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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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und was sie ganz bestimmt in den nächsten paar Sekunden täten, und, irgendwo und jenseits von allem, Seethlaws Stimme über die salzige schwarze Leere hinweg, die vom Fels einer Meeresklippe widerhallte.
    Ich sehe, was die Akyia sah, Gil. Ich sehe, was du werden könntest, wenn du es nur zuließest.
    Er sah das Zeichen des Gesandten, ein winziges Zucken des Fingers, aber schreiend laut für seine Sinne wie ein Tod auf dem Schlachtfeld. Er hörte das winzige Scharren der imperialen
Klingen, die rings umher aus den Scheiden glitten. Er spürte den Kampf hochschießen wie ölgetränkte Flammen.
    Er ließ los.
    Der Drachenzahndolch fiel aus dem linken Ärmel in seine Hand – er packte ihn, die Klinge nach unten, wirbelte herum und griff zugleich mit der rechten Hand an seinem Ohr vorbei nach dem Knauf des Rabenfreunds über seiner Schulter. Das raue Geflecht des Schwertgriffs schien sich von selbst in seine gekrümmte Handfläche zu schmiegen, schien gierig nachzudrücken, als er daran zog. Die kiriathische Scheide riss entlang ihrer Außenkante auf und spuckte den Rabenfreund aus.
    Die Imperialen hatten ihre Waffen ebenfalls gezogen.
    Er ließ sich auf ein Knie fallen. Kein Nachdenken über die Bewegung, es war, als fügte er sich einem Sturm von Kräften. Vage war ihm bewusst, dass ein Kavalleriesäbel über seinen Kopf hinwegpfiff. Er selbst schien sich am eigenen Brustkorb zu teilen – Drachenzahn nach links und in den nächstbesten imperialen Oberschenkel, Rabenfreund rechts und unter dem Hieb des Säbels durch. Er vermutete, dass er den Mann irgendwo zwischen Kehle und Bauch traf – bewegte sich jedoch zu schnell, um es herausfinden zu können. Es war ihm auch gleichgültig.
    Gebrüll.
    Und irgendwo Seethlaw. Lachend …
    Er ließ den Dolch, wo er war, und kam wieder hoch. Packte den Rabenfreund beidhändig und parierte. Wehrte zwei Klingen mit der aufsteigenden Kante seines Schwerts ab und gewann dadurch ein paar Schritte Bewegungsfreiheit für den Kampf. Erneut züngelte der kiriathische Stahl hervor, ungeduldig, leckte Irgesh über die Stirn. Der Hüter stolperte heulend zurück, und Blut strömte ihm das Gesicht herab. Es war ein Schnitt mit der Schwertspitze, keine tödliche Verletzung, nicht einmal eine
schwere, aber das konnte Irgesh in dem kreischenden, rot verschmierten Chaos des Augenblicks nicht wissen, und er sollte auch keine Gelegenheit erhalten, es herauszufinden. Ringil blockte eine weitere imperiale Klinge ab, rückte in der Drehung nahe an den Gegner heran und stellte ein Bein hinter seine Füße. Stieß heftig, und der Mann stürzte rücklings in die rauchende Asche des Feuers. Aufjaulend wälzte er sich heraus. Sein Mantel hatte an einem Dutzend Stellen Feuer gefangen. Ringil drängte sich eng an Irgesh, schlug den plumpen Versuch eines Blocks mit dem Entermesser beiseite und spießte den Mann durch die Eingeweide auf. Drehte die Klinge und zog sie zurück. Der Hüter gab einen weiteren Laut von sich, tief und knirschend, und der Rabenfreund löste sich in einem Schwall aus Blut und dem, was Irgesh zum Frühstück gegessen hatte.
    Knurrend fuhr Ringil herum. Es war ein Laut, wie ihn eine yheltethische Kriegskatze beim Sprung ausstoßen mochte. Bluttröpfchen spritzten vom kiriathischen Stahl, fein wie Sommerregen.
    Die Imperialen wichen zurück, weg von dem Ding in ihrer Mitte.
    Einer lag am Boden, tot oder im Sterben, oder einfach unter Schock von dem ersten Aufwärtshieb in seine Brust – dem Rabenfreund gefiel dieser Tage Knochen ebenso sehr wie Fleisch, und Ringil selbst hätte nicht sagen können, wie tief der Schnitt gegangen war. Die anderen waren nicht viel besser dran, einer wälzte sich kreischend in der Feuergrube und bemühte sich, herauszukommen, ein zweiter kämpfte darum, mit Ringils Dolch im Bein stehenzubleiben, nur einer war unverletzt, und auf den ging Ringil jetzt los.
    Aber es waren imperiale Soldaten, Mitglieder einer hochrangigen Ehrengarde des Reichs. Zusammengezogen aus einer völlig
anderen Ecke als Xanthippes Antreiber und nicht ganz das, was Ringil erwartet hatte. Der Mann in der Feuergrube streifte seinen Mantel ab, wälzte sich heraus und wäre binnen Sekunden wieder auf den Beinen. Der Mann mit dem Messer im Bein griff ungeschickt danach und hielt dabei den hungrigen Blick auf Ringil gerichtet. Der unverletzte Soldat trat vor, um seine Kameraden zu decken, und wehrte Ringils Angriff ab. Raues Kratzen von Stahl, als die Klingen aufeinandertrafen. Der

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