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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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Mein Kommando. Wenn ich etwas Dämonisches an Bord hole, wer weiß, welche Macht ich über uns alle heraufbeschwöre. Das werde ich nicht zulassen.«
    Die Staubmotten tänzelten. Der Rumpf der Fregatte quietschte leise in dem Halbdunkel. Männer warteten, standen dort in der Kühle oder hockten draußen in der Hitze in den schwankenden Beibooten. Alle beobachteten sie.
    Wie gewöhnlich.
    Archeth seufzte. »Na gut. Wo ist Galat? Holen wir die Meinung eines Hüters in dieser Sache ein, und dann können wir vielleicht alle heimfahren.«
     
    Sie hätte erwartet, dass er auf einer abgeschotteten Befragung bestehen würde, einer Kabine allein mit Anasharal, oder vielleicht sogar – um die Fregatte von jeglichem möglichen dämonischen Geruch freizuhalten – einem Rückzugsort irgendwo an der öden Küste.
    Aber Galat war hinsichtlich der Einzelheiten fast unbesorgt. Er schlug vor, dass sie Anasharal auf das Kommandodeck am Heck bringen sollten, wo die Segeltuchplanen die Sonne abhalten würden, die Brise jedoch ungehindert hindurchwehen könnte. Viel komfortabler für alle, wirklich. Und so könnten die Männer, die nicht gerade anderswo ihren Pflichten nachgingen,
die Beratungen mit anhören und sicher sein, dass ihre Anführer, geistlich wie militärisch, in ihrem Interesse handelten.
    Verdammt, dachte Archeth hinter einer Maske stillschweigender Zustimmung. Ein wahrer Gläubiger.
    Am Ende blieb die Schwert der göttlichen Gerechtigkeit vor Anker liegen, während Anasharal auf einen kleinen Zeremonienteppich im Schatten der Segeltuchplanen auf dem Kommandodeck gesetzt wurde, Hanesh Galat gegenüber, der formell auf einem ähnlichen Teppich mit einem Schreiber der Zitadelle neben sich im Schneidersitz saß. Die beiden Männer berieten sich murmelnd, dann nahm der Schreiber seine Feder und die Schreibrolle auf. Nyanar, Hald, Archeth sowie ein paar der Unteroffiziere der Fregatte saßen auf Kissen in einem Halbkreis darum. Und eine kleine Schar Seeleute und Marinesoldaten, die nichts Besseres zu tun hatten, lungerte auf dem Hauptdeck darunter herum und horchte auf alles, was die Brise zu ihnen herabtragen würde.
    Galat begann seine Befragung mit der formellen Vorstellung sämtlicher Beteiligten und ging dann direkt zu einer Reihe labyrinthischer klerikaler Erklärungen über. Archeth brachte es nicht über sich, länger als ein paar Minuten still dazusitzen, und ging an der dem Ufer zugewandten Reling auf und ab, wobei sie sich einzureden versuchte, dass ihre nagende Ungeduld, nach Hause zurückzukehren, nicht auf den Krinzanz-Entzug zurückzuführen war. Immer wieder kamen ihr Bilder des Schlafzimmers daheim in den Sinn – eine Holzschachtel mit zusammengerollten Zweigen neben dem Bett, wohlriechender Rauch in der kühlen Nachtluft, die eisige, anschwellende Flut in ihrem Kopf und Ishgrim, anmutig auf der Bank neben dem Fensterkasten kauernd, wie sie es manchmal tat, oder nackt und üppig und schmollmündig auf dem durcheinander gebrachten Diwan liegend,
wie sie es noch nie getan hatte, aber eines Tages, eines verfluchten Tages …
    Sie tat es mit einem Achselzucken ab. Die Botschaften, die ihr Körper aussandte, waren niemals untergründig gewesen.
    Aber vielleicht hatte Manathan ja recht. In den kommenden Jahrhunderten gäbe es reichlich Zeit, sich das Krin abzugewöhnen. Gerade jetzt …
    »… also müsstest du in jedem Sinn akzeptieren, dass ich dir unmöglich beweisen kann, was ich bin. Dämon ist ein willkürlicher Begriff, nicht so sehr eine Definition, sondern eher das Eingeständnis einer Lücke in einem definiertem Rahmen, der …«
    Gerade jetzt nervte das gewaltig.
    Obwohl Hanesh Galat anscheinend Spaß an der Sache hatte.
    »Aber die Offenbarung stellt eindeutig klar …«
    »Ja, eure Offenbarung hat Kriterien für die Definition einer dämonischen Wesenheit niedergeschrieben, natürlich. Aber nur kraft einer sogenannten Deformation der Natur, mit anderen Worten, über die Akte, in denen besagte dämonischen Wesenheiten schwelgen, und noch entscheidender, über die menschliche Wahrnehmung der unnatürlichen und negativen Auswirkungen jener Akte auf die menschliche Sphäre und die physikalische Welt. Also kann ein Dämon, der weder in der menschlichen Sphäre noch in der physikalischen Welt handelt, oder zumindest keinen Grund dazu liefert, unnatürliche und negative Auswirkungen auf diese Sphären auszuüben, nicht per se als Dämon definiert werden. Was das angeht, könnte man, obwohl sich das

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