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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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brauchen, der ihre verfluchten Hunde füttert oder so.«
    Sie knallten die Fäuste gegeneinander.
    »Tat gut, dich wiederzusehen, Darh. Danke für die Suppe.«
    »He, mach ich doch für jeden Rekruten, für den die Zeiten schwer geworden sind. Das Mindeste, was ich tun kann. Ein Becher Brühe.«
    »Gastfreundschaft wie bei den Vorfahren.«
    »Ja, vielleicht bei deinen Vorfahren.«
    Egar grinste, zeigte als Abschiedsgruß eine obszöne Schamanengeste und ging davon. Er war schon halb über den Platz, wobei
er immer noch im Sonnenlicht vor sich hin kicherte, als ihm Darhan etwas nachrief. Egar blieb stehen, drehte sich um und empfing etwas, das wahrscheinlich eine obszöne Abschiedsgeste seinem Stamm gegenüber war.
    »Ja?«
    »Ist mir nur gerade eingefallen.« Die Stimme des alten Ausbilders trug mühelos über die Rufe und Schläge der Zweikämpfe hinweg. »Du bist hier wahrscheinlich am falschen Ort. Wenn du der Sache mit der Zitadelle wirklich auf den Grund gehen willst, versuchst du’s besser im Ponyglück. Immer noch dieselben Leute da.«
    Egar runzelte die Stirn. »Da? Unter der Brücke des Schwarzen Volks? Ich hab gedacht, das wär’ vor Jahren abgebrannt.«
    »Stimmt schon. Sie haben es wieder aufgebaut. Ist schon ein paar Jahre wieder in Betrieb. Heißt jetzt Echsenkopf.«
    »Oh, wie verdammt originell!«
    Darhan zuckte die Achseln. »Was willst du machen? Sie haben den Kopf.«

7
    Der imperiale Abgesandte war nicht sonderlich beeindruckt.
    »Wenn in Yhelteth Sklaven in Fesseln liegen«, schnaufte er und blickte hinaus auf das Grau, das mit dem Fortschreiten der Morgendämmerung langsam über das Buschland heraufkroch, »dann bleiben sie in Fesseln.«
    Die rote Xanthippe unterdrückte den Drang, dem Mann ein Messer direkt unter das ordentlich gekämmte Ziegenbärtchen in den Hals zu jagen. Es wäre ihr nicht sehr schwer gefallen; zwei Schritte entfernt, am anderen Ende des Zelts, überragte er sie sowieso um kaum anderthalb Zoll und hatte, wie die meisten Imperialen, denen sie begegnet war, das Gehabe einer Schwuchtel vom Hafen, die Illusionen über einen höfischen Stand hegte, und duftete auch so. Nutzloses Arschloch. Seit ihrem Abmarsch hatte er ununterbrochen über die Zustände gemeckert, und die endlosen Vergleiche, wie viel besser alles in Yhelteth erledigt wurde, ermüdeten sie allmählich. Sie mochte die Imperialen und ihre ach so verdammt überlegene Haltung nicht, selbst in allerbesten Zeiten. Und das hier – na ja, kurz vor dem ersten Hahnenschrei, eine schlaflose Nacht, fast ein ganzer Treck männlicher Handelsware entkommen oder getötet oder so verkrüppelt, dass der Versuch, sie noch zu verkaufen, sinnlos wäre, fast ein Dutzend ihrer Antreiber tot oder im Sterben sowie
ein weiteres Dutzend nach wie vor verschollen in den Bergen – das waren eindeutig nicht allerbeste Zeiten.
    Trotzdem – unter großer Willensanstrengung zwang sie sich, die Finger locker auf dem Griff des Obstmessers zu halten, mit dem sie gerade einen Apfel zum Frühstück schälte, und ein höfliches diplomatisches Lächeln wie Make-up aufzulegen. Schließlich benötigte sie die Gunst dieses Mannes. Alle benötigten sie. Eine bevorzugte Stellung als Zulieferer gewährte der Imperator nicht leichtfertig, und Trelayne war nicht die einzige Stadt in der Liga, die um ihre Position rang, nachdem die Liberalisierung jetzt den Handel wieder eröffnet hatte. Bleib nett, hatte Kitsch-Findrich ihr über einer Pfeife zur Feier des Tages geraten. Soll er sich ruhig überlegen vorkommen, wenn ihm das dabei hilft, seine Unterschrift aufs Pergament zu setzen. Ist bloß Geschäft, also musst du das schlucken.
    Ja, du hast gut reden, fauchte sie. Du musst nicht gut und gern zwei Monate mit ihm unterwegs sein.
    Findrich fixierte sie bloß mit seinen bleiernen Augen. Für Theatralik hatte er nicht viel übrig.
    Wir arbeiten jetzt legal, Xanthippe. Eine gleichermaßen bleierne Geduld in der krächzenden, von der Pfeife versengten Stimme. So läuft das halt.
    Ja, so lief das halt. Als wäre wieder überall Krieg. Die verfluchten parfümierten Imperialen, die herumstanden wie Priester auf einer Orgie, während sie und ihre Schläger aus der Liga sich ein Bein ausrissen, um die Flucht zu unterbinden. Findrichs Kumpel, der Gesandte und dessen vornehme Leibwache, hatten die ganze Nacht lang keinen Finger krumm gemacht, außer, um ihre verfluchten Fingernägel im Feuerschein zu mustern.
    Sie waren so verdammt erhaben über alles.
    Ihr juckte

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