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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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seither zur Einschüchterung abgefeuert hatte, vermutete Archeth Menkaraks Hand oder die Hand von Hütern, die seine bornierten Ansichten teilten.
    Was immer der kleine Scheißer da oben am Fluss anstellte, es wäre einen Blick wert.
    »Meinst du, du kriegst mich da rein?«, fragte er.
    Harath sah ihn über seine beladene Gabel hinweg an. »Wo rein? Afa’marag? Ich bezweifle es. Alnarh hat den anderen gesagt, sie sollten mir nach meinem Rausschmiss die kalte Schulter zeigen.«
    »Ja, nun, ich habe eigentlich nicht an den Vordereingang gedacht.«
    »Oh.« Ein langsames Nicken. Der Ishlinak schaufelte sich das Essen in den Mund und grinste beim Kauen. »Also gut, hab’s kapiert. Ja. Das ist machbar. Der Ort ist uralt, fällt auseinander. Ich kenn ’nen ganze Haufen Stellen, wo du mit ’ner verbogenen Haarnadel einbrechen könntest. Wenn du magst, zeig ich’s dir natürlich.«
    »Was ist, wenn du mitkommst?«
    Harath zögerte. Schluckte sein Essen hinunter und lehnte sich zurück. »Was soll das, Skaranak? Weshalb willst du da rein? Komm schon, sag mal! Mann, wenn du ’ne billige Muschi aus der Liga suchst, kann ich dich zu etlichen …«
    »Es geht nicht um die Mädchen.« Eilig. »Auch nicht um die
Jungs. Wie gesagt, Menkarak steht auf der Gegenseite meines Auftraggebers, und ich suche bloß nach einer Schwachstelle. Ich möchte lediglich da rein, ein bisschen rumschnüffeln, sehen, was ich finde. Wieder raus, ohne viel Lärm zu veranstalten.«
    »Ich möchte mit keinem von den Burschen aneinandergeraten. Nicht mit Stahl.«
    »Werden wir auch nicht.«
    »Weil die mal meine Freunde waren, nicht? Ohne Alnarh wären sie’s wahrscheinlich noch. Dieser ganze Scheiß unten im Echsenkopf? Das ist bloß losgegangen, weil ich Elkret einen ausgegeben habe und Alnarh ihm gesagt hat, er soll das wegschütten. Verdammte Sau.«
    Egar rutschte auf seinem Stuhl vor. »Mein Sohn, sieh mich an! Wir werden mit deinen Freunden nicht aneinandergeraten. Wir werden mit keinem aneinandergeraten. Wir gehen rein, wir sehen uns um, wir stellen vielleicht ein paar Fragen an die Sklaven, dann gehen wir raus. Es muss niemand je erfahren, dass wir da waren, wenn wir es richtig anstellen. Aber ich brauche dich, damit du mir den Weg rein zeigst, und ich brauche dich, damit du mir den Rücken freihältst, während ich drinnen bin. Wenn du das tust, sorge ich dafür, dass deine Miete für den restlichen Monat beglichen ist und lege noch fünfzig Elementaler in bar oben drauf. Erspart dir eine Weile lang, auf Witwenjagd zu gehen.«
    Harath machte sich wieder über seine Mahlzeit her. Zuckte mit den Schultern. Kicherte, als er das Brot brach. »Okay, Mann, was soll ich dazu sagen? Ich bin dabei. Geld ist Geld.«
    »Geld ist Geld«, stimmte Egar zu. »Und ich lege noch weitere zwanzig drauf, wenn wir fertig sind. Du möchtest wissen, wofür?«
    »Natürlich.« Eine wegwerfende Geste – die Aufmerksamkeit
des jüngeren Mannes löste sich nicht von seinem Teller. »Sag’s mir schon!«
    »Damit du den Mund hältst. Dich nicht unten im Echsenkopf besäufst und ein Garn spinnst, wie du in Begleitung eines Drachentöters in einen Tempel der Zitadelle eingebrochen bist.«
    Ein unverbindliches Knurren. »Klingt nach einem guten Garn. Ein paar Biere wert.«
    »He.« Egar schnippte mit den Fingern unter Haraths Nase. Hatte ihn dadurch jetzt Auge in Auge vor sich. »Du hörst zu, was ich dir sage, Ishlinak. Zuallererst. Maulhalten. Darauf möchte ich deinen Blutschwur.«
    »Okay, Drachentöter, okay. Entspann dich. Ich bin verdammt noch mal dabei. Blutschwur, du hast ihn.«
    »Gut.«
    Egar lehnte sich wieder zurück, sah hinaus zur Brücke des schwarzen Volks und zum Fluss, während der andere Mann aß. Auf der anderen Seite der Stadt hatte der Tag den Scheitelpunkt überschritten, die Hitze des Mittags ergoss sich hinab zum Nachmittag. Der Verkehr wand sich über die ebenholzschwarzen Durchfahrten der Brücke, Wagen, Reiter, die stapfende Mehrheit zu Fuß. Einige Soldaten, auf deren Helmen und Kettenhemden die Sonne glitzerte. Ein Sklaventreck, staubbedeckt, der in die Stadt und zum Ende seiner Reise stolperte.
    Er erwischte das lose Ende des Gedankens. Sah über den Tisch zu Harath hinüber.
    »Dieses Sklavenmädchen. Du meinst, die weiß was?«
    Der Ishlinak grinste auf seine Füße hinab, nach wie vor kauend. »Sie wusste jede Menge, Bruder. Hatte so einiges drauf, sag ich dir, Mann …«
    Er schüttelte in amüsiertem Entzücken den Kopf.
    »Das hat

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