.
»Verduftet ihr, bevor ich euch beide um die Ecke bringe?«
Sie kamen weiter heran, schweigend, eindringlich. Er hob die Lanze.
»Selbst schuld!«
Er schlug fest auf den linken Dwenda ein, stach mit der Lanzenklinge nach dessen Gesicht. Das Wesen ließ sich einen Schritt zurückfallen und schwang die Axt als Deckung. Ein Hieb nach dem anderen und zurückspringen. Was du auch tust, Drachentöter, sie dürfen dich nicht in die Zange nehmen. Die Stablanze ermöglichte ihm eine Reichweite, mit der er theoretisch einen solchen Zangenangriff gewinnen könnte, aber er hatte die Dwenda in Ennishmin in Aktion erlebt und wusste, wie schnell sie sein konnten, und wenn diese beiden wussten, was sie taten …
Heran kam der Schwertkämpfer. Unheimliches Geheul, und die Klinge zuckte wie eine Peitsche vor. Egar duckte sich tief, wand sich unter dem Angriff durch und
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