Das kalte Schwert
einem massigen, selbstsicheren Burschen, der nicht verstanden hatte, wie Muskeln funktionieren. Ringil spürte den Augenblick sich biegen und dann zerbrechen wie billiges Metall. Spürte die Spannung wie einen Schwall aus dem anderen Mann entweichen, spürte den Arm nach unten gehen.
»Als dankbarer Stammesgenosse.« Die Worte kamen mürrisch aus Shendanaks Mund. »Nehme ich meinen Platz ein.«
»Gut.« Ringil reckte den Hals und zeigte höflich zu dem Stuhl hinüber, den der andere Mann gerade nicht nutzte. »Warum nimmst du dann nicht dort Platz, Bruder? Bleibe still, gehe in
dich, und dann können wir mit diesen Stadtbewohnern in einer Weise umgehen, wie es besser zu einem Reitervolk passt, das vergessen hat, wie man reitet.«
»Worüber quatscht ihr beiden da eigentlich?«, fauchte ein gut genährtes Gesicht weiter hinten am Tisch.
Ringil sah nicht hin, brauchte es nicht. Er gab kalt, jedoch beherrscht, auf Thetannisch Antwort: »Das muss Eure Sorge nicht sein, Mylord Kaptal.«
»Da irrst du dich aber, mein Freund aus dem Norden.« Das kam nicht von Yilmar Kaptal selbst, sondern von einem anderen Mann mit nicht ganz so schweren Hängebacken, der neben ihm saß. Menith Tand schob sein hageres Antlitz mit der grauen Mähne vor und vollführte eine Geste, die alle am Tisch mit einschloss. »Alles, was in diesem Raum gesagt wird, betrifft uns alle. Wir alle sind guten Glaubens hier, um eine imperiale Urkunde für ein Projekt zu unterzeichnen. Niemand hat etwas über Bündnisse von Partisanen oder Söldnern aus der Liga gesagt.«
Shendanak schnaubte. »Verdammte Partisanen, ach, ja? Verdammter Vollidiot!«
»Es überrascht mich etwas, dass Euch bei dem Gedanken an die Teilnahme eines Söldners aus der Liga unwohl ist, Mylord Tand.« Ringil trat einige weitere Schritte in den Raum. Nahm ihn in Besitz, als hinge der Rabenfreund nach wie vor auf seinem Rücken. »Heuert Ihr nicht solche Männer in großer Anzahl an, die Eure Sklaven aus dem Norden herbringen sollen?«
Tand erwiderte freudlos das Grinsen. »Ja. Und viele davon mit einem Thetannisch, das weitaus schlimmer ist als deins. Aber ich bezahle sie, und sie unterstehen mir. Wem unterstehst du, mein Freund?«
Archeth räusperte sich. »Meine Herren, meine Dame, darf
ich Euch seine Lordschaft Ringil von den Feldern Eskiaths aus Trelayne vorstellen, einstiger hochrangiger Großoffizier in den vereinigten Armeen und ordengeschmückter Held des Siegs an der Galgenschlucht?«
Leises Gemurmel rund um den Tisch, wie umherhuschende Ratten. Ringil sah, dass Noyal Rakan sich versteifte und seinem Adjutanten etwas zuflüsterte. Von anderswoher fing er die fragenden Worte Held, Drachen und Schwuler in gleicher Anzahl auf.
Na ja, der Ruhm nahm einige unvorhersagbare Wendungen, wenn man auf ihn schiss. Und er war bestenfalls ein launischer Bursche.
»Das ist er also, kir-Archeth«, sagte Tand lakonisch. »Ich habe gefragt, wem er untersteht.«
Archeth sah ihn ausdruckslos an und ließ einige wohl bemessene Augenblicke verstreichen, bevor sie das Wort ergriff. »Mylord Ringil hat sich einverstanden erklärt, Leiter und Kommandant dieser Expedition nach Norden zu sein. Daher hat er ein Abkommen mit mir und der imperialen Charta. Reicht das?«
Auf der anderen Tischseite, von Tand und Kaptal aus gesehen, runzelte Nethena Gras ihre sprichwörtlich glatte, bleiche Stirn – ein paar Hofpoeten, so hatte man Ringil gesagt, hätten Anspielungen darauf gemacht – und zeigte gereizt zu Noyal Rakan hinüber.
»Meinem Verständnis nach, Mylady Archeth, ist der Ewige Thron Kommandant dieser Expedition und soll, sozusagen, die segnende und schützende Hand des Imperators bei diesem Unternehmen sein. Ist das dann jetzt nicht mehr so?«
Ringil hob eine Hand und strich sich damit scheinbar völlig harmlos über das Kinn. Das vereinbarte Zeichen. Er spürte, wie Archeths Anspannung nachließ, als sie es sah.
»Verehrte Lady Gral«, sagte er. »Der Segen des Imperators ist hier in Yhelteth zweifelsohne ein wunderbares Geschenk, das jeder weise Einwohner zu erlangen suchen sollte. Nördlich und westlich von Tlanmar ist er jedoch, ebenso wie der Florin aus der Liga, bloß einen Florin wert.«
Ein angespanntes Schweigen folgte den Worten. Ringil hielt ein Auge auf den Kommandanten Noyal Rakan gerichtet. Sein Adjutant reagierte gereizt auf den Affront. Rakan selbst blieb jedoch ruhig und wachsam.
Hinten am Tisch räusperte sich jemand.
»Einige«, sagte Yilmar Kaptal vorsichtig,
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