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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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dir gefallen, was?«

    »Allerdings.« Harath schluckte und griff nach dem Brot. Beugte sich über den Tisch und wedelte mit dem Brocken, den er abgerissen hatte. »Sieh mal, in den letzten paar Jahren hatte ich mehr Fotzen, als der Älteste eines Klanherren sein ganzes Leben lang zu Gesicht bekommt. Ich muss fast jedes Bordell im Reich von innen gesehen haben, von Dashara bis Demlarashan. Aber das war immer noch einer der besten Ficks, den ich je hatte.«
    Das war allgemeines Geschwätz – Urann wusste, in Haraths Alter hatte er genug Ähnliches angestellt. Aber allein nur die vage Möglichkeit …
    »Sie hat was als Gegenleistung verlangt?«
    Der andere Majak lachte. »Also, Mann – was glaubst du denn? Sie da rauszubringen. Was könnte ein Sklave wohl sonst von dir wollen?«
    »Was ist also mit ihr passiert?«
    Harath, der Soße mit dem abgerissenen Brotstück auftunkte, zuckte die Achseln und sah nicht auf. Schüttelte den Kopf beim Kauen.
    »Weiß nicht, hab sie nie wiedergesehen. Warum?«

15
    Ringil sah Eril über den Tisch hinweg an. Ihre Schwerter waren oben in ihren Zimmern, ebenso Mäntel und Gepäck. Er sprach leise und gleichmütig.
    »Soldaten, soso.«
    Eril lehnte sich demonstrativ auf seinem Stuhl zurück. »Was wollen sie denn, Junge? Ist es die Wache?«
    Der Junge schüttelte den Kopf und leckte sich erneut die Lippen.
    »Nein, Mylords. Es sind Freischärler.«
    Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Flehentliches, wie er seine beiden Gäste so ansah. Noch nicht allzu lange her, seitdem der Krieg hier durchgezogen war. Hinerions Mauern hatten gut gegen das schuppige Volk standgehalten, aber die darauffolgenden Grenzscharmützel zwischen Kräften des Reichs und der Liga waren brutal für die Einwohner gewesen. Die übliche Weisheit der Gaststättenbesitzer in der ganzen Region: Vergiss Uniformen oder nominelle Bündnisse – wenn jemand eine Waffe und Narben trägt, ist Vorsicht geboten wie bei einem x-beliebigen hungrigen wilden Hund. Aufmerksam Nahrung und Wasser reichen, laufen, als würde man Dracheneier tragen, und niemals, niemals, zwischen rivalisierende Banden geraten.

    »Na gut«, sagte Ringil und erhob sich. »Wir gehen raus und reden mit ihnen. Mach dir keine Sorgen.«
    Aber einen Augenblick lang – er gestattete sich diesen Luxus des Selbstmitleids, als er vom Tisch aufstand – fragte er sich, ob Dakovash wegen seiner Frechheit neulich nicht doch dämonenhaft beleidigt gewesen war und ihn in eine Falle gelockt, ihm den Plan, nach Hinerion zu gehen, eingeflüstert und ihn im Glauben gelassen hatte, es sei seine eigene Idee gewesen, damit er wie eine Ratte in die Falle gehen, in die Kerker hinabgeschafft werden und unter Schreien verrecken würde.
    Er schauderte.
    Diese verfluchte Grippe.
    Durch den Kerzenschimmer und die verräucherte Luft des Hauptgastraums erkannte er undeutlich die Silhouetten von einem halben Dutzend stämmiger Gestalten. Die Waffen an den Hüften und über der Schulter zeichneten sich deutlich ab; die anderen Gäste der Kneipe machten den Männern instinktiv Platz. Einer oder zwei belästigten müßig Gäste und Kellnerinnen. Schmatzten mit den Lippen und gaben Schlürflaute von sich, als sich die mit Geschirr beladenen Frauen an ihnen vorbeiquetschen wollten. Die unvermeidlichen tätschelnden Hände wurden stoisch ertragen. Ein untersetzter Axtkämpfer beugte sich tief über einen Tisch, sah den Speisenden mit einem spöttisch-freundlichen Grinsen ins Gesicht und machte eine dieser aufdringlichen Bemerkungen, die entweder eine schwächlich lächelnde Kapitulation erforderten oder eine beleidigte Reaktion mit anschließender Schlägerei.
    Ringil ging an ihm vorüber und stieß ihn heftig mit der Hüfte an, was dem Mann die Arme wegriss, mit denen er sich aufstützte, sodass er mitten im Satz von der Tischkante abrutschte und fast hingefallen wäre.

    »Auu!«
    Es war kein Schrei, eher ein entrüstetes Aufjaulen, in die Höhe getrieben durch die Überraschung. Aber der Axtkämpfer fing sich mit der furchterregenden Anmut des Kriegers, drehte sich um die eigene Achse, packte Ringil beim Arm und zog ihn zu sich herum.
    »Verdammt, du …«
    Und seine Stimme erstarb angesichts Ringils Blick.
    Sie standen so nahe voreinander, dass der Mundgeruch des Mannes sich auf Gils Gesicht legte wie etwas Greifbares und Gil das Gefühl bekam, er würde dort gerinnen und sich über die Haut verteilen wie Schmiere. Er sprach kein Wort, sondern sah den anderen einfach an.
    Einen

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