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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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»würden das eine Beleidigung der Majestät vom Ewigen Thron nennen.«
    Ringil zuckte die Achseln. »Einige würde es die Wahrheit nennen.«
    Weiteres Schweigen. Diejenigen Blicke, die nicht auf Ringil gerichtet waren, schossen im Raum umher, begegneten einander fragend, suchten Bündnisse, wichen wieder scheu zur Seite.
    Dann kicherte Menith Tand auf einmal.
    »Er hat natürlich völlig recht.« Der Sklavenhändler sah sich unter der versammelten Gesellschaft um. »Nicht wahr? Kommt schon, vielleicht sind nicht alle von euch schon da oben gewesen, aber wer hat nicht die höfischen Schilderungen vom Marsch nach Nordwesten gelesen? Er hat völlig recht, und vor allem – wir alle wissen es, und wir alle sitzen hier und denken es. Daher …«
    Er klatschte bei dem Wort in die Hände, einmal, scharf. Rieb sie sich jäh.
    »… sollten wir unseren neuen Kommandanten und Kriegshelden einfach willkommen heißen, wie sein Rang und seine Erfahrungen es erfordern, und uns dann ernsthaft an die Planung machen. Weil mich zum Beispiel dieser ewige Hahnenkampf
unter den männlichen Mitgliedern anstelle einer intelligenten Debatte langweilt.«
     
    Natürlich würde es länger dauern. Er hatte den Samen gesät, aber bis das Getreide wuchs, würde es noch eine Weile benötigen.
    Eine imperiale Aufforderung hatte sie alle zum ersten Treffen zusammengerufen. Neugier und das Versprechen möglichen Reichtums hielten sie ebenso beieinander wie der Unwille, als Erster von Bord zu gehen, wenn der verhasste Rivale noch bliebe und Ruhm und Reichtum erringen würde. So etwas hatte eine gewaltige Bindungskraft in einer so heterogenen Gruppe, aber auf lange Sicht gesehen war sie instabil und unzuverlässig. Etwa ebenso sicher wie die Winde rund um Kap Gergis, war Shantas bittere Ansicht. Könnten uns in jeder Minute unter der Hand ersterben, sodass wir völlig still daliegen und nirgendwohin gelangen. Oder sich drehen und uns auf die Felsen werfen, bevor wir auch nur losfahren können. Das erfordert eine sehr kühle Hand am Ruder.
    Na ja, einen Anfang hatte er gemacht. Knüpfe ein Außenseiterband mit Shendanak, halte es jedoch hinter der Sprachenkluft verborgen und unsichtbar. Wirf Tand mit seiner auf vielen Handelsreisen erworbenen Erfahrung und seinen Verbindungen zu den Gebieten der Liga eine Leine zu. Lass aber über allem eine vage Bedrohung schweben. Neutralisiere die Rivalität zwischen den beiden Männern durch das simple Mittel, dass du sie dazu bringst, sich stattdessen wegen Gil zu sorgen. Dann fordere die anderen heraus, die Konfrontation zu suchen, wenn sie gerade gesehen haben, wie die beiden Lautstärksten der Gesellschaft sich lieber bedeckt halten. Schmiere das Ganze mit höfischem Charme ein und säuere es mit kriegerischer Derbheit. Erzwinge
die Einigkeit dieses bunten Haufens durch eben jene unausgesprochene Mischung aus Drohung und Versprechen, die du für sämtliche zusammengewürfelten Kommandos aufgebracht hast, mit denen du es zu tun hattest – dies ist die Sache, von der du jetzt Teil bist, und sie gehört dir; zersplittere sie, und du bist draußen. Und das würdest du doch nicht wollen.
    Einen solchen Mist konnte er im Schlaf erledigen.
    Mit dem Rest seiner Aufmerksamkeit machte er sich Sorgen um Egar.
    Er ist nach wie vor irgendwo in der Stadt, glaubt Imrana. Archeth wusste nicht viele Einzelheiten, selbst wenn sie jetzt eine Aufholjagd veranstaltete wie alle anderen auch. Die Geschichte von Saril Ashants Ermordung in seinem eigenen Schlafzimmer hatte den Hof in den Grundfesten erschüttert, aber Imrana verfügte über ausreichend Verbindungen, um den Fluss an Informationen zu einem Tröpfeln versiegen zu lassen. Und die langen Jahre als unabhängige Frau bei Hofe hatten sie die geschickte Kunst gelehrt, niemandem weiter zu vertrauen als unbedingt nötig. Archeth bekam eine knappe Nachricht sowie ein paar Minuten Audienz, bei der Imrana die Ereignisse von Egars letztem Besuch umriss. Er ist kurz vor dem Morgengrauen mit einem kleinen Flittchen im Schlepptau aufgetaucht, irgend so ein Ding, das er glücklich aus den Händen sadistischer Priester und ihrer bösen Magie gerettet hat …
    Magie? Priester?
    Ja, nicht wahr? Aber Ihr wisst, wie er so ist, Archeth. Er erkennt nicht so recht einen Unterschied zwischen einem Schamanen mit Knochen durch die Nase oben im Norden und der Offenbarung. Für ihn ist das alles Magie, ist alles böse. Im Herzen ist er nach wie vor derselbe ungeschlachte romantische Schurke,

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