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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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ein Kodex, Eg. Nimmst du ihr Geld, bist du ihnen die Schlacht schuldig. Übrigens bring ich denen das hier oben auch bei.«
    »Ja, aber die verfluchte Zitadelle?« Egar blickte zu seinem alten Ausbilder hoch. »Nun komm schon!«
    Ziemlich nah die Rufe und das Geklapper der Stäbe auf dem Platz. Darhan starrte zu seinen Männern hinüber.
    »Bist du jemals Marnak begegnet?«, fragte er distanziert.
    »Natürlich. Letztes Jahr, draußen in der Steppe.« Egar kicherte, um einen jähen Stich des Bedauerns zu überspielen. »Der alte Hund scheint nie alt zu werden.«
    »Er hat nicht daran gedacht, mit dir nach Süden zurückzukehren?«
    »Unmöglich. Er ist glücklich da oben, Darh.« Egar fügte nicht hinzu, dass die Umstände seines eigenen Abgangs Marnak nicht erlaubt hatten, irgendwelche Wünsche zu äußern. »Hat vermutlich seinen Platz in der Welt gefunden.«
    Darhan knurrte. »Hat er dir je erzählt, dass wir in ein paar Schlachten auf der jeweils anderen Seite gekämpft haben, damals, als er Geld von der Liga genommen hat? Damals, als wir jung waren?«
    Egar konnte sich nicht entsinnen.
    »Das hat er nie erwähnt«, meinte er strahlend. »Du willst auf was hinaus, oder?«
    »Worauf ich hinauswill, Eg, ist, dass es eine Zeit gab, da hätte Marnak mich durchaus töten können, wenn wir uns auf diesen Schlachtfeldern jemals direkt gegenüber gestanden hätten. Und er hätte es getan, ohne mit der Wimper zu zucken. Dasselbe gilt für mich. Das Reich hat mir den Sold gezahlt. Ich habe die Feinde des Reichs getötet. Tu’s noch immer, wenn der Ruf kommt. Wenn diese Feinde Majak sind, sogar Ishlinak-Majak – na ja,
Pech gehabt, ist aber halt so.« Darhan drehte sich um und sah ihn eindringlich an. »Man sollte sich nicht allzu sehr auf diese Sache mit den Stämmen verlassen, darauf will ich hinaus.«
    Egar schob sich langsam hoch.
    »Soll das ’ne Warnung sein, Darh? Du willst mir damit was sagen?«
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Dann schnaubte Darhan, schüttelte den Kopf und grinste den Boden an. Sah wieder auf, nach wie vor lächelnd.
    »Du bist ein verdammter Idiot, Drachentöter, das will ich dir sagen. Du und deine Loyalitäten! Das wird dich eines Tages noch den Kopf kosten. Sieh mal, vor ein paar Jahrzehnten waren es die Liga und das Reich, stimmt’s? Dann kamen die Echsen und haben alles kräftig durcheinander gewirbelt, also waren wir alle Freunde in der großartigen Allianz der Menschen. Und gleich anschließend sind wir einander wieder an die Gurgel gefahren, Liga und Reich, genau wie eh und je.«
    »Daran musst du mich nicht erinnern, Darh. Deswegen bin ich heimgekehrt.«
    »Ja, aber jetzt bist du wieder hier. Also haben sich die Dinge da oben vermutlich nicht wie erhofft entwickelt, stimmt’s? Das Leben in der Steppe ist nicht so, wie du es in Erinnerung hattest?«
    Egar verzog seinerseits das Gesicht. »Frag lieber nicht!«
    »Ja. Habe ich mir gedacht. Also, wie gesagt, du bist zurück, und jetzt sieht es so aus, als ob der Palast und die Zitadelle sich eine Weile lang heftig in der Wolle haben. Also was, Eg, also was, verdammt? Politik. Wird vorübergehen, genau wie die Echsen, genau wie der Krieg. Lass es gut sein, halt dich raus, wenn du kannst. Oder sorge zumindest dafür, dass du nicht unbezahlt zwischen die Fronten gerätst.«

    »Ich bin bezahlt worden, Darh.« Egar vollführte eine formelle Verneigung im Stil des yheltethischen Pferdeklans: Die gekrümmten Finger beider Hände auf Brusthöhe ineinander verschränkt, sodass sie eine flache doppelte Faust bildeten. Es war das Erste, was sie als Rekruten in der imperialen Kriegsmaschinerie gelernt hatten. Das Erste, was Darhan der Hammer ihnen beigebracht hatte. »So schlau hast du mich immerhin gemacht. Hör zu, ich muss los. Kunden abkassieren, Bordelle abklappern, du weißt schon. Tu mir trotzdem einen Gefallen! Wenn du was davon hörst, dass die Roben majakische Streitkräfte anheuern, schickst du mir einen Boten? Sie finden mich auf dem Boulevard des unsagbar Göttlichen, Nummer einundneunzig.«
    »Ja, bestimmt. Der Boulevard.«
    »Gut, nur vorübergehend. Bis ich selbst ’ne Wohnung hab, weißt du.«
    »Verdammich, ja, schön.«
    »Im Ernst.« Egar blinzelte. »Springt was für dich bei raus. Ich komm her und geb dir ein Bier aus.«
    »Ja, aber du gibst mir gefälligst ein ganzes Fass aus, wenn das wirklich deine Anschrift ist. Verdammter Hofschranze! Verschwinde, bevor ich mitkomme und nachsehe, ob die nicht jemand

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