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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Garderobe abgeben und zusehen, dass aus dir ein Soldat wird, oder? Hör verdammt noch mal auf zu nicken, so was nennt man hier in der Gegend eine rhetorische Frage!
    Darhan löste sich aus der Umklammerung – Egar ließ es zu – und schlang dem Drachentöter heftig den Arm um die Schultern.
    »Scheiße, echt klasse, dich zu sehen, Eg. Wirf doch mal ’n Blick auf diese Idioten, die wir hier schleifen; vielleicht kommen da Erinnerungen hoch.«
     
    Und so war es.
    Auf dem ganzen Übungsplatz kämpften die jungen Männer im zunehmenden Licht. Schreie ertönten, Stöcke knallten. Darhan stand an der Südmauer, einen Becher heiße Brühe in der verletzten Hand, und gestikulierte zu seinen Schützlingen hinüber.
    »Etwa ein Monat«, sagte er nachdenklich. »Das ist das Äußerste. Mehr bleibt mir nicht, bis der Palast sie alle nach Demlarashan schickt. Sie leeren die Kasernen fast so schnell, wie ich die Leute ausbilden kann. Hältst du die da für bereit?«
    Egar hockte sich hin und lehnte den Rücken gegen die Mauer. Den eigenen geleerten Becher hatte er neben sich gestellt. Er beobachtete die Rekruten aus zusammengekniffenen Augen. Mittendrin schlug jemand ins Leere und verlor seinen Stab. Als er
sich danach bückte, stolperte sein Gegner in ihn hinein. Zwei weitere Rekruten hielten inne und lachten über das Durcheinander. Ein Ausbilder eilte brüllend herbei.
    Egar rieb sich das frisch rasierte Kinn.
    »Ist es das, was man hier in der Gegend eine rhetorische Frage nennt?«
    Darhan nippte an seinem Becher und schnitt ein Gesicht. »Ich weiß. Das Problem ist, der Kommandeur da unten sagt, er könnte das Ding auch ohne Elitetruppen schaukeln – nicht, dass Jhiral welche erübrigen könnte, du weißt schon, wegen diesem Scheiß da im Norden mit den Sumpfdämonen –, also nehmen sie, was wir hier ausstoßen, alles, was sie innerhalb kürzester Zeit bekommen. Sie sagen, es ist bloß das übliche Selbstmordkommando an Schwachsinnigen, aber …«
    »Aber ziemlich viele davon.«
    »Genau.« Darhan starrte zu den Rekruten hinüber, die sich erneut formierten. »Erinnerst du dich an die Sklaven der Reptilien?«
    Egar kicherte, aber das Kichern klang ziemlich eingerostet. »Geb mir Mühe, das zu vergessen.«
    »Ja, ja.«
    »Ach, nun komm schon, die hatten Fänge und Klauen und konnten dir mit einem Schwanzschlag das verfluchte Bein brechen. Ist hier kaum so, oder?«
    »Hoffentlich nicht.« Darhan stürzte seine Brühe hinunter und schüttete den Rest in den Sand des Übungsplatzes. »Überhaupt, was machst du hier oben, Eg? Suchst du Arbeit oder was?«
    »Nö, Kumpel. Bloß ’n paar Auskünfte.«
    »Über?«
    Egar sah blinzelnd in das helle Licht auf der anderen Seite des Platzes. Nun, da die Sonne aufgegangen war und er das Thema
gegenüber jemandem ansprechen konnte – kam ihm sein frisch erworbenes Gefühl, eine neue Aufgabe zu haben, etwas dämlich vor.
    »Du hast gehört, dass einige unserer Brüder hier unten die Münze der Zitadelle genommen haben? Offiziell angeheuert, meine ich. Uniform, der ganze Mist.«
    »Der Zitadelle?« Darhan wirkte verblüfft. »Glaub ich nicht. Würd mich vermutlich genau dran erinnern. Nicht, dass die Bande vom heiligen Gewand jemals sehr scharf auf solche wie uns gewesen wär. Wo hast du das übrigens gehört?«
    Egar winkte unbestimmt. »Irgendwo. Du weißt schon. Hab bloß gedacht, ich geh der Sache mal nach und sehe, ob …« Er winkte wiederum unbestimmt.
    »Ob was?« Darhan sah, wie er wusste, komisch auf ihn herab. »Was hast du damit am Hut, Eg? Warum sollte dich das auch nur einen Scheißdreck interessieren?«
    Warum, in der Tat.
    Komm schon, Drachentöter. Rück mit so viel raus, dass dir ein Mitstreiter aus der Steppe folgen kann.
    »Die Sache ist, Darh …« Langsam und gemessen. Das erste Mal, seitdem ihm die Idee gekommen war, fasste er sie in Worte und war erfreut darüber, dass sie sich nicht halb so bescheuert anhörte, wie er erwartet hätte. »Ich hab doch gerade diesen Job als Leibwächter. Hochrangig, bei Hofe, und sie hat einigen Ärger mit den Roben. Ist letztes Jahr passiert, sieht aber nicht so aus, als würd es sich abkühlen. Ich halt bloß nach ’ner Hintertür Ausschau. Versuche, ’n paar Informationen zu kriegen, vielleicht eine Vorwarnung, unter uns. Hab mir gedacht, dass ein anderer Majak es vielleicht ebenso sieht wie ich und mir etwas unter die Arme greift.«
    »Oder auch nicht«, sagte Darhan zweifelnd. »Selbst heutzutage
gilt nach wie vor

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