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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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flüchtigen Augenblick lang war es ein Gefühl, als hätte er schwarze Flügel am Rücken.
    Der Axtkämpfer brach den Blickkontakt ab. Senkte die Augen, ließ die Hand von Ringils Arm herabfallen. Wandte sich ab.
    »Wollte bloß sehen, wo du deine Augen gehabt hast, verdammt, Mann«, brummelte er.
    »Das gilt auch für dich, Venj.« Ein gutmütiges Poltern, das Ringil wiedererkannte. »Hast doch gesagt, im Krieg wärst du Pionier gewesen. Haben sie euch nicht beigebracht, dass man die ganze Zeit über wachsam sein muss oder so einen Scheiß?«
    Es war der kahlköpfige Kopfgeldjäger aus dem Büro. Er baute sich neben dem Axtkämpfer auf, einen Arm vorsichtshalber seinem Kameraden auf die Brust gelegt, was in etwa gleichermaßen zurückhaltend und beschützend wirkte. Er war größer, als Ringil nach ihrem ersten Gespräch vermutet hatte, und grinste mit dem Selbstvertrauen eines Mannes, der daran gewöhnt war, jeden Raum zu beherrschen, in dem er sich aufhielt.
    »Wie geht’s dir, Shenshenath?«

    »Geht so. Gut.«
    »Klithren. Aus dem Kopfgeldbüro.«
    Ringil bekam seinen falschen yheltethischen Akzent immer besser in den Griff. »Ja, ich erinnere mich. Ihr seid wegen mir gekommen?«
    »Ja, nicht wahr?« Der Kopfgeldjäger zupfte an seinem verstümmelten Ohr. »Sieh mal, einige von uns sind es leid zu warten, bis das Büro seine Liste auf Vordermann bringt. Wir reiten zur Morgendämmerung raus und sehen mal, ob wir diesen Banditenabschaum nicht aus dem Wald scheuchen können und uns später um die Namen kümmern. Haben uns gefragt, ob du nicht mit dabei sein willst.«
    Ringil kämpfte mit seinem fieberumwölkten Verstand. »Ich?«
    »Ja, du. Ich bilde mir was drauf ein, Männer mit Stahl einschätzen zu können. Und du bist wie ich, du hast ein Kommando gehabt. Hast den Rang, die Erfahrung. Wäre froh drum, wenn solche Männer mit uns reiten.«
    »Ah, ja.« Ringil warf einen Blick zu Eril hinüber. Der Schläger von der Sumpfbruderschaft zuckte die Achseln.
    »Dein Kumpel ist natürlich auch willkommen« , sagte Klithren rasch. »Hab nicht gewusst, dass du Kumpanen dabei hast. Hatte gedacht, du würd’st allein arbeiten. Hast wie ein Einzelgänger ausgesehen, weißt du. Aber dieser Bursche sieht so aus, als käme er gut allein zurecht. Du bist ebenfalls willkommen, Kumpel.«
    Eril neigte den Kopf. Ringil sagte nichts. Klithren sah von einem zum anderen.
    Das Schweigen dehnte sich.
    »Also, äh, sieh mal.« Brüsk. »Ich stell mir das so vor: Die Jungs hier kriegen alle den gleichen Anteil, dein Mann eingeschlossen, und wir beide als Kommandanten kriegen noch einen Zuschlag auf alles, was wir insgesamt so reinholen. Ist das okay?«

    Ringil gab sich Mühe. Er legte eine Hand ans Kinn und rieb sich über die Stoppeln, als würde er das Angebot ernsthaft in Erwägung ziehen. Er zögerte es so lange hinaus, wie er sich traute, und sein Kopf schwirrte beim Gedanken daran, sich zur Morgendämmerung auf eine harte Verfolgungsjagd nach sich selbst zu begeben.
    »Ja«, brachte er heraus. »Ja. Das wäre akzeptabel. Der Gewinn. Gut. Und du sagst, zur Morgendämmerung?«
    »Ja. Gehen zum scheckigen Tor raus. Du weißt, wie du da hinkommst?«
    »Ja. Ich … das scheckige Tor. Natürlich.« Hör auf, so in dich rein zu murmeln, verdammt, Gil! Reiß dich zusammen. »In der Ostmauer. Ja.«
    »Also bist du dabei?«
    Ringil riss sich etwas zusammen. »Ich werd da sein, ja.«
    »Gut.« Der Kopfgeldjäger sah sich triumphierend unter seinen Männern um. »Hab’s euch gesagt, oder? Der Imperiale erkennt eine Gelegenheit, gutes Geld zu machen, wenn er sie sieht. Hier, gib mir deine Hand drauf, Shenshenath.«
    Ringil packte die lederartige Hand des Schwertkämpfers und zwang sich, etwas Druck mit seinen Fingern auszuüben und zu lächeln. Klithren erwiderte den Druck, nur etwa halb so fest wie der Biss eines Kriegshundes.
    »Siehst du, genau davon rede ich.« Wiederum schien er sich mehr an seine Gefährten zu wenden als an Ringil. »Diese alte Magie der Allianz, genau wie damals im Krieg. Jetzt hält uns niemand auf, hm?«
    Ein wenig halbherzige Zustimmung seitens der anderen Männer. Der Axtmann funkelte ihn an und beteiligte sich nicht, was Klithren anscheinend nichts ausmachte. Er ließ Ringils zermalmte Hand los und winkte abschätzig mit dem Arm.

    »Ah, beachte sie nicht. Das ist ’ne Bande von verdammten Weichlingen. Ich hab mehr als zwei Stunden auf sie eingeredet, sie sollten nicht einfach auf ihren Ärschen sitzen und

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