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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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aus, dass Jhiral so viele Kräfte einsetzen will, bloß um einen Steppennomaden einzufangen, der seinen Schwanz nicht in der Hose behalten konnte, was meinst du?«
    Archeth schürzte die Lippen. »Je nach dem. Ashants Familie wiegt einiges oben im Palast. Und wie gesagt, der Bursche war ein Kriegsheld. Wenn die Wache nicht bald irgendwohin gelangt, könnten sie darauf drängen. Wenn sie heftig genug drängen, könnte Jhiral vielleicht einknicken.«
    »Aha, das ist dann die königliche Majestät des ewigen Throns in Aktion, nicht wahr? Der unbeugsame Wille seiner imperialen Scheingestalt.«
    »Lichtgestalt.«
    »Nicht aus meiner Sicht.«
    Sie winkte die Bemerkung beiseite wie eine Wespe, die sie so
häufig gestochen hatte, dass es ihr nichts mehr ausmachte. »Sieh mal, ich tu’ mein Möglichstes, um den Einsatz der Königsfänger zu verhindern. Aber Demlarashan hat diese Stadt komplett in der Mitte gespalten. Jhiral hat schwer gegen die Zitadelle zu kämpfen, und gerade im Augenblick benötigt er sämtliche Unterstützung bei Hofe, die er kriegen kann.«
    »Darunter vermutlich auch die der Ashants dieser Welt.«
    Ein müdes Nicken. »Der größte Teil des Adels steht auf der Seite des Throns, weil er eine Scheißangst davor hat, was der religiöse Mob tut, wenn er auf die Straße geht. Dadurch hat Jhiral auch die Mehrzahl des Berufsheers hinter sich, die Klasse der Offiziere und alle, die loyal zu ihnen sind. Und so einige der Herren der Zitadelle stehen ebenfalls auf unserer Seite, weil sie mit dem Adel unter einer Decke stecken und nicht wollen, dass ihr bequemes kleines Schiffchen in wildes Wasser gerät. Aber dabei handelt es sich nicht annähernd um eine Mehrheit, und sie werden nichts unternehmen können, wenn diese Sache zu hohe Wellen schlägt. Da draußen sind Tausende stinksaure und fromme Veteranen aus den Reihen der gemeinen Soldaten, Gil. Im Reich insgesamt wohl Zehntausende. Männer, die auf Geheiß der Zitadelle in den Krieg gezogen und heimgekehrt sind, ohne dass sich etwas zum Besseren gewendet hätte.«
    »Ja, und ihr Standpunkt ist durchaus plausibel.« Er wendete sich schnell vom Fenster ab, als würde er mit etwas abschließen. Kehrte zum Tisch zurück. »Also – organisieren sie sich?«
    »Jhirals Spionen zufolge noch nicht. Jedenfalls nicht hier. Aber sie verstehen zu kämpfen.«
    Die Galgenschlucht flackerte wie Flammen vor seinem inneren Auge. »Das weiß ich.«
    »Sie haben das schuppige Volk überlebt, und sie glauben, das haben sie Gott und der Offenbarung zu verdanken, also fürchten
sie mittlerweile rein gar nichts mehr. Das befeuert Demlarashan. Solche Männer, Männer mit einem Groll und einem Glauben und nicht viel zu verlieren. Und es kann sich sehr leicht hier in der Stadt rächen. Ein weiteres Schisma, wie bei Ashnal, liegt schon auf der Lauer. Und Demagogen wie Menkarak und seine Clique nutzen eine solche Lage aus, um die ganze Sache gegebenenfalls zum Überkochen zu bringen.«
    Ringil fasste seinen Stuhl an der Lehne, drehte ihn herum und setzte sich breitbeinig darauf. Stützte die Arme auf den Stuhlrücken, wobei sein Mantel wie eine schwarze Pfütze um ihn lag. Er brütete. »Können sie diesen Menkarak nicht ausschalten? Sich eines Nachts heimlich einschleichen und ihm einfach die Kehle aufschlitzen?«
    »Ist versucht worden. Jhiral hat zu diesem Zweck ein halbes Dutzend der besten Meuchelmörder vom Ewigen Thron in die Zitadelle geschickt. Keiner von denen ist zurückgekommen.«
    Eine hochgezogene Braue. »Man findet heutzutage einfach keine guten Kräfte mehr, was?«
    »Das ist nicht komisch, Gil. Der Vulkan ›Zitadelle‹ steht kurz vor dem Ausbruch. Du zerreißt genügend Bande zwischen Jhiral und seinen Verbündeten – zum Beispiel reagierst du nicht, wenn dich die Adelsfamilie eines Kriegshelden von Demlarashan um einen Gefallen bittet und …«
    »Ja, hab’s kapiert.« Er seufzte. »Na gut, hör mal! Du hältst die Königsfänger so lange an der Leine, wie du kannst. Sobald ich die Möglichkeit bekomme, werde ich ein bisschen durch die Stadt streifen und sehen, ob ich den Drachentöter irgendwo aufstöbere. Vielleicht ist noch Zeit dazu.«
    »Und wenn nicht?«
    Er schenkte ihr ein unangenehmes Lächeln. »Dann müssen die Königsfänger, sollten sie zu Egar wollen, erst an mir vorbei.«

32
    Kurz nach dem Morgengrauen hatte er sich das Haar im Bad eines heruntergekommenen Bordells tiefschwarz gefärbt. Hatte seine Talismane herausgenommen. Die Hure bestochen,

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